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Das eine Geheimnis - Missionszentrale der Franziskaner

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Franziskus und <strong>der</strong> Interreligiöse Dialog<br />

Einführung<br />

Ist es nicht anachronistisch, über<br />

Ökumenismus und interreligiösen Dialog<br />

bei Franz von Assisi zu sprechen? Man<br />

könnte es m<strong>eine</strong>n, denn im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

existieren diese Fragestellungen we<strong>der</strong><br />

im Denken noch in den Büchern <strong>der</strong><br />

Geistesschaffenden. Auch wenn scheinbar<br />

Franziskus nie etwas <strong>der</strong>artiges erwähnt<br />

hat, kann sein Leben unter dieser<br />

Thematik betrachtet werden.<br />

Gegen Ende des konstantinischen<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts beginnt die Kirche, sich als<br />

privilegierterOrganismus<strong>der</strong>Gesellschaft<br />

zu verhalten. Sie versteht sich als Stellvertreterin<br />

Christi auf Erden, als Vermittlerin<br />

des besten – wenn nicht sogar einzigen<br />

– Weges zum Heil. Als Bündnispartnerin<br />

<strong>der</strong> ökonomischen, kulturellen und religiösen<br />

Macht will sie, dass alle Völker ihren<br />

Glauben übernehmen. Wer diesem Glaubensverständnis<br />

nicht zustimmt, wird<br />

misstrauisch betrachtet o<strong>der</strong> gar dämonisiert<br />

und folglich bekämpft, auch mit Mitteln<br />

<strong>der</strong> Gewalt. Und da ist es Franziskus,<br />

<strong>der</strong> – frei von jedem Machtstreben und<br />

in <strong>der</strong> gelebten Überzeugung von <strong>der</strong><br />

Gleichrangigkeit aller Menschen und Geschöpfe<br />

– <strong>eine</strong> an<strong>der</strong>e Art <strong>der</strong> Beziehung<br />

zu den „Ungläubigen“ entdeckt. Ihm gelingt<br />

es, zum ersten Mal in <strong>der</strong> Geschichte<br />

<strong>eine</strong> Methode zu entwickeln, sich den<br />

Anhängern an<strong>der</strong>er Glaubensweisen auf<br />

dialogische Weise zu nähert. Er war wirklich<br />

ein Prophet.<br />

Ich will das Thema „Franziskus, die<br />

ökumenische Bewegung und <strong>der</strong> Interreligiöse<br />

Dialog“ in drei Abschnitten ent-<br />

Crocoli – Franziskus und <strong>der</strong> Interreligiöse Dialog<br />

Aldir Crocoli ofmcap,<br />

Prof. für Spiritualität am Theol-<br />

ogischen Institut <strong>der</strong> Kapuziner in<br />

Porto Alegre /Brasilien<br />

wickeln. Zunächst werden wir kurz den<br />

ideologischen und kulturell-religiösen<br />

Kontext s<strong>eine</strong>r Zeit betrachten, um die<br />

Bedeutung des Beitrags von Franziskus<br />

zu diesem Thema zu verstehen. Dabei<br />

sollten wir Folgendes bedenken: wenn<br />

Franziskus das, was er im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

tat, heute tun würde, gäbe es überhaupt<br />

k<strong>eine</strong>n Grund, dies beson<strong>der</strong>s zu erwähnen,<br />

weil wir in <strong>eine</strong>r Zeit leben, die dem<br />

interreligiösen Dialog gegenüber viel aufgeschlossener<br />

ist.<br />

Im nächsten Abschnitt sollen einige<br />

Aspekte <strong>der</strong> dialogischen Lebensweise<br />

von Franziskus hervorgehoben werden.<br />

Man wird erkennen, dass er bei <strong>der</strong> Begegnung<br />

mit den Sarazenen ganz natürlich<br />

das fortsetzt, was er mit allen Menschen<br />

und allen Geschöpfen zu leben<br />

versuchte.<br />

Schließlich wird im letzten Abschnitt<br />

von dem die Rede sein, was als „<strong>eine</strong> Methodologie<br />

des interreligiösen Dialogs“<br />

Ihm gelingt es, zum ersten Mal<br />

in <strong>der</strong> Geschichte <strong>eine</strong> Methode<br />

zu entwickeln, sich den Anhängern<br />

an<strong>der</strong>er Glaubensweisen auf<br />

dialogische Weise zu nähert.<br />

bezeichnet werden kann. Diese beruht<br />

vor allem auf dem 16. Kapitel <strong>der</strong> nichtbullierten<br />

Regel, <strong>eine</strong>m richtungsweisenden<br />

Text für s<strong>eine</strong> Mitbrü<strong>der</strong>, <strong>der</strong> dem<br />

Ordensleben wirklich <strong>eine</strong> neue Orientierung<br />

gab. Ich hoffe, dass <strong>der</strong> Leser/die<br />

Leserin durch diese ersten Überlegungen<br />

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