Seelenpflege 2016-3-4 Spezial

Interview
Während eines Praktikums auf einem biodynamischen
Hof in Norwegen entdeckte ich erste Bücher von R.
Steiner. Bei meiner späteren Arbeit in sozialtherapeutischen
Wohngemeinschaften habe ich die Atmosphäre
genossen, besonders das Vertrauen und
dass ich Verantwortung übernehmen durfte. Meine
Neugierde auf die sozialtherapeutische Arbeit
wurde geweckt, deswegen wollte ich mehr lernen
und habe mit dem Studium an der Rudolf Steiner
Hochschule in Oslo begonnen.
Beim Schreiben meiner Bachelor Arbeit fiel mir auf,
dass es wenig norwegische Literatur mit anthroposophischem
Hintergrund zum Thema Behinderung und
Demenz gibt. Auch in den Schriften Steiners habe
ich nichts dazu gefunden, was möglicherweise an der
heutigen Aktualität dieses Themas liegt. Deswegen
denke ich, dass die Demenz eines von vielen Themen
ist, mit denen wir uns auseinander setzen müssen.
Ich wünsche mir, dass es immer mehr Menschen gibt,
die die anthroposophischen und fachlichen Werte
und das Wissen mit mir teilen, ja mittragen. Es sollte
mehr Austausch zwischen den Einrichtungen stattfinden.
Fachlich und menschlich gesehen ist mein
Studium enorm bereichernd, deswegen sollte es von
den Einrichtungen gefördert werden. Andere Elemente
sind Offenheit, Humor, Kreativität und Struktur.
Die Orte an denen wir arbeiten, sollten Orte des Vorbildes
für Vertrauen und Wärme sein. In unserer
Zeit brauchen wir diese Qualitäten als Gegenbewegung
zu Kontrolle (Vertrauen) und der digitalen
Welt (Wärme). Vertrauen, wie ich es erlebt habe, hat
meine Motivation geweckt.
Sozialtherapie sollte eine Brücke zwischen der Gesellschaft
und dem Individuum mit Behinderung bilden.
Es besteht eine grosse Gefahr der Isolation von
Menschen mit Behinderung und dabei haben sie so
viele Qualitäten, die die Welt farbiger machen.
I first discovered books by Rudolf Steiner during
a practicum on a biodynamic farm in Norway.
Later, in my work in social therapeutic communities,
I enjoyed the atmosphere – especially the
trust and the fact that I was allowed to take on
responsibility. My curiosity regarding social therapeutic
work was awakened; I wanted to learn
more, so I began studying at the Rudolf Steiner
College in Oslo.
While writing my bachelor’s thesis, I noticed the
lack of Norwegian anthroposophic literature on
the topic of disability and dementia. I also found
nothing in Steiner’s writings that touches on the
current importance of this topic. For this reason,
I believe that dementia is one of the many topics
we need to address today.
My wish is for more and more people to share anthroposophic
values and knowledge on the subject
with me – to help carry them into the future.
There should be more exchange between the
various institutions. My course of study is enormously
enriching, both topically and humanly,
and should really be supported by the institutions.
Other elements are openness, humour, creativity
and structure.
The places where we work should be havens of
trust and warmth. We need these qualities in our
time to counteract control (trust) and the digital
world (warmth). My experience of trust awakened
my motivation.
Social therapy should be a bridge between society
and the individual with a disability. The danger of
isolation for people with disabilities is great, and
yet they have so many qualities that make the
world more colourful.
Translation from German: Tascha Babitsch
Zeitschrift Seelenpflege Spezial / 2016
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