Demografischer Wandel und Frauen - Denkanstöße - frauennrw.de
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auf Kosten an<strong>de</strong>rer kin<strong>de</strong>rlos bleiben könnten ... Das wäre so, als ob<br />
es für einen Teil <strong>de</strong>r Gesellschaft erlaubt wäre, die Gesetze zu mißachten<br />
<strong>und</strong> z.B. Steuern zu hinterziehen, vorausgesetzt, daß die<br />
an<strong>de</strong>ren Steuern zahlen <strong>und</strong> darüber hinaus freiwillig gemeinnützige<br />
Spen<strong>de</strong>n leisten ...“ (Birg 2005: 216).<br />
Eine gewisse Undurchsichtigkeit <strong>de</strong>s Textes, die aus <strong>de</strong>r Unsystematik <strong>de</strong>r<br />
Argumentation erwächst, bleibt bestehen. Man weiß nicht so recht, für welches<br />
Anliegen Birg an welchem Punkt seiner Überlegungen jeweils streitet. Gewiss ist<br />
immerhin, dass <strong>de</strong>r Bevölkerungsforscher sein Fach für gera<strong>de</strong>zu skandalös<br />
marginalisiert hält <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Nationalsozialismus in keiner Weise als akzeptable<br />
Legitimation dafür betrachtet.<br />
Wie aus <strong>de</strong>n exemplarischen Beispielen <strong>de</strong>utlich gewor<strong>de</strong>n sein sollte, gilt vor<br />
allem <strong>de</strong>n populärwissenschaftlich argumentieren<strong>de</strong>n ProtagonistInnen <strong>de</strong>r medialen<br />
Demografie-Debatte <strong>de</strong>r zeitgenössische Feminismus als Auslöser <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografischen<br />
Frage; die Argumente sind zum Teil offen sexistisch. Der Ton ist<br />
zu<strong>de</strong>m stark kulturkritisch, <strong>de</strong>r Untergang <strong>de</strong>s Abendlan<strong>de</strong>s scheint unmittelbar<br />
vor <strong>de</strong>r Tür zu stehen. Antifeminismus <strong>und</strong> konservative Kulturkritik bil<strong>de</strong>n<br />
die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>de</strong>s medialen Alarmismus, an <strong>de</strong>m sich Wissenschaftler mit<br />
populären Text(sort)en gerne beteiligen.<br />
In <strong>de</strong>r seriöseren wissenschaftlichen Debatte ist <strong>de</strong>r geschlechterpolitische Ton<br />
dagegen zurückhalten<strong>de</strong>r <strong>und</strong> die Argumentation orientiert sich stärker an ökonomistischen<br />
I<strong>de</strong>ologien. Dass die Emanzipationsansprüche von <strong>Frauen</strong> dazu<br />
führen können, Berufswünsche <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rwünschen vorzuziehen, wird unterstellt,<br />
doch gleichzeitig gibt es offenk<strong>und</strong>ig stellenweise schon ein Bewusstsein<br />
darüber, dass massive strukturelle Barrieren <strong>de</strong>r nach wie vor als weiblich gedachten<br />
Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf entgegenstehen. Vielleicht spiegelt sich ja<br />
in <strong>de</strong>r Zurückhaltung gegenüber frauenfeindlichen Rhetoriken die Einsicht, dass<br />
nicht etwa Emanzipationswünsche, son<strong>de</strong>rn vielmehr traditionelle <strong>Frauen</strong>- <strong>und</strong><br />
Familienbil<strong>de</strong>r die Geburtenraten in Europa <strong>und</strong> vor allem hierzulan<strong>de</strong> haben<br />
sinken lassen (vgl. zweiwochendienst 211/2004: 20). Nationalistische Affekte<br />
wer<strong>de</strong>n allerdings auch im wissenschaftlichen Diskussionskontext bedient; bei<br />
diesem Motiv ist die Unterscheidung nach Textsorten nicht trennscharf.<br />
Die Politik<br />
In <strong>de</strong>r Familienpolitik hat 2002 ein Paradigmenwechsel von <strong>de</strong>r finanziellen<br />
Unterstützung von Familien, die nicht mehr weiter forciert wer<strong>de</strong>n soll, hin zum<br />
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