Das eine Geheimnis - Missionszentrale der Franziskaner
Das eine Geheimnis - Missionszentrale der Franziskaner
Das eine Geheimnis - Missionszentrale der Franziskaner
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>der</strong> Pfad, dem <strong>der</strong> Dialog folgt und <strong>der</strong><br />
ihn möglich macht. Je näher man dieser<br />
Empfindung kommt, je intensiver man in<br />
<strong>der</strong> Empfindung übereinstimmt, umso<br />
größer ist die Chance des Dialogs. <strong>Das</strong><br />
Zentrum, <strong>der</strong> Dreh- und Angelpunkt für<br />
den Dialog in <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> so verstandenen<br />
Religiosität sind also nicht die<br />
am Dialog Beteiligten, son<strong>der</strong>n das, was<br />
sie zusammenführt: sich mit etwas Gemeinsamem<br />
identifizieren zu können, einan<strong>der</strong><br />
nahe zu sein im religiösen Empfinden,<br />
Erleben und Erfahrungen zu teilen.<br />
Der von <strong>der</strong> Logik <strong>der</strong> Institution<br />
her gedachte interreligiöse Dialog dagegen<br />
gründet mehr auf <strong>der</strong> jeweils eigenen<br />
Identität <strong>der</strong> Dialogpartner. Wer an<br />
diesem Dialog beteiligt ist, nimmt daran<br />
nicht teil, weil er ein gemeinsames o<strong>der</strong><br />
ähnliches Empfinden mit dem an<strong>der</strong>en<br />
teilen will – auch wenn es das geben kann<br />
und es sogar gut wäre, wenn es das gäbe<br />
–, son<strong>der</strong>n weil er als Vertreter <strong>der</strong> Institution<br />
daran teilnimmt. Als Sprecher <strong>der</strong><br />
jeweiligen Institution sprechen die Dialogbeteiligten<br />
nicht im eigenen Namen,<br />
son<strong>der</strong>n im Namen <strong>der</strong> Institution, die<br />
sie vertreten und die ihre Teilnahme legitimiert.<br />
Die Identität ist also legitimiert<br />
und entsteht nicht erst durch die Erfahrung<br />
<strong>der</strong> Dialogbeteiligten. Dementsprechend<br />
entwickelt sich auch die Logik, die<br />
diese Art des Dialogs bestimmt: es ist <strong>eine</strong><br />
Logik des Bewahrens, um nicht zu sagen:<br />
<strong>der</strong> Verteidigung <strong>der</strong> Identität, die man<br />
vertritt. In diesem Kontext ist es üblich<br />
davon zu sprechen, dass es im interreligiösen<br />
Dialog wichtig sei, Klarheit über die<br />
eigene religiöse Identität zu haben. Diese<br />
Klarheit ist zwar wichtig, aber es ist auch<br />
wichtig zu wissen, dass es eindeutig die<br />
Institution und ihre Bedürfnisse sind, die<br />
diese Klarheit verlangen. Folglich ist <strong>der</strong><br />
Konvergenzpunkt für diese Art des Dialogs<br />
<strong>der</strong> Wille, aus sich herauszugehen<br />
und dem an<strong>der</strong>en zu begegnen. In dieser<br />
Bewegung gibt es zumindest zwei Identi-<br />
Berkenbrock – Interreligiöser Dialog in <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Religiosität<br />
täten, die einan<strong>der</strong> begegnen und darum<br />
bemüht sind, eindeutig zwei zu bleiben.<br />
Der Konvergenzpunkt besteht nicht in<br />
<strong>eine</strong>m Dritten, zu dem beide sich hingezogen<br />
fühlen und das beiden gemeinsam<br />
ist und daher in beiden ein Empfinden <strong>der</strong><br />
Identifikation hervorrufen kann.<br />
4. These: Ein weiterer entscheiden<strong>der</strong><br />
Faktor für den interreligiösen<br />
Dialog in <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong><br />
Religiosität ist „die Logik des gemeinsamen<br />
Zieles“, das heißt, <strong>der</strong><br />
Dialog kommt zustande, weil die<br />
Ziele sich einan<strong>der</strong> annähern, und<br />
nicht auf Grund <strong>der</strong> Identität, aus<br />
<strong>der</strong> man stammt.<br />
Diese These schließt sich gedanklich<br />
an die vorherige an. Ein entscheiden<strong>der</strong><br />
Faktor für den interreligiösen Dialog ist<br />
<strong>der</strong> impulsgebende Faktor. Im Fall <strong>eine</strong>s<br />
Dialogs ist es jener Faktor, <strong>der</strong> zur Konvergenz<br />
führt. So könnte man vereinfacht<br />
sagen, dass die Logik des gemeinsamen<br />
Zieles die Grundlage für den interreligiösen<br />
Dialog bildet. Was ich als religiöses<br />
Empfinden, als religiöse Erfahrung, als<br />
religiöses Erleben o<strong>der</strong> einfach als Religiosität<br />
bezeichnet habe, treibt den interreligiösen<br />
Dialog in <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong><br />
Religiosität voran. Ich habe dafür den<br />
Begriff Identifikation gewählt und m<strong>eine</strong><br />
damit: in dem übereinkommen können,<br />
was bewegt. Im Falle des Dialogs ist es<br />
das, was die Teilnehmenden übereinstimmend<br />
o<strong>der</strong> ähnlich empfinden und was<br />
sie daher gemeinsam bewegt. Ein erhellendes<br />
Beispiel für den interreligiösen Dialog<br />
in dieser Perspektive ist <strong>der</strong> religiöse<br />
Synkretismus. Gerade <strong>der</strong> religiöse Synkretismus<br />
ist <strong>eine</strong> <strong>der</strong> bekanntesten historischen<br />
Konsequenzen aus <strong>der</strong> Interaktion<br />
zwischen den Religiositäten. Der<br />
Synkretismus ist ein bedeutsamer Dialogprozess<br />
auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Religiosität.<br />
Im Synkretismus gab es <strong>eine</strong>n Austausch,<br />
13