22.02.2013 Aufrufe

Inhalt: - Naturschutzzentrum Kleve

Inhalt: - Naturschutzzentrum Kleve

Inhalt: - Naturschutzzentrum Kleve

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

9<br />

Herkunft, die Bewohner der Weichholzaue sein können. Diese Arten wurden vornehmlich an den Standorten<br />

"Auwald" und "Röhricht" erfasst. Am Standort "Hecke" wurden zudem Arten nachgewiesen, die im Wald an<br />

Laubhölzern leben. Die "Intensivweide" war durch Schmetterlingsarten hauptsächlich aus der Familie der<br />

Eulenschmetterlinge geprägt, deren Larven als nachaktive Wurzelfresser an Gräsern gefürchtete Landwirtschaftsschädlinge<br />

sein können. Eine seit drei Jahren nur extensiv genutzte "Extensivweide" bot im Vergleich<br />

bereits mehr Arten Lebensraum als die Intensivweide, z.B. dem als entomofaunistische Kostbarkeit geltenden<br />

Eulenschmetterling Herminia cribrumalis. Wärmeliebende Arten der offenen Landschaft, die atlantomediterraner<br />

oder pontomediterraner Herkunft sind, fehlten fast völlig, weil ihnen im Untersuchungsgebiet<br />

entsprechende Habitatressourcen (sandige Dünen, Kiesbänke, Blänken entlang der Gewässer) fehlen (mögliches<br />

Ersatzhabitat: Kiesgruben). Ferner fehlten bei der Untersuchung die typischen Arten der Hartholzaue, weil<br />

dieser Lebensraumtyp in den verbliebenen Auenbereichen des Unteren Niederrheins nicht vertreten ist.<br />

Insgesamt wurden 104 Arten aus 10 Familien in 972 Individuen nachgewiesen, davon 7 Arten in 19 Individuen<br />

der Roten Liste für Nordrhein-Westfalen (6,7%). Der Anteil der Noctuidae (Eulenschmetterlinge) an der<br />

Gesamtartenzahl beträgt 63%, der Geometridae (Spannerschmetterlinge) 21% und der Arctiidae (Bärenspinner)<br />

4%, der aller anderen Familien weniger als 4%. Unter den Individuen dominieren die Arten der<br />

Eulenschmetterlinge mit 79%, es folgen die Spannerschmetterlinge mit 12% und die Bärenspinner mit 5%. 398<br />

Exemplare entfallen auf die vier Eulenschmetterlingsarten Rhyacia plecta, R. c-nigrum, R. rubi und Triphaena<br />

pronuba. 36 Arten wurden nur in einem Exemplar gefunden sowie weitere 21 Arten, meist in mehreren Exemplaren,<br />

auch nur an einem Standort.<br />

Die höchste Arten- und Individuenzahl wurde am Standort "Hecke" registriert: 73 Arten und 475 Individuen<br />

(73/475), im "Auwald" 46/236, im "Röhricht" 25/114, in der "Extensivweide" 25/98 und der "Intensivweide"<br />

17/45. Insgesamt wurden 40 Arten dynamischer Auenbereiche und Flussniederungen gefunden (Tab. 2):<br />

Tab. 2: Am Bienener Altrhein festgestellte Nachtfalter-Arten, die typische Bewohner von Auen und Flussniederungen sind<br />

(Artnamen und -nummern nach Koch 1984 und Angaben zum Rote-Liste-Status [NRW, Niederrheinische Bucht])<br />

Acronycta megacephala 3016 Diaphora mendica 2061 Monima gothica 3148 Polia dissimilis 3114<br />

Amathes circellaris 3246 Elaphria morpheus 3317 Monima incerta 3154 Pterostoma palpinum 2164<br />

Amathes lota 3244 Epione repandaria 4317 Monima stabilis 3152 Selenia bilunaria 4304<br />

Amathes lychnidis 3242 Eupithecia tenuiata 4208 Oligia fasciuncula 3288 Semiothisa notata 4323<br />

Amorpha populi 2127 Gortyna leucostigma 3328 ; 2,2 Palimpsestis ocularis 2176 Sidemia fissipuncta 3297<br />

Archanara sparganii 3361; 3,3 Hemistola chrysoprasaria 4016 ; 2,2 Parastichtis obscura 3278 Sideridis impura 3169<br />

Atethmia xerampelina 3252; 2,3 Herminia cribrumalis 3443 ; 1,1 Pergesa elpenor 2136 Smerinthus ocellatus 2126<br />

Cabera exanthemata 4292 Hoplodrina ambigua 3314 ; 3,* Phalera bucephala 2166 Sterrha dimidiata 4056<br />

Calothysanis amata 4021 Hydroecia micacea 3334 Pheosia tremula 2150 Trachea atriplicis 3301; 3,*<br />

Calymnia pyralina 3343 Lomaspilis marginata 4283 Phragmitiphila typhae 3348 Triphaena interjecta 3098<br />

Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen für das Gebiet, z.B. in Form von Mahdplänen und Bewirtschaftungsvorgaben,<br />

dürften im Hinblick auf die nachgewiesenen Nachtfalter vor allem in der Fortführung der<br />

Extensivierungsmaßnahmen auf den Wiesen und Weiden sowie auf den Böschungen entlang der Deiche liegen,<br />

die eines begleitenden Monitorings (Fortführung der Bestandsaufnahmen) bedürfen. Auf der Probefläche<br />

"Extensivweide" haben sich seit dem Beginn der Extensivierungsmaßnahmen einige bemerkenswerte Arten<br />

eingestellt. Die Artenspektren von "Auwald", "Röhricht" und "Hecke" zeigen, dass das Gebiet des Bienener<br />

Altrheins nicht homogen ist. Jeder Teillebensraum beherbergt Arten, die nur dort vorkommen. Allen gemeinsam<br />

ist aber, dass es sich bei knapp der Hälfte der Arten trotz der in der Vergangenheit stattgefundenen Belastungen<br />

immer noch um typische Arten der Auenbereiche und Flussniederungen handelt, die ganz besonders an die<br />

Dynamik eines solchen von Hochwasserereignissen geprägten Lebensraums angepasst sind. In diesem<br />

Zusammenhang müssen Vorschläge, die dem Gebiet diese episodischen, aber doch häufigeren Ereignisse<br />

nehmen (Erhöhung bzw. Nivellierung der Deichkronen) zurückgewiesen werden. Sollten sie realisiert werden,<br />

dürften viele dieser naturschutzfachlich hoch zu bewertenden Arten in einer sonst stark belasteten Umgebung<br />

keine Überlebenschance haben. Vielmehr sollte in das Gebiet noch mehr Dynamik eingebracht werden, um auch<br />

Arbeitsbericht 2000 des <strong>Naturschutzzentrum</strong>s im Kreis <strong>Kleve</strong> e.V.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!