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Pflichten und Kontrolle - Flotte.de

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DRUCK-SACHE Die<br />

Hubraum ist durch nichts zu ersetzen – außer<br />

durch noch mehr Hubraum. Wer kennt diesen<br />

Spruch nicht? Natürlich, er ist wahr, viel Hubraum<br />

sorgt für viel Power im unteren Drehzahlbereich,<br />

für elastisches Fahren, generiert allerdings auch<br />

hohe Rechnungen an <strong>de</strong>r Tankstelle <strong>und</strong> mithin<br />

viel CO 2 . Aber mal ehrlich: Wer möchte <strong>de</strong>nn in<br />

Sachen Motorleistung schon Rückschritte machen?<br />

Um <strong>de</strong>m Leistungshunger gerecht zu wer<strong>de</strong>n,<br />

bedienen sich die Ingenieure immer häufiger<br />

eines bestimmten Tricks: Downsizing. Will<br />

heißen: Der Hubraum schrumpft, die Leistung<br />

steigt. Die Zauberformel heißt schlicht <strong>und</strong> einfach<br />

Aufladung.<br />

Nun sind Turbola<strong>de</strong>r freilich keine Erfindung <strong>de</strong>r<br />

letzten Jahre, schon vor mehr als drei Jahrzehnten<br />

hatten Hersteller wie BMW o<strong>de</strong>r Porsche aufgela<strong>de</strong>ne<br />

Motoren im Programm. Doch diese bargen<br />

auch Probleme. Denn <strong>de</strong>r Turbola<strong>de</strong>r spricht<br />

nur bei schnellem Abgasstrom an, welcher<br />

wie<strong>de</strong>rum lediglich bei höheren Drehzahlen gegeben<br />

ist. Plötzlich einsetzen<strong>de</strong>r Schub stört die<br />

Leistungsentfaltung <strong>und</strong> verhagelt <strong>de</strong>m Triebwerk<br />

die Charakteristik. Außer<strong>de</strong>m entsteht <strong>de</strong>r Eindruck<br />

einer Anfahrschwäche – Alltag bei heutigen<br />

Dieselmaschinen. Sie kommt zustan<strong>de</strong>, weil<br />

<strong>de</strong>r Motor in ein Drehmoment-Hoch gerät, sobald<br />

<strong>de</strong>r La<strong>de</strong>r die Arbeit aufnimmt, in <strong>de</strong>r Regel kurz<br />

vor 2.000 Umdrehungen je Minute. Frühere Sauger-Diesel<br />

entfalteten ihre Leistung linear. Für<br />

bullige Charakteristik gera<strong>de</strong> bei niedrigen Drehzahlen<br />

sorgt also <strong>de</strong>r Turbo nicht.<br />

Dafür aber <strong>de</strong>r Kompressor. Hier han<strong>de</strong>lt es sich<br />

um mechanische Aufladung, das heißt, <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>r<br />

wird nicht durch die Abgase angetrieben, son<strong>de</strong>rn<br />

viel effizienter über einen weiteren Riemen.<br />

Kompressormotoren liefern genau jenes Ergebnis,<br />

das Fans hubraumstarker Triebwerke schätzen:<br />

Bulliger Antritt aus <strong>de</strong>m Drehzahlkeller.<br />

Volkswagen beispielsweise hat einen Motor entwickelt,<br />

<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong> Aufla<strong>de</strong>techniken miteinan<strong>de</strong>r<br />

kombiniert. Der sogenannte TSI-Motor wird im<br />

unteren Drehzahlbereich vom Kompressor beflügelt<br />

<strong>und</strong> obenrum turbo-beatmet. Heraus kommt<br />

eine satte Leistung von 170 PS bei gera<strong>de</strong> mal 1,4<br />

Litern Hubraum. Mit r<strong>und</strong>en sieben Litern Durchschnittsverbrauch<br />

kann sich die Maschine zeigen<br />

– <strong>de</strong>r 20 PS schwächere Zweiliter-Direkteinspritzer<br />

verbraucht mehr.<br />

Allerdings hat sich auch bei <strong>de</strong>n reinen Turbos<br />

viel getan – variable Turbinengeometrie ist heute<br />

Stand <strong>de</strong>r Technik. Somit sprechen die La<strong>de</strong>r<br />

schon bei niedrigeren Drehzahlen an, nämlich<br />

dann, wenn die Abgasströme noch gering ausfallen.<br />

Kontinuierliche Leistungsentfaltung beim<br />

Turbo? Bei mo<strong>de</strong>rnen Benzinern ist das kein Problem.<br />

Hinzu kommen beachtliche Literleistungen;<br />

so hat Opel inzwischen einen 1,6-Liter-Turbo im<br />

Programm, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Astra mittels 180 Pfer<strong>de</strong>stärken<br />

or<strong>de</strong>ntlich Beine macht, aber <strong>de</strong>utlich unter<br />

acht Liter verbrauchen soll.<br />

Aber auch Dieselmotoren wer<strong>de</strong>n Downsizing unterzogen,<br />

bisher jedoch ausschließlich auf hohem<br />

Niveau. So setzt BMW auf Registeraufladung – hier<br />

arbeiten zwei verschie<strong>de</strong>n große Turbola<strong>de</strong>r nicht<br />

