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Demografischer Wandel und Frauen - Denkanstöße - frauennrw.de

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„Da <strong>de</strong>r Mensch erst durch Scha<strong>de</strong>n lernt, wer<strong>de</strong>n die Welle <strong>de</strong>r<br />

Gewalt, die Zahl <strong>de</strong>r psychiatrischen Erkrankungen <strong>und</strong> die Industrie<br />

für staatlich verordnete Zuwendung so zunehmen, daß ein neues<br />

Denken erst dann kommt, wenn die Folgen <strong>de</strong>r Verwahrlosung, <strong>de</strong>r<br />

Gefühlsarmut <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rlosigkeit uns überschütten.“ (ebd.).<br />

Vor <strong>de</strong>r drohen<strong>de</strong>n Katastrophe bewahrt uns, Flöttmann (ebd.) zufolge, nur ein<br />

beherztes „Zurück an <strong>de</strong>n Herd“ für die <strong>Frauen</strong>. Vielleicht erscheint Flöttmanns<br />

Alarmismus, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r gängigen These vom westlichen Werteverfall huldigt, <strong>de</strong>r vor<br />

allem <strong>de</strong>m Feminismus geschul<strong>de</strong>t sei, als extrem überzogenes Beispiel, doch<br />

zeichnet <strong>de</strong>n Diskurs zum <strong>de</strong>mographischen <strong>Wan<strong>de</strong>l</strong> insgesamt eine Vorliebe für<br />

starke Worte, Begriffe <strong>und</strong> Bil<strong>de</strong>r aus... <strong>und</strong> zwar selbst für solche, die man heute<br />

nicht mehr im öffentlichen Diskurs erwarten wür<strong>de</strong>.<br />

b) Auch in <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Debatte lassen sich Varianten <strong>de</strong>r alarmistischen<br />

Thematisierungsweise beobachten. Als <strong>de</strong>rzeit wichtigste, seriöseste Arbeit<br />

zur <strong>de</strong>mografischen Frage gilt Franz-Xaver Kaufmanns (2005) „Schrumpfen<strong>de</strong><br />

Gesellschaft“, 2005 in <strong>de</strong>r edition suhrkamp erschienen. Auch dieser Text, <strong>de</strong>r<br />

wissenschaftliche Klarheit <strong>und</strong> Ernsthaftigkeit für sich beansprucht, scheut keine<br />

starken Worte. So spricht Kaufmann (2005: 53, 62, 14, 17, 25, 47) von <strong>de</strong>r<br />

„Wucht <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mografischen Faktors“, von <strong>de</strong>r „verhängnisvolle(n) Wirkung<br />

eines langfristigen Bevölkerungsrückgangs“, bescheinigt <strong>de</strong>r Bevölkerungsentwicklung<br />

„fehlen<strong>de</strong> Nachhaltigkeit“, prognostiziert eine „Verschlechterung<br />

<strong>de</strong>r Standortbedingungen“, sieht die „Verletzung intergenerationeller Gerechtigkeit“<br />

<strong>und</strong> spricht von <strong>de</strong>r „<strong>de</strong>mografische(n) Alterslast“.<br />

Auch wenn die Begriffe auf <strong>de</strong>n ersten Blick nicht so drastisch ausfallen wie bei<br />

Flöttmann, so will auch Kaufmann mit seinem Text erhöhte Aufmerksamkeit<br />

erzeugen. In ökonomischer Sprache diskutiert <strong>de</strong>r Soziologe Kaufmann<br />

(2005: 48, 29, 73, 75) die <strong>de</strong>mografische Frage als „Fertilitätsabbruch“,<br />

Problem <strong>de</strong>s „Humanvermögen(s)“ bzw. <strong>de</strong>s „Humankapital(s)“; die niedrige<br />

Fertilität produziert, so Kaufmann, eine „Investitionslücke“. In neoliberaler<br />

Diktion heißt es als kursivierter Merksatz:<br />

„Die ‚Investitionslücke’ in das <strong>de</strong>utsche Humankapital infolge <strong>de</strong>r<br />

unter <strong>de</strong>m Reproduktionsniveau liegen<strong>de</strong>n Fertilität während <strong>de</strong>r<br />

letzten dreißig Jahre darf also in erster Annäherung auf min<strong>de</strong>stens<br />

4800 Milliar<strong>de</strong>n DM o<strong>de</strong>r 2500 Milliar<strong>de</strong>n Euro geschätzt wer<strong>de</strong>n.“<br />

(Kaufmann 2005: 82, Herv. i. O.).

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