Das eine Geheimnis - Missionszentrale der Franziskaner
Das eine Geheimnis - Missionszentrale der Franziskaner
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che entwickeln, die alle Heilstraditionen<br />
in Betracht zieht. Unsere Religionsgeschichte<br />
ist zu sehr von Verschlossenheit<br />
und Ver-Inselung geprägt. Wir können zu<br />
diesem Zeitpunkt <strong>der</strong> Menschheits-Geschichte<br />
nicht gleichzeitig mit mehreren<br />
Traditionen Dialog führen.<br />
1.2 Die Wahrheit und ihr<br />
universaler Anspruch<br />
Wenn wir also unsere Heilsüberzeugung<br />
ausdrücken wollen, haben wir die<br />
Aufgabe, sie in <strong>eine</strong>r Sprache auszudrücken,<br />
die fähig ist, <strong>der</strong> religiösen Tradition<br />
Verständnis zu vermitteln, mit <strong>der</strong><br />
wir Dialog halten. Es ist gleichsam <strong>eine</strong><br />
missionarische Aufgabe aller Dialog-Partner,<br />
dass sie ihre Verkündigungs-Sprache<br />
dialogisch entwickeln, damit sie sich gegenseitig<br />
verstehen. Dadurch wird <strong>der</strong><br />
universale Anspruch <strong>der</strong> Offenbarungs-<br />
Wahrheit anerkannt. Denn Wahrheit hat<br />
immer und überall <strong>eine</strong>n universalen Anspruch.<br />
Es kann we<strong>der</strong> <strong>eine</strong> private Wahrheit<br />
noch <strong>eine</strong> Wahrheit für <strong>eine</strong> auserwählte<br />
Gruppe geben. Den grundsätzlich<br />
universalen Anspruch <strong>der</strong> Wahrheit zu<br />
begrenzen, hieße, <strong>der</strong> Diktatur des Relativismus<br />
zu verfallen. Wahrheit ist immer<br />
absolut, und nur das Absolute ist voll und<br />
ganz und unbedingt wahr.<br />
AberdamitsindunsereÜberlegungen<br />
über Wahrheit nicht zu Ende. Denn Wahrheit<br />
ist <strong>eine</strong> Sache und <strong>der</strong> Ausdruck <strong>der</strong><br />
Wahrheit <strong>eine</strong> an<strong>der</strong>e. Die erste gehört zur<br />
Seinsebene, die zweite zur Sprachebene.<br />
Obwohl sie nicht identisch sind, hängen<br />
sie aufs Engste miteinan<strong>der</strong> zusammen.<br />
Ohne den sprachlichen Ausdruck haben<br />
wir k<strong>eine</strong>n Zugang zur Wahrheit. Jede<br />
Erfahrung <strong>der</strong> Wahrheit wird nur durch<br />
die Sprache vermittelt. Einerseits ist das<br />
Göttliche <strong>Geheimnis</strong> von raum-zeitlichen<br />
und kulturellen Bedingungen frei. An<strong>der</strong>erseits<br />
ist die sprachliche Vermittlung<br />
geschichtlich, das heißt, raum-zeitlich<br />
und kulturell bedingt. Die Sprache ist<br />
immer schon ein kulturelles Phänomen.<br />
Der Anspruch <strong>eine</strong>s Wahrheits-Ausdrucks<br />
ist raum-zeitlich und kulturell bedingt. Er<br />
kann unmöglich universale Geltung haben,<br />
da er geschichtlichen Bedingungen<br />
ausgesetzt ist.<br />
Dies aber ist nicht nur negativ zu<br />
betrachten. Die geschichtlichen Bedingungen<br />
haben <strong>eine</strong> gewisse Bedeutung,<br />
Denn Wahrheit ist <strong>eine</strong><br />
Sache und <strong>der</strong> Ausdruck <strong>der</strong><br />
Wahrheit <strong>eine</strong> an<strong>der</strong>e.<br />
die <strong>eine</strong> bestimmte Bedeutsamkeit hervorruft.<br />
Bedeutung und Bedeutsamkeit<br />
zusammen verleihen <strong>der</strong> Glaubenswelt<br />
<strong>eine</strong>r Kultur ein einzigartiges Kolorit, das<br />
die Eigenart <strong>der</strong> Kultur darstellt und das<br />
aber den Außenstehenden entgeht. Meistens<br />
ist die Eigenart <strong>eine</strong>r Kultur nicht<br />
leicht feststellbar. Selbst im Austausch<br />
<strong>der</strong> Kulturen, wo man sich <strong>eine</strong>r gemeinsamen<br />
Sprache bedient, trügt <strong>der</strong> Schein,<br />
denn hinter <strong>der</strong> phonetisch selben Sprache<br />
steht jeweils ein an<strong>der</strong>es Bedeutungs-<br />
Universum. <strong>Das</strong>selbe Wort “Kuh“ eröffnet<br />
verschiedene Welten für den Christen<br />
und den Hindu. So verhält es sich auch<br />
mit Ausdrücken wie ‚Gott’ o<strong>der</strong> ‚Welt’<br />
o<strong>der</strong> ‚Mensch.<br />
Sinn und Bedeutsamkeit <strong>eine</strong>r Kultur<br />
sind zuhause nur in <strong>der</strong> jeweiligen Kultur-Welt.<br />
Sie können nicht ohne weiteres<br />
extrapoliert werden. So können Sinn und<br />
Bedeutsamkeit <strong>der</strong> Inkarnation nicht in<br />
<strong>der</strong> Glaubens-Welt <strong>der</strong> Hindus und Sinn<br />
und Bedeutsamkeit des Avatara (d.h. des<br />
Herabstiegs des Höchsten <strong>Geheimnis</strong>ses<br />
in die Welt) nicht in <strong>der</strong> Glaubens-Welt <strong>der</strong><br />
Christen gefunden werden. Sie beziehen<br />
sich zuerst und vor allem auf ihre jeweilige<br />
Kultur-Welt. Diese Relation zwischen<br />
Grüne Schriftenreihe Nr. 99 – <strong>Das</strong> <strong>eine</strong> <strong>Geheimnis</strong> und die vielen Religionen