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Europäische Weihnacht – in Vielfalt geeint - Sutter GmbH & Co. KG

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Frankreich/France<br />

Nach der Kühlzeit mit der Sterntülle Längsl<strong>in</strong>ien<br />

dicht nebene<strong>in</strong>ander als R<strong>in</strong>de an den<br />

Biskuit spritzen. Erneut m<strong>in</strong>destens 2 Stunden<br />

kühlen.<br />

Anschließend zwei Scheiben abschneiden und<br />

als Äste anlegen.<br />

Dekorieren kann man den Baumstamm mit<br />

gehackten Pistazien (Moos) und Puderzucker<br />

(Schnee).<br />

Nach solch opulentem Mahl schlafen auch die<br />

K<strong>in</strong>der gewöhnlich tief und fest, auch wenn<br />

sie sich vorgenommen hatten, endlich e<strong>in</strong>mal<br />

den Père Noël (<strong>Weihnacht</strong>smann) dabei zu überraschen,<br />

wie er durch den Schornste<strong>in</strong> steigt und<br />

die Geschenke <strong>in</strong> die unter dem sap<strong>in</strong> de Noël<br />

(<strong>Weihnacht</strong>sbaum) bereitgestellten Stiefel steckt.<br />

Dass er dagewesen ist, sieht man am nächsten<br />

Morgen aber nicht nur an den Geschenken, sondern<br />

auch an der Aschespur, die er bei se<strong>in</strong>em<br />

Ausstieg aus dem Kam<strong>in</strong> verstreut hat.<br />

Besondere Sorgfalt muss man übrigens <strong>in</strong> Frankreich<br />

während der <strong>Weihnacht</strong>stage auf das Kam<strong>in</strong>feuer<br />

verwenden, denn es darf erstens nicht<br />

verlöschen, andererseits allerd<strong>in</strong>gs auch ke<strong>in</strong>e zu<br />

hohen Schatten werfen und drittens darf das<br />

Feuer nicht mit Eisen <strong>in</strong> Berührung kommen.<br />

Nur wenn man diese drei Regeln streng beachtet,<br />

br<strong>in</strong>gt das <strong>Weihnacht</strong>sfeuer Glück fürs ganze<br />

Jahr. (Manchem Hausherrn, der sich um die<br />

Mitternachtsmesse herumdrücken will, dient dieser<br />

Aberglaube als Ausrede.)<br />

In Frankreich hat die Krippenbaukunst e<strong>in</strong>e lange<br />

und <strong>in</strong>teressante Geschichte. Nicht nur <strong>in</strong> der<br />

Hauptstadt Paris, wo man alljährlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

riesigen Zelt die größte Krippe der Welt bewundern<br />

kann, auch <strong>in</strong> der Provence und anderen<br />

ländlichen Regionen s<strong>in</strong>d wahre Meisterwerke<br />

der Krippenkunst zu bewundern. Als Begründer<br />

dieser Tradition <strong>in</strong> Frankreich gilt Jean-Louis<br />

Lagnel (*1764 †1822), der neben den üblichen<br />

Hauptfiguren, den santons, auch zahlreiche Zuschauer<br />

des heiligen Geschehens kreierte, die<br />

den Handwerkern se<strong>in</strong>es Marseiller Viertels<br />

ähnlich sahen. Ursprünglich wurden die Figuren<br />

26<br />

aus Holz geschnitzt oder aus Ton geformt.<br />

Therese Neveu (*1866 †1946) kam auf die orig<strong>in</strong>elle<br />

Idee, den kle<strong>in</strong>en Jesus, Maria und<br />

Josef und alle anderen Figuren aus Teig zu<br />

kneten und zu backen. Der Abt Cesar Sumien<br />

(*1858 †1934) führte den „angezogenen kle<strong>in</strong>en<br />

Heiligen“ e<strong>in</strong> und schneiderte für die Krippenfiguren<br />

passende Kostüme. E<strong>in</strong>e ungewöhnliche<br />

Krippenfigur, die es nur <strong>in</strong> Frankreich gibt, sticht<br />

besonders <strong>in</strong>s Auge: e<strong>in</strong> junger Mann, der angesichts<br />

des Christk<strong>in</strong>ds erstaunt die Arme hochwirft.<br />

Das ist le Ravi, der Dorftrottel. Französische<br />

Familienväter widmen sich ihrer Krippe mit der<br />

gleichen H<strong>in</strong>gabe wie anderswo die Eisenbahnmodellbauer,<br />

und es ist ihre größte Freude, jedes<br />

Jahr e<strong>in</strong>e neue Krippenfigur h<strong>in</strong>zuzukaufen. So<br />

ist deren Herstellung und Verkauf längst e<strong>in</strong><br />

gutes Geschäft. Der Phantasie zum Ers<strong>in</strong>nen<br />

immer neuer Figuren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den provenzalischen<br />

Manufakturen ke<strong>in</strong>e Grenzen gesetzt, und<br />

selbst prom<strong>in</strong>ente Filmschauspieler wie Raimu<br />

oder Yves Montand, die <strong>in</strong> den Verfilmungen<br />

der Romane von Marcel Pagnol (*1895 †1974)<br />

mitgespielt haben, mischen sich mittlerweile<br />

<strong>in</strong>kognito <strong>in</strong> das antike Krippengeschehen.<br />

E<strong>in</strong>er der bekanntesten Hersteller, Marcel<br />

Carbonel, hat 754 unterschiedliche Krippenfiguren<br />

im Programm und verkauft jährlich<br />

250.000 santons. Die Biennale der Santonnier-<br />

Kunst f<strong>in</strong>det seit 1994 regelmäßig <strong>in</strong> Aubagne<br />

statt, der Geburtsstadt von Pagnol und Metropole<br />

der französischen Krippenkunst.<br />

Das vielleicht beliebteste französische <strong>Weihnacht</strong>slied<br />

ist Petit Papa Noël, das 1960 durch die<br />

Interpretation von T<strong>in</strong>o Rossi (*1907 †1983)<br />

den Weg unter bald jeden sap<strong>in</strong> de Noël gefunden<br />

hat:<br />

Petit Papa Noël<br />

(1) C’est la belle nuit de Noël<br />

La neige étend son manteau blanc<br />

Et les yeux levés vers le ciel,<br />

A genoux, les petits enfants,<br />

Avant de fermer les paupières,<br />

Font une dernière prière.

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