Das eine Geheimnis - Missionszentrale der Franziskaner
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alog selbst. <strong>Das</strong> ist so, weil die Mitglie<strong>der</strong><br />
solcher Kommissionen auf ihren Schultern<br />
die Verantwortung tragen, ihre jeweilige<br />
Institution zu repräsentieren und<br />
klarzustellen, was Identität, Doktrin und<br />
Ansicht eben dieser Institution ausmachen.<br />
Gleichzeitig halten sie es für notwendig,<br />
Strukturen zu schaffen, die ihre<br />
Intention stützen; Statuten werden verfasst,<br />
Zeitpläne erstellt, Verantwortlichkeiten<br />
hierarchisch bestimmt und vieles<br />
an<strong>der</strong>e mehr. Um all das aufrecht zu erhalten,<br />
muss ebenfalls viel Zeit und Kraft<br />
aufgewendet werden.<br />
Beim interreligiösen Dialog, <strong>der</strong> sich<br />
auf Grund von Religiosität ereignet, kümmert<br />
man sich um diese Seite überhaupt<br />
nicht. Die am Dialog Beteiligten nehmen<br />
als Privatmenschen an <strong>der</strong> Dynamik teil.<br />
Es gibt k<strong>eine</strong> „Verantwortlichkeit vor jemandem<br />
o<strong>der</strong> vor etwas“. Es geht ganz<br />
einfach um Erleben und Erfahrung. Aber<br />
haben solches Erleben und solche Erfahrung<br />
k<strong>eine</strong> Konsequenzen? Auch wenn<br />
dies <strong>der</strong> Fall wäre, ist es in diesem Moment<br />
nicht von vorrangigem Interesse.<br />
7. These: Es wäre illusorisch<br />
zu glauben, <strong>der</strong> interreligiöse Dialog<br />
auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Religiosität<br />
sei stets ein Weg zu Verständigung<br />
und Einheit. Sowohl in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
als auch in <strong>der</strong> Gegenwart<br />
ist <strong>der</strong> interreligiöse Dialog in <strong>der</strong><br />
Perspektive <strong>der</strong> Religiosität immer<br />
wie<strong>der</strong> auch ein Mittel <strong>der</strong> Nicht-<br />
Identifikation. Er wird oft sogar als<br />
religiöser Fanatismus bzw. Fundamentalismus<br />
gesehen.<br />
Da ich den Dialog in <strong>der</strong> Perspektive<br />
<strong>der</strong> Religiosität recht positiv dargestellt<br />
habe, könnte <strong>der</strong> Eindruck entstehen,<br />
dass ich <strong>eine</strong>rseits ausschließlich diesen<br />
Weg für den Dialog als wertvoll erachte,<br />
und dass ich an<strong>der</strong>erseits diese Form des<br />
Dialogs als „die“ Lösung bei <strong>der</strong> Suche<br />
Berkenbrock – Interreligiöser Dialog in <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Religiosität<br />
nach Verständigung und Einheit ansehe.<br />
Falls dies <strong>der</strong> Eindruck beim Lesen <strong>der</strong><br />
oben stehenden Reflexionen gewesen<br />
sein sollte, möchte ich klarstellen, dass<br />
die zweifellos positiven Aussagen über<br />
den interreligiösen Dialog in <strong>der</strong> Perspektive<br />
<strong>der</strong> Religiosität auf m<strong>eine</strong>r Überzeugung<br />
gründen, dass diese Dialogpraxis<br />
in <strong>der</strong> Vergangenheit bereits reichlich erprobt<br />
worden ist und fruchtbar war.<br />
Dennoch habe ich k<strong>eine</strong>swegs die<br />
Vorstellung, <strong>der</strong> Austausch auf <strong>der</strong> Basis<br />
<strong>der</strong> Religiosität sei stets ein Mittel <strong>der</strong><br />
Verständigung und <strong>der</strong> Herstellung von<br />
Einheit gewesen. In <strong>der</strong> Geschichte des<br />
interreligiösen Dialogs auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong><br />
Religiosität kann man verfolgen, dass<br />
<strong>der</strong> Austausch nicht in jedem Falle positiv<br />
war. Auch wenn die Identifikation für<br />
den Dialog in dieser Perspektive vielfach<br />
die Folge ist, so ist auch die Nicht-Identifikation<br />
<strong>eine</strong> mögliche Realität. Der Dialog<br />
muss nicht zwingend als Mittel <strong>der</strong><br />
Verständigung gedeutet werden. Er kann<br />
auch dem Missverständnis und <strong>der</strong> Distanzierung<br />
Vorschub leisten. Gerade<br />
weil <strong>der</strong> Dialog in dieser Perspektive <strong>eine</strong><br />
gute Dosis von Empfindungen und Emotionen<br />
einbezieht, kann das Missverstehen<br />
zu Fanatismen und schmerzhaften<br />
Trennungen führen, wofür es auch Beispiele<br />
gibt. An<strong>der</strong>s gesagt: so wie sich ein<br />
Prozess <strong>der</strong> Identifikation, <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s<br />
attraktiv ist, ereignen kann, so ist auch<br />
<strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Nicht-Identifikation <strong>der</strong><br />
beson<strong>der</strong>s abweisend sein kann, <strong>eine</strong><br />
Realität. <strong>Das</strong> Phänomen <strong>der</strong> Nicht-Identifikation<br />
kann vielfach beson<strong>der</strong>s dort<br />
erfahren werden, wo jemand <strong>eine</strong> wesentlich<br />
an<strong>der</strong>e religiöse Erfahrung als früher<br />
macht und auf <strong>der</strong> Basis dieser neuen<br />
Erfahrung zu <strong>eine</strong>r an<strong>der</strong>en Einsicht über<br />
s<strong>eine</strong> religiöse Einstellung im Glauben<br />
gelangt. In solchen Fällen sind scharfe Distanzierungen<br />
von früheren Erfahrungen<br />
nicht selten. Die neue Erfahrung vor Augen,<br />
setzt man alles daran zu beweisen,<br />
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