gemeinsam, son<strong>de</strong>rn getrennt voneinan<strong>de</strong>r. Ein<br />

kleinerer, weniger behäbiger La<strong>de</strong>r wird im unteren<br />

Drehzahlbereich aktiviert, während ein großer<br />

Turbo oben richtig Druck macht. Immerhin,<br />

<strong>de</strong>r Dreiliter-Reihensechser bringt es inzwischen<br />

auf stattliche 286 Pferdchen. Motorenwerke wären<br />

jedoch nicht die Motorenwerke, wenn sie die<br />

Benziner vernachlässigen wür<strong>de</strong>n: Nach langer<br />

Turbo-Abstinenz gibt es wie<strong>de</strong>r einen Biturbo mit<br />

drei Litern Hubraum <strong>und</strong> satten 306 PS. Jenes<br />

Triebwerk zieht schon ab Standgas-Drehzahl bullig<br />

an <strong>und</strong> macht aus <strong>de</strong>m Dreier einen Supersportler,<br />

<strong>de</strong>n man jedoch locker mit unter neun Litern<br />

SuperPlus pro 100 Kilometer bewegen kann.<br />

Dennoch muss klar gesagt wer<strong>de</strong>n, dass Downsizing<br />

kein ultimatives Heilmittel für geringen Verbrauch<br />

darstellt. Es kommt entschei<strong>de</strong>nd auf die<br />

Fahrweise an. Wer häufig im Volllast-Bereich unterwegs<br />

ist, darf sich über entsprechen<strong>de</strong>n Durst<br />

Autos wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n<br />

Wissen 107<br />

letzten Jahren schwerer <strong>und</strong><br />

stärker, entsprechend stieg<br />

auch <strong>de</strong>r Kraftstoffkonsum<br />

an – trotz verbrauchsredu-<br />

zieren<strong>de</strong>r Maßnahmen. Da-<br />

her ist „Downsizing“ ein<br />

neues Mittel, das immer<br />

häufiger zur Anwendung<br />

kommt, um explodieren<strong>de</strong>n<br />

Verbräuchen entgegenzu-<br />

wirken. Doch was genau<br />

vesteckt sich hinter diesem<br />

Begriff?<br />

nicht beschweren, das gilt übrigens auch für die<br />

hochgelobten Hybrid-Antriebe. Dennoch ist zu erwarten,<br />

dass die Hubräume mittelfristig kleiner<br />

wer<strong>de</strong>n – jüngstes Beispiel ist <strong>de</strong>r neue Mon<strong>de</strong>o;<br />

en<strong>de</strong>t seine Motorpalette doch bei 2,5 Litern,<br />

während <strong>de</strong>r Vorgänger noch 500 ccm mehr bot.<br />

Hubraum ist eben doch zu ersetzen – durch Aufladung<br />

<strong>und</strong> Technik.<br />

Höchste Zeit also für eine Anpassung <strong>de</strong>rjenigen<br />

Car Policies, die Status <strong>und</strong> Hierarchie noch immer<br />

nach <strong>de</strong>m Hubraum <strong>de</strong>finieren – darauf kommt<br />

es zunehmend nicht mehr an.<br />

Reihensechszylin<strong>de</strong>r-Ottomotor<br />

im 3er BMW mit 306 PS <strong>und</strong><br />

unter 9 Litern Verbrauch<br />

So funktioniert Downsizing<br />

Wie genau funktioniert eigentlich Aufladung?<br />

Ein Turbinenrad wird durch die Energie <strong>de</strong>s ausströmen<strong>de</strong>n<br />

Abgases angetrieben <strong>und</strong> treibt wie<strong>de</strong>rum über eine Welle das<br />

sogenannte Verdichterrad an, welches das Frischgas verdichtet,<br />

bevor es in <strong>de</strong>n Brennraum gelangt. Demnach können<br />

größere Kraftstoffmengen eingespritzt wer<strong>de</strong>n, was sowohl<br />

Leistung als auch Drehmoment steigert. Mechanische La<strong>de</strong>r<br />

verdichten ebenfalls die angesaugte Luft, nutzen aber als<br />

Antrieb nicht das Abgas, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Motor selbst, mit <strong>de</strong>m<br />

sie über einen zusätzlichen Riemen verb<strong>und</strong>en sind.<br />

Nicht, dass Aufladung prinzipiell neu wäre. Allerdings gibt es<br />

in diesem Bereich ständig effizienzsteigern<strong>de</strong> Weiterentwicklungen.<br />

Sogenannte Twin-Scroll-La<strong>de</strong>r beispielsweise<br />

teilen das zum Turbinenrad geleitete Abgas in zwei Ströme;<br />

<strong>de</strong>r La<strong>de</strong>r spricht schneller an. Spezielle, schneckenförmig gestaltete<br />

Kanäle zur Turbine verleihen <strong>de</strong>n Gasen mehr Dynamik,<br />

wodurch übrigens auch <strong>de</strong>r Abgasgegendruck abfällt. Notwendig<br />

für diese Entwicklung war auch <strong>de</strong>r Einsatz spezieller<br />

Materialien – schließlich erreicht das durch die Kanaltrennwand<br />

schnellen<strong>de</strong> Abgas nahezu 1000 Grad Celsius.<br />

<strong>Flotte</strong>nmanagement 3/2007

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