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Demografischer Wandel und Frauen - Denkanstöße - frauennrw.de

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öffentliche Debatte ist durch eine doppel<strong>de</strong>utige Struktur geprägt: Einerseits<br />

impliziert die sprachliche Rhetorik <strong>de</strong>s <strong>Wan<strong>de</strong>l</strong>s einen sanften, langsamen, unvermeidlichen<br />

Übergang. An<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>utet die Bebil<strong>de</strong>rung eher auf dramatische<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong>und</strong> gefährliche Entwicklungen hin, die dringen<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ln<br />

erfor<strong>de</strong>rn. Die drastischen Bil<strong>de</strong>rfolgen verweisen auf ein alarmistisches<br />

Diskursmuster, das sich in medialer Öffentlichkeit <strong>und</strong> wissenschaftlicher<br />

Debatte nachweisen lässt <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Blick auf Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen politischer<br />

Einflussnahme eher verstellt.<br />

Aber gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Politik wird dieser Diskurs dankbar aufgegriffen <strong>und</strong> in<br />

konkrete familienpolitische Maßnahmen übersetzt. Die geburtenför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Familienpolitik unter <strong>de</strong>n Familienministerinnen <strong>de</strong>r rot-grünen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Großen<br />

Koalition, Renate Schmidt <strong>und</strong> Ursula von <strong>de</strong>r Leyen, weist einen signifikanten<br />

Aktionismus auf, <strong>de</strong>nn we<strong>de</strong>r die Ursachen für Kin<strong>de</strong>rlosigkeit <strong>und</strong> das Hinausschieben<br />

von Kin<strong>de</strong>rwünschen noch die generelle Steuerungsfähigkeit bevölkerungspolitischer<br />

Maßnahmen wer<strong>de</strong>n ausreichend reflektiert. Die pronatalistische<br />

Familienpolitik, die oftmals im Gewan<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gleichstellung daherkommt, dient<br />

vor allem <strong>de</strong>r Durchsetzung ökonomischer <strong>und</strong> bevölkerungspolitischer Zielsetzungen.<br />

Die Gr<strong>und</strong>lage<br />

Der öffentliche Diskurs <strong>und</strong> die familienpolitischen Maßnahmen basieren auf<br />

verschie<strong>de</strong>nen Mo<strong>de</strong>llrechnungen, <strong>de</strong>ren wichtigste <strong>und</strong> öffentlichkeitswirksamste<br />

die Berechnungen <strong>de</strong>s Statistischen B<strong>und</strong>esamtes sind. Die zehnte<br />

Bevölkerungsvorausberechnung stammt aus <strong>de</strong>m Jahr 2003 <strong>und</strong> reicht bis zur<br />

Mitte dieses Jahrh<strong>und</strong>erts. Das Statistische B<strong>und</strong>esamt hat neun Varianten mit<br />

unterschiedlichen Annahmen hinsichtlich <strong>de</strong>r Geburtenrate, <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>rungsbewegungen<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Lebenserwartung berechnet. Die Spannbreite <strong>de</strong>r möglichen<br />

Bevölkerungszahl für das Jahr 2050 liegt zwischen 67 <strong>und</strong> 81 Millionen. In <strong>de</strong>r<br />

wissenschaftlichen <strong>und</strong> in <strong>de</strong>r politischen Debatte wird am häufigsten auf die<br />

mittlere Variante zurückgegriffen, weil diese als die realitätsnaheste gilt. Dort<br />

wird von einer konstant niedrigen Geburtenrate von 1,4 Kin<strong>de</strong>rn pro Frau, von<br />

einer Steigerung <strong>de</strong>r Lebenserwartung um sechs Jahre für Neugeborene sowie<br />

von einem Wan<strong>de</strong>rungsüberschuss von 200.000 ausgegangen. Unter diesen<br />

Annahmen wird die Bevölkerungszahl in Deutschland bis zum Jahr 2050 auf<br />

75 Millionen sinken, vor allem, weil aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r konstant niedrigen Geburtenrate<br />

die Zahl <strong>de</strong>r potenziellen Mütter <strong>und</strong> damit <strong>de</strong>r Neugeborenen kleiner wird.<br />

Demgegenüber steht eine steigen<strong>de</strong> Zahl an Sterbefällen, <strong>de</strong>nn die geburtenstarken<br />

Jahrgänge kommen ins hohe Alter. Die meisten ExpertInnen gehen davon<br />

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