07.03.2013 Aufrufe

Voerster Katalog 24 - J. Voerster - Antiquariat für Musik und ...

Voerster Katalog 24 - J. Voerster - Antiquariat für Musik und ...

Voerster Katalog 24 - J. Voerster - Antiquariat für Musik und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Das Kupfer zeigt die Leipziger Pleisse <strong>und</strong> an ihrem Ufer Bosens <strong>und</strong> Apels Garten.<br />

Im Hintergr<strong>und</strong> sind die Thomaskirche <strong>und</strong> die Thomas-Schule sowie die Pleissenburg<br />

erkennbar. Das Schellhauersche Haus war vermutlich der Ort, an dem die<br />

Lieder von dem Mitgliedern der „lustigen Gesellschaft“ gesungen wurden.<br />

Besonders reizvoll sind die Musizierungen im Vordergr<strong>und</strong> mit 2 Clavicorden.<br />

Auch die Titelblätter sind liebevoll im Stil des Rokoko entworfen <strong>und</strong> gestochen.<br />

Die mißverständliche Bezeichnung „2. mahl 50 Oden“ soll heißen 2 mal 50 = 100<br />

Oden.<br />

Hinsichtlich der Vielfalt der Holzschnitt-Zierstücke stellt der „Sperontes“ unter<br />

den Lieder-Sammelausgaben des Barock eine einzigartige Spezies dar.<br />

Bei allen Ausgaben des Hauptteiles stehen am Anfang aller Liedtexte kleine, reizvolle<br />

Holzschnittfiguren. Der verbleibende Raum unterhalb der T exte ist mit<br />

größeren Holzschnittfiguren ausgefüllt.<br />

Da die Figuren in den verschiedenen Ausgaben des Hauptteiles voneinander abweichen,<br />

haben wir es nicht nur mit 100 Holzschnittfiguren zu den 100 Liedern<br />

zu tun, sondern mit mehr als 200 Figuren. Ein unglaublicher Reichtum der typographischen<br />

Ausgestaltung!<br />

Die Fortsetzungen weichen insofern vom Hauptteil ab, als bei ihnen um die Initialen<br />

der Textanfänge herum aus Einzelstücken „gesetzte“ Zierstücke angebracht wurden.<br />

Jeder Lied-Text hat seine eigene Initial-Verzierung.<br />

Die 3 Fortsetzungen des „Sperontes“ stellen somit eine Art Setzmeister-Sammlung<br />

der Breitkopfschen Druckerei dar, eine Perspektive, die von der Forschung bisher<br />

vernachlässigt wurde.<br />

Vorbilder <strong>für</strong> die Zusammensetzung von Zierstücken finden sich übrigens auf den<br />

Bucheinbänden des Barock.<br />

Auffällig ist, daß Breitkopf nur wenige Jahre später im Notendruck mit einer neuen<br />

aber sinnverwandten Erfindung in die Öffentlichkeit tritt. Anstelle des Noten-<br />

Stiches werden die Noten <strong>und</strong> Notenlinien aus einzelnen Notenteilen zusammen-<br />

„gesetzt“.<br />

Diese Notensetzweise hält Breitkopf bis zur Partitur von Mozarts Don Giovanni<br />

bei. Letztlich hat sie sich jedoch nicht durchgesetzt.<br />

Hinter dem Pseudonym Sperontes verbirgt sich der 1705 geborene Johann Sigism<strong>und</strong><br />

Scholze, der an der Leipziger Universität studierte <strong>und</strong> bis zu seinem Tode<br />

1750 im Dienste eines Rechtsanwalts stand.<br />

Wir verdanken Sperontes die Überlieferung von nicht weniger als 250 Liedern aus<br />

dem Barock, vorwiegend aus Leipzig <strong>und</strong> Mitteldeutschland.<br />

„Inmitten der sogenannten liedlosen Zeit, die seit etwa 1680 den Liebhabern des Gesanges<br />

fast nur noch Opernarien mit italienischem Stempel bot, knüpfte Sperontes<br />

an Vorläufer in Gestalt handschriftlicher Liedersammlungen, vor allem der inhaltlich<br />

ähnlichen „<strong>Musik</strong>alischen Rüstkammer“ von 1719 (<strong>Musik</strong>bibliothek Leipzig)<br />

an, betonte … das Sololied <strong>und</strong> ermunterte … Hausgesang. Liedkomposition <strong>und</strong><br />

erneute Sammelfreudigkeit“ (Irrgang).<br />

166

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!