Forschung & Lehre 5 / 2013
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5|13 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> POLITIKBERATUNG 385<br />
recht, dass ich je erlebt habe“ und ein<br />
Abgeordneter von „einem Anschlag auf<br />
die parlamentarische Demokratie". Die<br />
Opposition reichte umgehend Klage in<br />
Karlsruhe ein. Auch mehr als 3 000<br />
Bürger zogen vor das höchste Gericht.<br />
Im November 2011 kontaktierte<br />
mich die CDU/CSU-Fraktion erneut:<br />
Das Modell sei weiterentwickelt, die<br />
Verbesserungsvorschläge seien beherzigt<br />
worden. Man hoffe, dass ich nun<br />
bereit sei, ein Gutachten über das inzwischen<br />
verabschiedete Gesetz zu verfassen.<br />
Man werde mir alle relevanten<br />
Informationen zur Verfügung stellen<br />
und Kontakte herstellen zu allen benötigten<br />
Gesprächspartnern.<br />
Unterschiedliche Terminlogik<br />
Diesmal nahm ich den Auftrag an, nicht<br />
aber ohne zuvor klar betont zu haben,<br />
dass ich das Gutachten so objektiv wie<br />
möglich anlegen würde und die Zahlen<br />
für sich sprechen lassen werde. Und<br />
wenn meine Analyse das Koalitionsmodell<br />
weniger geeignet erscheinen ließe<br />
als alternative Modelle, so würde mein<br />
Gutachten diese Schlussfolgerung enthalten.<br />
Damit war man einverstanden.<br />
Politik und Mathematik funktionieren<br />
nach einer unterschiedlichen Terminlogik.<br />
Politiker verlangen oft kurzfristig<br />
nach einer Antwort während Mathematiker<br />
in längeren Zeiträumen<br />
denken. Politiker agieren ferner unter<br />
gänzlich anderen Regelungshorizonten.<br />
Es gilt, die Dinge für die absehbare Zukunft<br />
bestmöglich zu gestalten. Und<br />
wenn es dann Änderungsbedarf gibt,<br />
wird neu nachgedacht. In der Mathematik<br />
hat das, was einmal richtig gemacht<br />
worden ist, dauerhaft Bestand.<br />
Am Satz des Pythagoras gibt es auch<br />
nach mehr als drei Jahrtausenden keinen<br />
Nachbesserungsbedarf.<br />
Mein Ziel war es, das Gutachten zügig<br />
zu erstellen, andererseits wollte ich<br />
mit mathematischen Methoden tiefer<br />
schürfen und umfassender sein, als alles<br />
was ich bis dato zum neuen Wahlrecht<br />
gelesen hatte.<br />
Mathematiker sind Stuntmen fürs<br />
Komplizierte. In dieser Rolle sind sie<br />
vertraut damit, Probleme aus anderen<br />
Disziplinen zu bedenken. Das dafür benötigte,<br />
lokal begrenzte Fachwissen des<br />
anderen Wissensgebiets können sie sich<br />
meist schnell aneignen und dann ihre<br />
mathematische Schulung zum Einsatz<br />
bringen.<br />
Ich studierte die Modelle aus verschiedenen<br />
Perspektiven und veranlasste<br />
umfangreiche Simulationen, flog<br />
nach Berlin, um Gespräche zu führen.<br />
Meine Gesprächspartner aus der Politik<br />
empfand ich als gut vertraut mit der<br />
komplexen Materie. Im Nahbereich widersprachen<br />
die Wahlrechts-Experten<br />
dem Bild, das ich mir vorab von dem<br />
Verhältnis zwischen Politik und Beratung<br />
gemacht hatte: Nie wurde Druck<br />
in irgendeiner Weise auf mich ausgeübt.<br />
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