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Das eine Geheimnis - Missionszentrale der Franziskaner

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Autorität des Heiligen Geistes, wenn er<br />

geschwisterliches Verhalten und gleichrangiges<br />

Zusammenleben mit jenen<br />

vorschlägt, die <strong>der</strong> allgem<strong>eine</strong> Zeitgeist<br />

– von dem auch Menschen <strong>der</strong> Kirche infiziert<br />

werden können – ganz unten ansiedelt,<br />

weil er sie „verteufelt“. Hier trifft <strong>der</strong><br />

Poverello die klare Option, dem „Heiligen<br />

Geist als Generalminister“ (2 Cel 193,4)<br />

o<strong>der</strong> dem Geist des Evangeliums mehr<br />

zu gehorchen als je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en menschlichen<br />

Institution, denn das Evangelium<br />

ist die höchste Norm, <strong>der</strong> alle Institutionen<br />

gehorchen müssen. Der Heilige<br />

Geist Gottes, <strong>der</strong> in vielen Ausdrucksformen<br />

und Bil<strong>der</strong>n als Wasser, Feuer,<br />

Wind und Taube erscheint, ist <strong>der</strong> Garant<br />

für Verschiedenheit und Pluralität.<br />

c) Wichtiger als theologische Debatten<br />

und Streitigkeiten ist die<br />

Bereitschaft, allen untertan zu sein<br />

6 Eine Art besteht darin, dass sie we<strong>der</strong><br />

Zank noch Streit beginnen, son<strong>der</strong>n „um<br />

Gottes willen je<strong>der</strong> menschlichen Kreatur“<br />

(1 Petr 2,13) untertan sind und bekennen,<br />

dass sie Christen sind.<br />

Nachdem die Voraussetzungen für<br />

den Dialog geklärt sind, sagt Franziskus<br />

mit wenigen Worten das für ein fruchtbares<br />

Zusammenleben Wesentliche: statt<br />

zu streiten o<strong>der</strong> zu disputieren, statt eigene<br />

Positionen einzunehmen und unablässig<br />

zu behaupten, sollen die Brü<strong>der</strong> je<strong>der</strong><br />

menschlichen Kreatur untertan sein, ohne<br />

auf das Bekenntnis des eigenen Glaubens<br />

zu verzichten, „bekennen, dass sie<br />

Christen sind“. Franziskus scheint sich <strong>der</strong><br />

in Mode befindlichen Methode im Umgang<br />

mit Häretikern und „Ungläubigen“<br />

bewusst zu sein: sie durch Argumentation<br />

schlagen, ihnen den Teppich ihrer Sicherheit<br />

unter den Füßen wegziehen, sie vor<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit demaskieren, sie zur<br />

Anerkennung ihres Irrtums zwingen und<br />

zum Schweigen bringen. Die Gewalt <strong>der</strong><br />

Crocoli – Franziskus und <strong>der</strong> Interreligiöse Dialog<br />

Argumentation,dieMachtdesGedankengangs<br />

sollte den An<strong>der</strong>en davon überzeugen,<br />

dass er sich im Irrtum befindet. Positionen<br />

und Thesen des An<strong>der</strong>en wurden<br />

nur zu dem Zweck studiert und verbreitet,<br />

um sie zunichte zu machen. Wenn<br />

diese Strategien nicht reichten, griff man<br />

zur Gewalt des Schwertes, wie es mit den<br />

Albigensern in Frankreich geschah, o<strong>der</strong><br />

wie es zu diesem Zeitpunkt mit den Sarazenen<br />

geschah o<strong>der</strong> danach Jahrhun<strong>der</strong>te<br />

lang mit den Häretikern, als man<br />

sie auf den Scheiterhaufen verbrannte.<br />

„Wesentlich war es, dieser Art und Weise<br />

und dieser Zeit durch das Zeugnis <strong>eine</strong>s<br />

tugendhaften und heiligmäßigen Lebens<br />

zu begegnen, <strong>eine</strong>s Lebens in Demut,<br />

Armut, Geduld und wahrhaftiger Liebe,<br />

damit zu <strong>eine</strong>m Zeitpunkt, den nur Gott<br />

kennt, die Herzen und das Denken <strong>der</strong><br />

Muslime geöffnet würden“ (Basetti-Sani,<br />

1993, S. 694)<br />

Bekannt ist, dass die franziskanische<br />

Bewegung schon sehr bald diese kostbare<br />

Empfehlung des Franziskus preisgab.<br />

Vadakkekara (2003, S. 266) gibt zu,<br />

„dass die Übereinstimmung zwischen<br />

päpstlicher Politik und minoritischer Auffassung<br />

immer weniger Raum ließ, die an<strong>der</strong>sartige,<br />

alternative Missionsmethode<br />

des Franziskus zu praktizieren. Die Brü<strong>der</strong><br />

machten sich immer mehr zu Sprechern<br />

<strong>der</strong> offiziellen Kirchenpolitik, auch bezüglich<br />

des Islam“. Diese Kirchenpolitik wurde<br />

von <strong>der</strong> Machtspitze aus bestimmt.<br />

Daraus ergab sich zwangsläufig, dass das<br />

franziskanische Anliegen des friedlichen<br />

Zusammenlebens und des gegenseitigen<br />

„Untertanseins“ immer weniger beachtet<br />

wurde.<br />

Die zutiefst dialogische Haltung in<br />

<strong>der</strong> Methode des Franziskus besteht darin,<br />

die Brü<strong>der</strong>, die unter den Sarazenen<br />

und an<strong>der</strong>en „Ungläubigen“ leben<br />

wollen, zu bitten, genau das Gegenteil<br />

von dem zu tun, was man üblicherwei-<br />

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