Europäische Weihnacht – in Vielfalt geeint - Sutter GmbH & Co. KG
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Lettland/Latvia<br />
<strong>Weihnacht</strong>s- und Neujahrsgruß:<br />
„Priecigus Ziemsvetkus un<br />
Laimigu Jaungadu!“<br />
Die Letten s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> sehr traditionsbewusstes<br />
Volk. Mehrere Jahrzehnte sowjetischer Herrschaft<br />
haben es nicht vermocht, ihnen die traditionellen<br />
<strong>Weihnacht</strong>sbräuche ihrer Heimat auszutreiben<br />
<strong>–</strong> weder die christlichen Bräuche, noch<br />
die alt-lettischen Traditionen aus der heidnischen<br />
Frühgeschichte. Allerd<strong>in</strong>gs ist es manchmal nicht<br />
ganz leicht, die e<strong>in</strong>en von den anderen zu unterscheiden.<br />
Sehr orig<strong>in</strong>ell ist zum Beispiel der lettische<br />
<strong>Weihnacht</strong>sschmuck. Die Zimmer werden <strong>in</strong> der<br />
Adventszeit mit lukturi, krigi und putni, verschiedenartigen<br />
Gestecken aus Stroh, Trockenblumen,<br />
Hobelspänen, Federn, Wacholderbeeren,<br />
farbigen Stofffetzen und bunten Wollfäden<br />
geschmückt. Aus diesen und anderen Bestandteilen<br />
fertigen die lettischen Frauen wahre Kunstwerke<br />
zum Aufstellen auf den Fensterbänken;<br />
aber auch zum Aufhängen an der Decke oder <strong>in</strong><br />
den Türdurchgängen. Letztere s<strong>in</strong>d die beliebten<br />
Puzuri, die wie Mobiles ume<strong>in</strong>ander kreisen.<br />
E<strong>in</strong>en uralten Brauch kann man am Heiligen<br />
Abend <strong>in</strong> ländlichen Gegenden Lettlands bestaunen.<br />
Dann schleifen die stärksten Männer<br />
der Gegend e<strong>in</strong>en gewaltigen Eichenstamm von<br />
Hof zu Hof. Auf dem letzten Gutshof wird der<br />
Stamm schließlich verbrannt, alle Beteiligten<br />
tanzen um das Feuer herum und s<strong>in</strong>gen alte lettische<br />
Volkslieder. Der brennende Balken soll<br />
vermutlich die Sonne symbolisieren, die <strong>in</strong> diesen<br />
dunklen Tagen des Jahres angefleht wird, mit<br />
ihrem Licht und ihrer Wärme zur Erde zurückzukehren.<br />
Durch das Umherwälzen und Herumschleifen<br />
des Stammes soll nach e<strong>in</strong>er anderen<br />
Deutung alles Unglück und aller Unrat aufgesammelt<br />
werden <strong>–</strong> und beim anschließenden<br />
Abbrennen wird dann das ganze Übel für e<strong>in</strong><br />
weiteres Jahr vernichtet.<br />
Zum Traditionsbewusstse<strong>in</strong> gehört vielfach auch<br />
e<strong>in</strong> gewisser Aberglaube <strong>–</strong> so auch bei den Let-<br />
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ten. Hier nur e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Auswahl von abergläubischen<br />
Vorstellungen zum <strong>Weihnacht</strong>sfest, die<br />
<strong>in</strong> Lettland seit Urzeiten im Schwange s<strong>in</strong>d:<br />
Greife mit der Hand <strong>in</strong>s Erbsenglas und<br />
zähle die Erbsen dann paarweise ab. Wenn<br />
ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Erbse übrig bleibt, ist dir das<br />
Glück im nächsten Jahr hold. <strong>–</strong> Meide <strong>in</strong> der<br />
Heiligen Nacht den Stall. Andernfalls kannst<br />
du dich leicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Tier verwandeln. <strong>–</strong> Am<br />
Heiligen Abend sollst du neunerlei Speisen<br />
essen, dann wird’s dir im neuen Jahr an<br />
nichts mangeln. <strong>–</strong> In der <strong>Weihnacht</strong>snacht<br />
sollst du barfuß <strong>in</strong> den Garten gehen und die<br />
Obstbäume schütteln, dann tragen sie im<br />
kommenden Jahr reichlich Früchte. <strong>–</strong> Am<br />
<strong>Weihnacht</strong>stag sollst du de<strong>in</strong> Tagwerk <strong>in</strong> aller<br />
Frühe noch im Dunklen verrichten, dann<br />
wird im kommenden Jahr alle Arbeit gut<br />
gel<strong>in</strong>gen. <strong>–</strong> Wenn du am <strong>Weihnacht</strong>smorgen<br />
früh aufstehst, dann wirst du das ganze Jahr<br />
nicht verschlafen. <strong>–</strong> Male am Heiligen Abend<br />
Kreuze auf alle Türen, so werden die bösen<br />
Geister vertrieben und fern gehalten.<br />
Wenn zu <strong>Weihnacht</strong>en neun Speisen auf den<br />
Tisch kommen, dann s<strong>in</strong>d es zu Silvester sogar<br />
zwölf <strong>–</strong> und jede e<strong>in</strong>zelne hat e<strong>in</strong>e besondere,<br />
magische Bedeutung:<br />
Pirági (Speckbrötchen) <strong>–</strong> fördern die<br />
Häuslichkeit;<br />
Äpfel <strong>–</strong> machen schön;<br />
Bohnen <strong>–</strong> stärken die Fruchtbarkeit;<br />
Erbsen <strong>–</strong> vertreiben die Tränen;<br />
Rote Beete <strong>–</strong> erhitzt das Blut;<br />
Sauerkraut <strong>–</strong> im alten Jahr essen, dann wird das<br />
Leben süß im neuen Jahr;<br />
Brombeeren <strong>–</strong> machen die Wangen rot;<br />
Rettich <strong>–</strong> vertreibt alle Krankheiten<br />
(vesels ká rutks, „gesund wie Rettich“);<br />
Pfefferkuchen <strong>–</strong> erhalten das Leben;<br />
Schwe<strong>in</strong>erippen und -schnauze <strong>–</strong> sichern Kraft<br />
und Glück;<br />
Fisch <strong>–</strong> sorgt für Reichtum<br />
(Fischschuppen <strong>in</strong> den Geldbeutel tun!);<br />
Kräutertee mit Honig <strong>–</strong> vertreibt die bösen<br />
Geister.