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Das eine Geheimnis - Missionszentrale der Franziskaner

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Wie vom Schlaf erweckt, kommt <strong>der</strong><br />

Mann zu sich und entschuldigt sich.<br />

Ganz leise spricht er:<br />

„Verzeihen Sie, ich komme gerade<br />

vom Spital, wo m<strong>eine</strong> Frau soeben gestorben<br />

ist. Ich fahre nach Hause, um<br />

Geld zu holen. Ich muss die Spitalrechnungen<br />

begleichen.“<br />

In dem Moment des persönlichen<br />

Zeugnisses än<strong>der</strong>t sich die Stimmung<br />

im Bus. Einige Passagiere kümmern<br />

sich um das Kind; an<strong>der</strong>e trösten den<br />

jungen Vater.<br />

In solcher Begegnung geschieht etwas,<br />

das über menschliche Planung und<br />

Berechnung hinausgeht. Dieser Faktor ist<br />

es, <strong>der</strong> wie bei <strong>eine</strong>m Spiel die Dynamik<br />

desAustauschesleitetundbegleitet.Communicatio<br />

in sacris besagt, dass, wenn wir<br />

uns im Dialog dem Sacrum, dem großen<br />

<strong>Geheimnis</strong> des Lebens übergeben, dann<br />

dieses <strong>Geheimnis</strong> die Führung bei <strong>der</strong><br />

Kommunikation übernimmt. In diesem<br />

Fall leitet und begleitet uns sein Geist.<br />

Eben das geschieht auf den Ebenen, auf<br />

denen gemeinsame Anliegen und Visionen<br />

verfolgt werden. Denn trotz unserer<br />

verschiedenen Visionen verbindet<br />

uns etwas, das über unsere Kräfte hinausgeht.<br />

So setzen zum Beispiel übergreifende<br />

Bewegungen für „Gerechtigkeit und<br />

Frieden“ o<strong>der</strong> die „Ökologie“ bzw. „Ökosophie“<br />

<strong>eine</strong> vereinigende Vision voraus,<br />

die befähigt, verschiedene und vor allem<br />

an<strong>der</strong>s denkende Gruppen zusammenzubringen.<br />

3. Relevanz dieser<br />

Überlegungen<br />

Man kann sich des Eindrucks nicht<br />

erwehren, dass die Entwicklung in unserer<br />

Zeit dem Prozess <strong>der</strong> Person-Werdung<br />

in mancher Hinsicht nicht gerade<br />

för<strong>der</strong>lich ist. Die zunehmende Instrumentalisierung<br />

von allen und allem, die<br />

D‘Sa – Bekenntnis im Dialog<br />

mit verheerenden Folgen einhergehende<br />

Ver-Inselung des Menschen und die weit<br />

verbreitete Erfahrung <strong>der</strong> Sinnlosigkeit –<br />

das alles sind Faktoren, die sich auf den<br />

Prozess <strong>der</strong> Person-Werdung katastrophal<br />

auswirken. In allen drei Instanzen<br />

fehlt es an Offenheit – Offenheit in Bezug<br />

auf Welt, auf Mensch und auf das große<br />

<strong>Geheimnis</strong>. Weil die Welt nur einäugig<br />

betrachtet und die darin wirkende Tiefen-<br />

Dimension vernachlässigt wird, vollzieht<br />

sich ohne weiteres ihre Instrumentalisierung.<br />

So verhält es sich auch mit dem<br />

Menschen; er wird lediglich als Einzel-<br />

Wesen verstanden, und nicht als <strong>eine</strong> im<br />

Netzwerk <strong>der</strong> Beziehungen stehende Person.<br />

Und was das große <strong>Geheimnis</strong> angeht:<br />

Es wird entwe<strong>der</strong> ignoriert o<strong>der</strong> mit<br />

<strong>der</strong> Sinnsuche und Sinnerfüllung nicht in<br />

Verbindung gebracht.<br />

An dieser Stelle setze ich unsere Diskussion<br />

über die Dynamik von Missionund-Dialog<br />

fort. Die erste Phase, die ich<br />

als die Dynamik <strong>der</strong> Mission bezeichnet<br />

habe, treibt uns aus uns heraus. <strong>Das</strong> ist<br />

kein blin<strong>der</strong> Trieb, <strong>der</strong> uns nach Außen<br />

drängt, weil hinter diesem Treiben ein<br />

Wi<strong>der</strong>fahrnis steht – ein Wi<strong>der</strong>fahrnis von<br />

<strong>der</strong> Wahrheit o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schönheit o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Güte und <strong>der</strong> Liebe. Sie alle entstehen aus<br />

dem inneren Feuer. Es ist dieses Wi<strong>der</strong>fahrnis,<br />

das uns aus uns herausreißt und<br />

zur Begegnung treibt. <strong>Das</strong> Wahre, das<br />

Schöne, die Güte und die Liebe sind in<br />

<strong>der</strong> Tat die anspornenden Kräfte. Die Dynamik<br />

nach Außen entspringt sozusagen<br />

<strong>eine</strong>m “Sen<strong>der</strong>”, sei es Wahrheit, Schönheit,<br />

Güte o<strong>der</strong> Liebe. Deswegen nenne<br />

ich sie “Missions“-Dynamik. Diese Dynamik<br />

hat <strong>eine</strong> Mission. Solche Mission<br />

kann nicht umhin, sich auf ein “Du” zu<br />

beziehen und deshalb drängt sie zu Begegnung<br />

und Dialog. Nur in <strong>der</strong> Begegnung<br />

und im Dialog kommen Wahrheit,<br />

Schönheit, Güte o<strong>der</strong> Liebe zur Geltung,<br />

indem sie beginnen, die Einseitigkeit ihrer<br />

Formulierungen zu verlieren. Wahrheit<br />

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