zur Person - D&K drost consult
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Das Bild des „Lateinischen Kreuzes” sollte aufgegriffen werden und die Fortsetzung der „imperialen<br />
römischen Tradition” <strong>zur</strong> Anwendung kommen. Die städtebauliche Planung der Sowjetunion<br />
hingegen forcierte die Rückkehr zum Monozentralismus des städtebaulichen Radial-Ring-<br />
Systems, was eine drastische Veränderung für die Stadt bedeutete, denn die bisherige Entwicklung<br />
sollte praktisch nivelliert werden.<br />
Der genetische Code dieser städtebaulichen Struktur ist die „koloniale Übertragung der städtebaulichen<br />
Formen von Moskau und St. Petersburg”.<br />
VII. Etappe: Zweite Hälfte bis Ende des 20. Jahrhunderts<br />
Nach der Verwandlung von der Hauptstadt Ostpreußens in eine provinzielle russische Stadt fügte<br />
sich Kaliningrad exakt in die Kategorie der „Provinz” ein, denn dieses Wort hatte im Römischen<br />
Reich die Bedeutung „des besiegten Landes”. Bei der Betrachtung dieser Etappe muss man den<br />
Begriff der „Beutestadt” anführen, es gilt schließlich – aus russischer Sicht – festzustellen, dass<br />
das „Fremde” zu „Unserem” wurde. Man eignete sich die Stadt an und kolonisierte sie, so dass<br />
sich nach einer kurzen Anpassungsphase die Betrachtungen differenzieren und in Kategorien<br />
wie „unser-fremd”, „alt-neu” oder „Vergänglichkeit-Zukunft” subsumieren ließen.<br />
Am Anfang der 1950er Jahre wurde in den zerstörten Teilen der Stadt ein Standort gesucht, der<br />
eine selbständige städtebauliche Einheit für repräsentative Zwecke beherbergen könnte – der<br />
Stanlingradkij Prospekt (heute Prospekt Mira). Als Ergebnis dieser Bemühungen entstand ein<br />
Ensemble im Sinne des stalinistischen monumentalen Neoklassizismus.<br />
Zu Beginn wurde der Wiederaufbau noch auf Grundlage der historisch gewachsenen Stadtstruktur<br />
durchgeführt, weshalb das Stadtbild zu jener Zeit aus zwei Komponenten bestand: den<br />
architektonisch bzw. städtebaulichen Strukturen der deutschen Zeit und den Strukturen der neuen,<br />
sowjetischen Periode. Die in den 1960er Jahren entwickelten Generalpläne der Stadt bedeuteten<br />
allerdings eine vollständige Abkehr von den historischen, jahrhundertelang bestehenden<br />
Planungsinhalten der Stadt. Die architektonischen Unionswettbewerbe, die 1964 und 1974<br />
durchgeführt wurden, brachten neue Entwürfe hervor. Letztlich wurde eine neue ideologische<br />
Richtung vorgegeben und die vollständige Abschaffung der vorherigen architektonischen bzw.<br />
städtebaulichen Ausgestaltung beschlossen. Am Anfang führte das dazu, dass an gleicher Stelle<br />
zwei absolut verschiedene Städte entstanden, ihre architektonischen bzw. städtebaulichen Strukturen<br />
zusammenstießen und später die gestalterische Ausprägung, der Maßstab, der Charakter<br />
der Stadt und das gesamte Stadtbild grundlegend geändert wurden.<br />
Der inhaltliche Kern der neuen sowjetischen Stadt war die Ausweisung einer offenen, freien<br />
Fläche von 85 Hektar im Zentrum und ihre Querung durch zwei städtebaulichen Achse (Moskowskij<br />
und Leninskij Prospekte), die mittels einer neuen dominanten Symbolik (dem Haus der<br />
Sowjets) an städtischer Bedeutung gewinnen sollte.<br />
Mit dem Übergang zum industriellen Massenbau begann das soziale und wirtschaftliche Experiment<br />
in der Architektur, das die Diktatur der Standardisierung und des Typenbaus einführte – die<br />
ihrerseits die neuen Prinzipien in der Stadtgestaltung vorbestimmten. An die Stelle der Ensem-<br />
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