Demografischer Wandel und Frauen - Denkanstöße - frauennrw.de
Demografischer Wandel und Frauen - Denkanstöße - frauennrw.de
Demografischer Wandel und Frauen - Denkanstöße - frauennrw.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Heute leben in Deutschland etwa 82,5 Millionen Menschen, im Jahr 2030<br />
könnten es dank einer umfangreichen Zuwan<strong>de</strong>rung immer noch knapp 80<br />
Millionen sein. Ein starker Rückgang <strong>de</strong>s Bevölkerungsvolumens wird erst<br />
danach einsetzen, wenn die jetzt vierzigjährigen Baby-Boomer sterben. Im Jahr<br />
2050 wird die in Deutschland leben<strong>de</strong> Bevölkerung nur noch etwa 70 Millionen<br />
Menschen umfassen, wovon ungefähr 10 Millionen neue Zuwan<strong>de</strong>rer sein wer<strong>de</strong>n.<br />
Obwohl sich <strong>de</strong>r Rückgang <strong>de</strong>r Bevölkerung über lange Zeiträume erstreckt,<br />
wer<strong>de</strong>n die Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Altersstruktur <strong>de</strong>r Bevölkerung erheblich sein.<br />
So wird sich in <strong>de</strong>n nächsten dreißig Jahren die Relation zwischen <strong>de</strong>n Über-<br />
Sechzigjährigen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Jüngeren in etwa verdoppeln. Der Kollaps <strong>de</strong>r sozialen<br />
Sicherungssysteme ist vorprogrammiert. 3<br />
Im Bericht wer<strong>de</strong>n als Maßnahmen u.a. eine Entzerrung <strong>de</strong>s Lebensstaus <strong>de</strong>r<br />
jungen Leute empfohlen, die gleichzeitig beruflich einsteigen, eine Familiegrün<strong>de</strong>n<br />
<strong>und</strong> ihre Karriere verfolgen sollen. Eine bessere Absicherung <strong>de</strong>r<br />
„Generation Praktikum“ wird ebenso vorgeschlagen wie ein verän<strong>de</strong>rtes Steuersystem,<br />
das beispielsweise Mehrkindfamilien för<strong>de</strong>rt wie in Frankreich, o<strong>de</strong>r<br />
strukturelle Verbesserungen für die Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf wie in<br />
Schwe<strong>de</strong>n. Auch das soeben eingeführte Elterngeld ist ein guter Ansatz, insgesamt<br />
also brauchen wir ein Bün<strong>de</strong>l von Initiativen, um Familien zu för<strong>de</strong>rn.<br />
Bei all <strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> für mich aber immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich, dass politische <strong>und</strong> ökonomische<br />
Maßnahmen allein noch keine Geburtenrate steigern. Es geht auch<br />
um gr<strong>und</strong>sätzliche ethische Fragen <strong>und</strong> wahrscheinlich schlicht um ein<br />
Lebensgefühl: Bin ich bereit, mich langfristig zu bin<strong>de</strong>n, an einen Partner o<strong>de</strong>r<br />
eine Partnerin, vor allem aber an ein Kind? Die Beziehung zum Kind ist die letzte<br />
unkündbare Beziehung in unserem Land! Die Geburt eines Kin<strong>de</strong>s stellt eine<br />
Bindung dar, die mich mehr als zwanzig Jahre, ja ein Leben lang beeinflussen<br />
wird. Neben <strong>de</strong>r Bindung geht es aber auch um Zukunftshoffnung. Der berühmte<br />
Spruch, „in diese Welt kann man kein Kind setzen“, ist ja ein Zeichen von tiefstem<br />
Pessimismus. Es geht um Lebenslust, die Lust, mit an<strong>de</strong>ren zu leben, das<br />
Leben weiter zu geben von Generation zu Generation.<br />
Für mich steht die Geburtenrate <strong>de</strong>shalb auch in einem Zusammenhang mit<br />
Gottvertrauen. Mut zur verlässlichen Beziehung, Zukunftshoffnung <strong>und</strong> die<br />
Weitergabe <strong>de</strong>s Lebens, sind christliche Gr<strong>und</strong>haltungen. Für solches Gottvertrauen<br />
<strong>und</strong> für ein solches Lebensgefühl haben wir als Kirche einzustehen. Ja,<br />
je<strong>de</strong>s Kind ist erwünscht! Dass in unserem reichen Land je<strong>de</strong>s Jahr 130 000<br />
Kin<strong>de</strong>r abgetrieben wer<strong>de</strong>n, muss uns beunruhigen. Wie können wir wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
3 Robert Bosch Stiftung, Starke Familie. Bericht <strong>de</strong>r Kommission „Familie <strong>und</strong> <strong>de</strong>mografischer <strong>Wan<strong>de</strong>l</strong>“, S. 34<br />
28