Das eine Geheimnis - Missionszentrale der Franziskaner
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<strong>eine</strong>n Dialog mit Konsequenzen, auf <strong>der</strong><br />
Basis <strong>eine</strong>r Empfindung von Identifikation<br />
mit <strong>eine</strong>m gemeinsamen Ziel. Als Beispiel<br />
kann <strong>der</strong> Weihnachtsbaum dienen. Er<br />
weckt die Empfindung für das entstehende<br />
Leben, <strong>eine</strong>s Lebens, das nicht stirbt,<br />
son<strong>der</strong>n Wi<strong>der</strong>stand leistet; auf <strong>der</strong> Basis<br />
dieser Logik des gemeinsamen Zieles, <strong>eine</strong>r<br />
gemeinsamen Identifikation, wurde<br />
<strong>der</strong> Baum akzeptiert und mühelos in die<br />
christliche Tradition eingeglie<strong>der</strong>t.<br />
An<strong>der</strong>s verhält es sich mit <strong>der</strong> Logik<br />
des interreligiösen Dialogs auf <strong>der</strong> Basis<br />
<strong>der</strong> religiösen Institution. Sie definiert<br />
sich durch die Herkunft <strong>der</strong> am Dialog<br />
Beteiligten. Die religiöse Identität, ihre<br />
Darlegung, Erhaltung und Rechtfertigung<br />
ist hier <strong>der</strong> entscheidende Faktor.<br />
In dieser Logik <strong>der</strong> Herkunft gibt<br />
es k<strong>eine</strong> Konvergenz. Die Herkunftslogik<br />
hält durch die jeweilige Eigendynamik<br />
<strong>der</strong> Institution und ihrer Interessen<br />
an den Unterschieden fest.<br />
5. These: <strong>Das</strong> „Angebot von religiösen<br />
Dienstleistungen“, das allgemein<br />
ein Angebot ist, um Erfahrungen<br />
zu machen, ist heutzutage<br />
zum privilegierten Ort für den interreligiösen<br />
Dialog in <strong>der</strong> Perspektive<br />
<strong>der</strong> Religiosität geworden.<br />
Mehrfach wurde hier bereits von Religiosität<br />
als von etwas gesprochen, das<br />
das Erleben des persönlichen Glaubens,<br />
die religiöse Erfahrung zur Grundlage<br />
hat. Ebenso davon, dass <strong>der</strong> interreligiöse<br />
Dialog in <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Religiosität<br />
sich dann in <strong>der</strong> Konvergenz ereignet, in<br />
<strong>der</strong> Identifikation mit an<strong>der</strong>en religiösen<br />
Erfahrungen. Ich habe auch bereits darauf<br />
hingewiesen, dass diese Identifikation<br />
ein entscheiden<strong>der</strong> Faktor für den<br />
Dialogprozess in <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Religiosität<br />
ist. Nun möchte ich auf einige<br />
Spuren aufmerksam machen, durch die<br />
man das Beschriebene in unserer Realität<br />
beobachten kann.<br />
Ich habe auch auf den Unterschied<br />
zwischen den Logiken <strong>der</strong> beiden Dialogformen<br />
– des Dialogs auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Religiosität<br />
bzw. auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> religiösen<br />
Institution – hingewiesen, dass nämlich<br />
<strong>der</strong> Dialog seitens <strong>der</strong> religiösen Institution<br />
leicht Gefahr läuft, zu religiöser Diplomatie<br />
zu werden. Folglich wäre das<br />
Milieu <strong>der</strong> Institution nicht so sehr <strong>der</strong><br />
privilegierte Ort, um den interreligiösen<br />
Dialog unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Religiosität<br />
zu praktizieren. Dieser vollzieht<br />
sich eher in an<strong>der</strong>er Umgebung als in <strong>der</strong><br />
religiösen Institution selbst.<br />
M<strong>eine</strong>r Ansicht nach geschieht dieser<br />
Dialog heutzutage häufig durch das,<br />
was ich – vorsichtig formuliert – das „Angebot<br />
<strong>eine</strong>r religiösen Dienstleistung“<br />
nennen würde. Dabei kann man sehr<br />
unterschiedliche Phänomene beobachten.<br />
Zum <strong>eine</strong>n gibt es die Angebote<br />
von Begegnungen, Seminaren, Workshops,<br />
Kursen etc. religiösen Charakters;<br />
Kurse für religiöse Tänze, Meditationserfahrungen,<br />
Entspannungsmethoden,<br />
ritualisierte Anwendungen von Gesundheitstherapien.<br />
Die tatsächliche Flut von<br />
Angeboten in dieser Hinsicht lässt darauf<br />
schließen, dass hier wirklich <strong>eine</strong> große<br />
Nachfrage vorliegt. Nicht immer präsentieren<br />
sich diese Aktivitäten als ausdrücklich<br />
religiös, son<strong>der</strong>n z. T. auch als<br />
solche, die die Weisheit irgend<strong>eine</strong>r religiösen<br />
Tradition wie<strong>der</strong> aufleben lassen<br />
wollen. Sie schöpfen in <strong>der</strong> Tat aus den<br />
religiösen Erfahrungen von Traditionen,<br />
die vor Jahrhun<strong>der</strong>ten entstanden sind<br />
und seitdem weitergegeben und erlernt<br />
wurden. Ebendeshalb verfügen sie über<br />
<strong>eine</strong>n hohen Grad an Effektivität (in dem<br />
Sinne: „es funktioniert“!), was dieser Art<br />
von Angeboten mit ihren erlebnis- und<br />
erfahrungsorientierten Ansätzen gemeinsam<br />
zu sein scheint. Es geht nicht nur um<br />
Grüne Schriftenreihe Nr. 99 – <strong>Das</strong> <strong>eine</strong> <strong>Geheimnis</strong> und die vielen Religionen