Das eine Geheimnis - Missionszentrale der Franziskaner
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erschiff Richtung Ägypten, nach Damiette.<br />
Er befindet sich unter mehr als hun<strong>der</strong>ttausend<br />
christlichen Kämpfern mit<br />
12 Gefährten auf <strong>der</strong> Reise, unter ihnen<br />
Bru<strong>der</strong> Iluminatus, dem es gelang, einige<br />
Laute <strong>der</strong> ägyptischen Sprache „aufzuschnappen“<br />
(Spoto, 2002, S. 231).<br />
<strong>Das</strong>s Franziskus sich unter den Soldaten<br />
aufhielt, sahen die Kommandanten<br />
des Kreuzzugs gar nicht gerne. Nach Meinung<br />
des Bischofs von Akkon, Jakob von<br />
Vitry, beunruhige Franziskus o<strong>der</strong> „störe“<br />
gar. Ein an<strong>der</strong>er Fachmann für mittelalterliche<br />
Geschichte sagt, dass er „Verblüffung<br />
hervorrief und wie ein unpassendes<br />
Zeichen wirkte“. (Manselli, 1997, S. 205).<br />
Man kann sich leicht die Wirkung <strong>eine</strong>s Pazifisten<br />
auf dem Schlachtfeld vorstellen.<br />
Der Kardinal Pelagius Galvani, beauftragter<br />
Gesandter des Papstes für das christliche<br />
Heer, hatte verschiedene Friedensangebote<br />
des Sultans zurückgewiesen.<br />
Julio Bassetti-Sani berichtet, dass <strong>der</strong> Kardinal<br />
gerne den Satz wie<strong>der</strong>holte: „Der Islam<br />
entstand durch das Schwert, verbreitete<br />
sich durch das Schwert, jetzt soll er<br />
ausgemerzt werden durch das Schwert“<br />
(1993, S. 696). Franziskus wurde dieser<br />
Haltung gegenüber von tiefer Traurigkeit<br />
ergriffen und bot sich an, persönlich<br />
mit dem Sultan zu sprechen. Nachdem<br />
Kardinal Pelagius mehrfach das Angebot<br />
abgelehnt hatte, erlaubte er Franziskus<br />
Franziskus war davon überzeugt,<br />
dass man am besten mit<br />
gewaltlosen Mitteln den Frieden<br />
erreiche.<br />
schließlich, diese – wie er das Unternehmen<br />
nannte –„selbstmör<strong>der</strong>ische Mission“<br />
in die Tat umzusetzen. Denn im christlichen<br />
Heer ging die Bemerkung um, dass<br />
„<strong>der</strong> Soldat, <strong>der</strong> dem Sultan das Haupt<br />
<strong>eine</strong>s Christen überbringe, hoch belohnt<br />
Crocoli – Franziskus und <strong>der</strong> Interreligiöse Dialog<br />
würde“ (LM 9,7,4). Franziskus s<strong>eine</strong>rseits<br />
war davon überzeugt, dass man am besten<br />
mit gewaltlosen Mitteln den Frieden<br />
erreiche. Mögen die Vorkommnisse<br />
auf Seiten <strong>der</strong> Sarazenen vielleicht sogar<br />
erfunden sein – so ist jedenfalls gewiss,<br />
dass Franziskus und Bru<strong>der</strong> Illuminatus einige<br />
Zeit bei den Muslimen gelebt und<br />
den besten Eindruck hinterlassen haben,<br />
wie arabische Dokumente bestätigen. 18<br />
Sie erkannten, dass die Muslime auch <strong>eine</strong>n<br />
tiefen Glauben an den einzigen Gott<br />
haben. Der Sultan Malik al-Kamil war offenbar<br />
tief beeindruckt von Bru<strong>der</strong> Franz<br />
und Bru<strong>der</strong> Illuminatus. Er wollte ihnen<br />
kostbare Geschenke überreichen, was sie<br />
jedoch höflich ablehnten. Aber sie akzeptierten<br />
<strong>eine</strong>n Schutzbrief, <strong>der</strong> ihnen gestattete,<br />
das Lager zu durchqueren, und<br />
sogar, wenn sie gewollt hätten, nach Jerusalem<br />
zu gehen.<br />
Am besten hilft uns das von Franziskus<br />
selbst verfasste Zeugnis, s<strong>eine</strong> dialogische<br />
Haltung zu den Muslimen – zu s<strong>eine</strong>n „ungläubigen<br />
Brü<strong>der</strong>n“, wie er sie auch nannte<br />
– zu verstehen. Nach s<strong>eine</strong>r Rückkehr<br />
aus Ägypten schrieb er <strong>eine</strong>n „Brief an die<br />
Lenker <strong>der</strong> Völker“. Für unser Thema ist<br />
<strong>der</strong> Brief aus zwei Gründen von Interesse:<br />
a) Er ermahnt alle Amtsträger <strong>der</strong><br />
Welt, materiellen Interessen nicht den<br />
Vorrang vor den Werten des Evangeliums<br />
zu geben; denn wenn die weltlichen Interessen<br />
Vorrang gewinnen o<strong>der</strong> übertrieben<br />
werden, führen sie früher o<strong>der</strong><br />
später zu Gewalt und Krieg, weil sie<br />
sich <strong>der</strong> Ungerechtigkeit und Unterdrückung<br />
bedienen, um ihre Ziele zu erreichen.<br />
S<strong>eine</strong> Kriegserfahrung in <strong>der</strong> Jugend<br />
und alles das, was sie nach sich zog,<br />
bestätigte diese Logik des Franziskus.<br />
b) Er bittet darum, dass dem Volk an<br />
allen Abenden ein Zeichen gegeben werde,<br />
das an das Gebet erinnern solle. <strong>Das</strong><br />
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