Das eine Geheimnis - Missionszentrale der Franziskaner
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rung einiger Jahrzehnte beweist jedoch,<br />
dass diese Strukturen schließlich eher <strong>eine</strong><br />
Rolle als „Außenministerium“ spielen<br />
und weniger als Raum des Austausches<br />
gelten. Diese Strukturen sind eher dafür<br />
da, die jeweilige Position <strong>der</strong> von ihnen<br />
repräsentierten Institution klarzustellen<br />
und zu verteidigen, als in <strong>eine</strong>n offenherzigen<br />
Dialog einzutreten. Schließlich hat<br />
man dann <strong>eine</strong> Struktur „religiöser Diplomatie“<br />
geschaffen, über die sich die<br />
Institutionen gegenseitig zu bestimmten<br />
Daten Botschaften zusenden, die jeweiligen<br />
Verantwortlichen Grußworte schicken<br />
o<strong>der</strong> sich „diplomatische“ Besuche<br />
abstatten.<br />
Wenn <strong>der</strong> interreligiöse Dialog von <strong>eine</strong>r<br />
religiösen Institution geleitet wird,<br />
spielen die Darlegung und Verteidigung<br />
<strong>der</strong> von „ihr vertretenen religiösen<br />
Wahrheit“ stets <strong>eine</strong> große Rolle.<br />
Wenn <strong>der</strong> interreligiöse Dialog von<br />
<strong>eine</strong>r religiösen Institution geleitet wird,<br />
spielen die Darlegung und Verteidigung<br />
<strong>der</strong> von „ihr vertretenen religiösen Wahrheit“<br />
stets <strong>eine</strong> große Rolle. <strong>Das</strong> versteht<br />
sich von selbst, denn die religiöse Institution<br />
kann sich nicht allzu sehr von ihrer<br />
religiösen Wahrheit entfernen; an<strong>der</strong>nfalls<br />
würde sie sich von ihrer eigenen<br />
Identität lösen und damit zum Teil ihren<br />
<strong>Das</strong>einsgrund einbüßen. Für den Dialogprozess<br />
spielt dieses Faktum also mehr<br />
die Rolle <strong>eine</strong>s Kristallisationspunktes als<br />
<strong>eine</strong>s Motors <strong>der</strong> Entwicklung.<br />
<strong>Das</strong> ist nur <strong>eine</strong> Feststellung und nicht<br />
in erster Linie <strong>eine</strong> Kritik o<strong>der</strong> gar <strong>eine</strong><br />
Abwertung <strong>der</strong> Dialogstrukturen religiöser<br />
Institutionen und ihrer Handlungen.<br />
Nein, auch sie haben ihre Bedeutungen<br />
und ihre Rechtfertigung, aber man muss<br />
klar sehen, dass sie qualitativ und quantitativ<br />
nur geringe Erfolge erzielen, bzw.<br />
dass ihr Handlungsspielraum und ihre<br />
Wirkungen relativ begrenzt sind.<br />
3. These: Die Logik des interreligiösen<br />
Dialogs auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Religiosität<br />
unterscheidet sich deutlich<br />
von jener des interreligiösen<br />
Dialogs auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> religiösen<br />
Institution. Vereinfacht gesagt: Die<br />
Logik <strong>der</strong> Identifikation - die Fähigkeit,<br />
sich mit etwas Gemeinsamem<br />
identifizieren zu können - ist ein<br />
entscheiden<strong>der</strong> Faktor für den Dialog<br />
in <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Religiosität,<br />
während für den Dialog,<br />
<strong>der</strong> von <strong>der</strong> religiösen Institution<br />
aus denkt, die Logik <strong>der</strong> institutionellen<br />
Identität bestimmend ist.<br />
Selbst wenn beide den Begriff interreligiöser<br />
Dialog verwenden, folgen sie<br />
völlig verschiedenen Logiken. <strong>Das</strong> heißt<br />
nicht, dass die Logiken im Gegensatz<br />
o<strong>der</strong> im Wi<strong>der</strong>spruch zueinan<strong>der</strong> stehen<br />
müssen. Man muss nur klar sehen,<br />
dass sie sich erheblich voneinan<strong>der</strong> unterscheiden<br />
und daher nicht verwechselt<br />
werden dürfen.<br />
Unter Religiosität – siehe oben – verstehe<br />
ich das Empfinden und die daraus<br />
folgenden Handlungsweisen, also das Erleben,<br />
das von <strong>der</strong> religiösen Erfahrung<br />
ausgeht. Der interreligiöse Dialog in <strong>der</strong><br />
Perspektive <strong>der</strong> Religiosität findet s<strong>eine</strong>n<br />
Konvergenzpunkt in <strong>der</strong> religiösen Erfahrung.<br />
Die Identifikation mit <strong>eine</strong>r bestimmten<br />
religiösen Erfahrung bzw. mit<br />
einzelnen Aspekten dieser Erfahrung ist<br />
<strong>der</strong> Punkt, um den sich <strong>der</strong> Dialog dreht,<br />
über den sich <strong>der</strong> Austausch ereignet.<br />
Die Identifikation ist k<strong>eine</strong> direkte Konsequenz<br />
<strong>eine</strong>s Willensaktes. Sie geschieht<br />
o<strong>der</strong> geschieht nicht. Sie leitet sich her<br />
aus <strong>eine</strong>r Empfindung. Und die Annäherung<br />
an diese religiöse Empfindung ist<br />
Grüne Schriftenreihe Nr. 99 – <strong>Das</strong> <strong>eine</strong> <strong>Geheimnis</strong> und die vielen Religionen