Das eine Geheimnis - Missionszentrale der Franziskaner
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drängt zur Bestätigung hin, Schönheit<br />
zur Anerkennung, Güte zu Bekenntnis<br />
und Liebe zur Erwi<strong>der</strong>ung. All das ist Teil<br />
<strong>der</strong> Person-Werdung. Sie bedarf <strong>der</strong> Begegnung,<br />
bei <strong>der</strong> im dialogischen Austausch<br />
Bereicherung und Berichtigung<br />
möglich sind.<br />
Wirkungsgeschichtlich sind Mission<br />
und Dialog Teil des theologischen Gebrauchs<br />
gewesen. <strong>Das</strong> ist gut so, aber beileibe<br />
nicht genug. Ihre Tragweite schließt<br />
den ganzen Bereich von Person und Person-Werdung,<br />
die heute gefährdet sind,<br />
mit ein. Die Welt ist kein Ding und noch<br />
weniger ein Sammelsurium von Dingen.<br />
Der Mensch ist k<strong>eine</strong> Insel, son<strong>der</strong>n <strong>eine</strong><br />
Person, die wie ein Knotenpunkt im Netzwerk<br />
<strong>der</strong> Beziehungen steht. Und das<br />
Große <strong>Geheimnis</strong>, Ursprung und Erfüllung<br />
unseres Sinn-Horizonts, übersteigt<br />
jedwede menschliche Vorstellung. Letztlich<br />
entspringt die Dynamik von Mission<br />
und Dialog diesem <strong>Geheimnis</strong>, in dem<br />
wir immer schon leben und uns bewegen.<br />
Dieses <strong>Geheimnis</strong> ist es, das uns sendet<br />
– zu den Menschen und zur Welt.<br />
<strong>Das</strong> <strong>eine</strong> <strong>Geheimnis</strong> offenbart sich immer,<br />
überall, unaufhörlich und vor allem<br />
verschiedentlich. <strong>Das</strong> ist <strong>der</strong> Lebensort<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Offenbarungen. Nur<br />
aus diesem <strong>Geheimnis</strong> leben alle Religionen<br />
und Kulturen. Dieses <strong>Geheimnis</strong> ist<br />
über alle Namen hinaus und kein Name<br />
kann das ganze <strong>Geheimnis</strong> ausschöpfen<br />
und es zum Ausdruck bringen. Jedoch<br />
sind Offenbarungen k<strong>eine</strong> Teil-Offenbarung,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>eine</strong> Offenbarung des<br />
ganzen <strong>Geheimnis</strong>ses. Totum sed non<br />
totaliter. Ganz aber nicht gänzlich.<br />
Dieses <strong>Geheimnis</strong>, das uns Christen<br />
in Jesus geoffenbart wurde, nennen und<br />
bekennen wir als den Christos. Raimon<br />
Panikkar hat diesen Christos, <strong>der</strong> uns in<br />
Jesus geoffenbart wurde, den kosmotheandrischen<br />
Christus genannt, weil Er das<br />
Real-Symbol von Gott, Mensch und Welt<br />
ist. Er ist <strong>der</strong> Zugang zum Kosmos, Theos<br />
und Aner (Welt, Gott und Mensch). Den<br />
an<strong>der</strong>en aber ist dieses <strong>Geheimnis</strong> an<strong>der</strong>s<br />
geoffenbart worden und daher haben sie<br />
an<strong>der</strong>e Namen für dieses <strong>Geheimnis</strong>.<br />
Dieser kosmotheandrische Christus<br />
ist es, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Ursprung von Mission und<br />
<strong>der</strong> Inhalt von Dialog ist. Er allein ist <strong>der</strong><br />
Urheber von Mission und das Ziel und Erfüllung<br />
von Dialog.<br />
4. Mission und Dialog:<br />
Ein Gleichnis<br />
Es war einmal ein reicher Mann, <strong>der</strong><br />
sich in Purpur und L<strong>eine</strong>n kleidete und<br />
jeden Tag glänzende Gelage hielt.<br />
Aber er war nicht glücklich. Er machte<br />
sich Gedanken über die Herkunft und<br />
Herstellung von Purpur und L<strong>eine</strong>n,<br />
weil er hörte, dass dahinter sehr viel<br />
Gewinnsucht steckte. Beson<strong>der</strong>s wegen<br />
s<strong>eine</strong>r Gelage, die s<strong>eine</strong>m Stand<br />
entsprachen, machte er sich Vorwürfe,<br />
weil er wusste, dass das, was<br />
er am Tische ausbreitete, die Frucht<br />
von Ausbeutung, Unterernährung<br />
und Verzweifelung war. Aber er fand<br />
k<strong>eine</strong> Antwort auf diese Probleme.<br />
Vor s<strong>eine</strong>r Tür saß ein Armer namens<br />
Lazarus. Regelmäßig bekam er vom<br />
reichen Mann etwas zum Essen, und<br />
war damit zufrieden. Er litt we<strong>der</strong> unter<br />
Leistungsdrang noch unter <strong>eine</strong>m<br />
Min<strong>der</strong>wertigkeitskomplex. Angeblich<br />
störte ihn nichts, am wenigsten <strong>der</strong><br />
Reiche in Purpur und L<strong>eine</strong>n.<br />
Eines Tages fragte sich <strong>der</strong> Reiche.<br />
„Der Lazarus ist arm und er scheint<br />
doch glücklich und zufrieden zu sein.<br />
Ich werde ihn nach <strong>der</strong> Ursache s<strong>eine</strong>s<br />
Glücks fragen.“<br />
So ging er zu Lazarus hinunter und<br />
setzte sich zu ihm und fragte ihn nach<br />
dem <strong>Geheimnis</strong> s<strong>eine</strong>r Zufriedenheit.<br />
Lazarus antwortete ihm: „Ich habe<br />
Grüne Schriftenreihe Nr. 99 – <strong>Das</strong> <strong>eine</strong> <strong>Geheimnis</strong> und die vielen Religionen