Demografischer Wandel und Frauen - Denkanstöße - frauennrw.de
Demografischer Wandel und Frauen - Denkanstöße - frauennrw.de
Demografischer Wandel und Frauen - Denkanstöße - frauennrw.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
aus, dass das Sinken <strong>de</strong>r Bevölkerungszahl durch Zuwan<strong>de</strong>rung zwar verlangsamt,<br />
aber nicht vollständig kompensiert wer<strong>de</strong>n kann. Aber die Zahl <strong>de</strong>r<br />
Deutschen geht nicht nur zurück, die Bevölkerung altert zu<strong>de</strong>m, so das<br />
Statistische B<strong>und</strong>esamt. Der Anteil <strong>de</strong>r unter 20-Jährigen Kin<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
sinkt von heute 21 % auf 16 %, <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r 20-59-Jährigen, also <strong>de</strong>r<br />
Personen im erwerbsfähigen Alter, sinkt von 55 % auf 47 %, wohingegen <strong>de</strong>r<br />
Anteil <strong>de</strong>r über 60-Jährigen von 24 % auf 37 % steigt (vgl. Statistisches<br />
B<strong>und</strong>esamt 2003).<br />
Der Diskurs<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n dokumentieren wir einige i<strong>de</strong>altypische Beiträge <strong>de</strong>s Diskurses.<br />
a) Der mediale alarmistische Diskurs erzeugt interessanterweise kaum nachhaltige<br />
Resonanz, die Beiträge beziehen sich nur wenig aufeinan<strong>de</strong>r, setzen<br />
gleichsam immer wie<strong>de</strong>r von neuem an. In <strong>de</strong>r Frankfurter Allgemeinen Zeitung<br />
(11.03.05) <strong>de</strong>nkt <strong>de</strong>r Stanfor<strong>de</strong>r Sozialwissenschaftler Stanley Kurtz (2005: 42)<br />
über die kulturellen Konsequenzen einer „überalterten Welt“ nach <strong>und</strong> diskutiert<br />
mögliche Alternativen zu <strong>de</strong>n „düsteren Aussichten“: Wie<strong>de</strong>rherstellung traditioneller<br />
Werte, neue Eugenik o<strong>de</strong>r Bevölkerungsrückgang. Kurtz unterstellt, dass<br />
insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rne Feminismus seit Beginn <strong>de</strong>s 20. Jahrh<strong>und</strong>erts eine<br />
Ten<strong>de</strong>nz zur Eugenik <strong>und</strong> seit Shulamith Firestone eine Ten<strong>de</strong>nz zur künstlichen<br />
Reproduktion habe, 2 dass Feministinnen <strong>de</strong>shalb die ersten sein wer<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n<br />
neuen, äußerst zweifelhaften biopolitischen Trends (Leihmutterschaft, künstliche<br />
Gebärmutter) folgen wer<strong>de</strong>n. Der Alarmismus, <strong>de</strong>r diesen Text durchzieht,<br />
bezieht sich auf eine konstruierte Polarität, die entwe<strong>de</strong>r langsames Aussterben<br />
o<strong>de</strong>r manipulative Biopolitik prognostiziert, bei<strong>de</strong>s vorangetrieben von<br />
Feministinnen (vgl. Kurtz 2005). Ebenfalls in <strong>de</strong>r Frankfurter Allgemeinen<br />
Zeitung (13.06.05) diskutiert <strong>de</strong>r Kieler Neurologe <strong>und</strong> Psychiater Bertrand<br />
Flöttmann <strong>de</strong>n „Wunsch nach einem Kind“. Flöttmann (2005: 7) macht „das einseitige<br />
Streben nach Besitz <strong>und</strong> Vergnügen“ <strong>und</strong> <strong>de</strong>n „Geist <strong>de</strong>s Feminismus“ für<br />
die Kin<strong>de</strong>rarmut <strong>de</strong>r westlichen Welt verantwortlich. Männer <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong> bleiben<br />
heute infantil, stellen sich nicht <strong>de</strong>n reifen Verantwortlichkeiten einer<br />
Familiengründung, sind vom Hass <strong>de</strong>s Feminismus auf Weiblichkeit, Fruchtbarkeit<br />
<strong>und</strong> pflegen<strong>de</strong> Mütterlichkeit latent durchdrungen, huldigen einer<br />
Leistungsi<strong>de</strong>ologie etc. Flöttmanns psychologisch informiertes Fazit lautet:<br />
2 Kurtz ist insofern Recht zu geben, als die Alte <strong>Frauen</strong>bewegung in Deutschland (insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r radikale Flügel)<br />
durchaus Ten<strong>de</strong>nzen zu eugenischen Positionen aufwies; auch wenn Firestone sich nicht auf diese Debatten bezieht,<br />
können ihre Positionen zur künstlichen Reproduktion, die sie als wesentlichen Schritt zur Befreiung versteht,<br />
tatsächlich in diese Tradition eingeordnet wer<strong>de</strong>n.<br />
67