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Das eine Geheimnis - Missionszentrale der Franziskaner

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son<strong>der</strong>n mehr um inspiriert von s<strong>eine</strong>m<br />

Gestus heute in dieser Art missionarischer<br />

Verpflichtung voranzukommen, die sich<br />

als <strong>eine</strong>s <strong>der</strong> Zeichen Gottes für unsere<br />

Zeit darstellt.<br />

3. Franziskus und<br />

<strong>der</strong> interreligiöse Dialog<br />

Ich werde mich bei den folgenden<br />

Überlegungen nicht damit aufhalten,<br />

theologisch zu präzisieren, was interreligiöser<br />

Dialog ist und was nicht. Für unseren<br />

Zweck gehen wir aus vom allgem<strong>eine</strong>n<br />

Verständnis dieser Thematik und<br />

werden die Praxis des Franziskus nach<br />

den bekanntesten Kriterien analysieren.<br />

Im gesellschaftlichen Kontext des<br />

13. Jahrhun<strong>der</strong>ts hätte eigentlich ein religiöser<br />

Dialog beson<strong>der</strong>s und ausdrücklich<br />

mit den Anhängern des Propheten<br />

Mohammed nahe gelegen, mit jener Religion,<br />

die an Bedeutung mit dem Christentum<br />

rivalisierte. An<strong>der</strong>e Religionen<br />

verfügten nicht über ausreichende Freiheiten,<br />

um sich vernehmlich zu machen,<br />

selbst wenn sie in Europa und in den Län<strong>der</strong>n,<br />

die mit den europäischen Bevölkerungen<br />

in Verbindung standen, bekannt<br />

und präsent waren. Weil häretische Bewegungen<br />

wie die Albigenser und Waldenser<br />

in Frankreich, die Katharer, die überall<br />

in Italien und Europa lebten und sogar<br />

in Spoleto nahe bei Assisi <strong>eine</strong>n Bischofssitz<br />

hatten, in <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>heit waren, zogen<br />

sie die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Historiker<br />

nicht auf sich. Zumindest geben sie uns<br />

k<strong>eine</strong> Kenntnis davon, ob Franziskus mit<br />

diesen Gruppen möglicherweise in Kontakt<br />

stand. Man könnte fragen: Warum<br />

hat Franziskus das, was er mit den Sarazenen<br />

praktizierte, die so weit von s<strong>eine</strong>m<br />

Heimatland entfernt lebten, nicht<br />

auch zum Beispiel mit den Katharern gepflegt?<br />

Es scheint, dass hier noch ernsthaftere<br />

Studien nötig sind. Dennoch wird<br />

immer wie<strong>der</strong> gesagt, dass Franziskus die-<br />

Crocoli – Franziskus und <strong>der</strong> Interreligiöse Dialog<br />

se Bewegungen niemals direkt angriff. Er<br />

hat sie nie als Häretiker verurteilt, aber er<br />

machte stets s<strong>eine</strong> (unterschiedliche) Position<br />

als Katholik gegenüber den Positionen<br />

an<strong>der</strong>er Glaubensrichtungen klar.<br />

<strong>Das</strong> kann man im Testament erkennen,<br />

wenn er über das Leben in Heiligkeit <strong>der</strong><br />

Priester spricht. Im Verständnis <strong>der</strong> Katharer<br />

war das Leben in Heiligkeit <strong>eine</strong> Bedingung<br />

„sine qua non“ für die Gültigkeit<br />

<strong>der</strong> Sakramente. Franziskus dagegen<br />

zieht es vor, alle Priester zu respektieren<br />

und zu verehren, selbst wenn sie Sün<strong>der</strong><br />

sind. 13<br />

Sicher bedarf es auch noch genauerer<br />

Untersuchungen darüber, wie Franziskus<br />

den interreligiösen Dialog mit den<br />

kirchlichen Bewegungen gelebt hat, die<br />

– meist als häretisch verurteilt – ebenfalls<br />

christliche Armut und „apostolisches Leben“<br />

(Wan<strong>der</strong>schaft und Predigt) miteinan<strong>der</strong><br />

verbanden, wie die Katharer, die<br />

Waldenser und noch an<strong>der</strong>e wie die Humiliaten.<br />

Vielleicht gab es k<strong>eine</strong> Form des religiösen<br />

Dialogs mit ihnen, weil die franziskanische<br />

Bewegung <strong>eine</strong>n „modus vivendi“<br />

pflegte mit jenen, die ihrer Bewegung näher<br />

waren als <strong>der</strong> institutionellen Kirche?<br />

Im Jahre 1209, als Franziskus bereits Brü<strong>der</strong><br />

um sich versammelt hatte, bemühte<br />

sich bei s<strong>eine</strong>r ersten Reise nach Rom in<br />

<strong>der</strong> Tat <strong>der</strong> Kardinal Johannes von Sankt<br />

PaulmitallerMacht,ihnzuüberzeugen,in<br />

<strong>eine</strong>n bereits existierenden Orden einzutreten.<br />

Aber „Franziskus wi<strong>der</strong>setzte sich,<br />

so gut er konnte“ (1 Cel 33,2), mit dem<br />

Ziel, in <strong>eine</strong>r „forma vitae“ zu bleiben, die<br />

große (äußere) Ähnlichkeit mit den religiösen<br />

Volksbewegungen hatte, obwohl<br />

sie durch die Kirche verurteilt worden waren.<br />

Könnte man dies bereits als Teil <strong>eine</strong>s<br />

„interreligiösen Dialoges“ ansehen? <strong>Das</strong><br />

müsste man noch genauer untersuchen.<br />

In jedem Fall aber kann man behaupten,<br />

dass sein Verhalten hier dem entspricht,<br />

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