Demografischer Wandel und Frauen - Denkanstöße - frauennrw.de
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samtgesellschaftlichen Leistung; das belegen die Zeitverwendungsstudien <strong>de</strong>s<br />
Statistischen B<strong>und</strong>esamtes. Trotz vereinzelter Quantensprünge, z.B. <strong>de</strong>r Tatsache,<br />
dass seit <strong>de</strong>m letzten Regierungswechsel im September 2005 eine Kanzlerin die<br />
Richtlinien <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Republik bestimmt, wird die Gesellschaft immer noch<br />
durch eine männliche Phalanx repräsentiert. Die gläserne Decke zu durchbrechen,<br />
be<strong>de</strong>utet für die einzelne Frau – trotz zahlreicher Anstrengungen durch<br />
<strong>Frauen</strong>för<strong>de</strong>rung <strong>und</strong> Mentoringprogramme – immer noch einen Kraftakt, <strong>de</strong>r nur<br />
selten gelingt. Gesellschaftliche Strukturen sind schwerfällige Tanker: Was<br />
Jahrtausen<strong>de</strong> Gültigkeit hatte, wird kaum in einer Generation umgekrempelt wer<strong>de</strong>n<br />
können, <strong>und</strong> es wird, wenn es im bisherigen Tempo weiter geht, Jahrh<strong>und</strong>erte<br />
brauchen 11 , bis die Gleichstellung <strong>de</strong>r Geschlechter erreicht ist.<br />
Ob die weitere Ausprägung <strong>de</strong>r Dienstleistungsgesellschaft <strong>und</strong> die Entwicklung<br />
zur Wissensgesellschaft diese Verän<strong>de</strong>rungen zu beschleunigen vermögen, darf<br />
zumin<strong>de</strong>st bezweifelt wer<strong>de</strong>n. Zwar bietet die Zunahme an Arbeitsplätzen im<br />
Dienstleistungsbereich, wo <strong>Frauen</strong> statistisch am stärksten vertreten <strong>und</strong> ihre<br />
Kompetenzen wie Team- <strong>und</strong> Kommunikationsfähigkeit stärker gefragt sind,<br />
durchaus Chancen. Das gilt ebenso für die Arbeitsplätze in <strong>de</strong>r neuen Wissensgesellschaft.<br />
Nach einer Studie über die Geschlechterverhältnisse in <strong>de</strong>r IT-<br />
Industrie (Dörhöfer / F<strong>und</strong>er u.a. 2004) zeigt sich jedoch, dass trotz eines relativ<br />
hohen Anteils von weiblichen Beschäftigten in diesen Bereichen bestehen<strong>de</strong><br />
Hierarchien im Geschlechterverhältnis kaum aufgebrochen wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> die<br />
geschlechtsspezifische Spaltung unangetastet bleibt. So sind auch hier <strong>Frauen</strong> die<br />
ersten, die in Krisenzeiten ihre Arbeitsplätze verlieren, <strong>und</strong> ihre Präsenz bleibt –<br />
trotz vergleichsweise hoher Qualifikationen in dieser Branche – in <strong>de</strong>n höheren<br />
Managementetagen dünn. Die bestehen<strong>de</strong>n Hierarchien wer<strong>de</strong>n nicht zuletzt<br />
dadurch verfestigt, dass die Geschäftsführer keinen Handlungsbedarf bezüglich<br />
<strong>Frauen</strong>för<strong>de</strong>rung sehen <strong>und</strong> Work-Life-Balance o<strong>de</strong>r Chancengleichheit bei <strong>de</strong>n<br />
unternehmerischen Prioritäten für eher unwichtig gehalten wer<strong>de</strong>n.<br />
2 Geschlechterverhältnisse <strong>und</strong> <strong>Demografischer</strong> <strong>Wan<strong>de</strong>l</strong><br />
Die prognostizierten Entwicklungen sind ein<strong>de</strong>utig: Die Bevölkerung schrumpft<br />
<strong>und</strong> sie altert, zumin<strong>de</strong>st wenn nicht umgehend eine Trendwen<strong>de</strong> einsetzt. Die<br />
Geburtenrate je Frau ist seit 1960 von 2,4 / 2,3 (West / Ost) auf 1,2 / 1,4 abgesunken;<br />
<strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r über 60-Jährigen an <strong>de</strong>r Gesamtbevölkerung wird bis 2050<br />
auf 37% steigen (Bölsche / Bornhöft u.a. 2004: 39).<br />
11 In <strong>de</strong>r Schweiz wur<strong>de</strong> dieser Zeitraum gera<strong>de</strong> auf 962 Jahre beziffert; vgl. Köchli 2006<br />
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