Forschung & Lehre 5 / 2013
Forschung & Lehre 5 / 2013
Forschung & Lehre 5 / 2013
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5|13 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> BÜCHER 397<br />
Lesen und<br />
lesen lassen<br />
Recht und<br />
Gerechtigkeit<br />
E in begabter junger Jurist, der promovieren<br />
will, erhält bei seiner<br />
Recherche zahlreiche Einblicke in das<br />
judikative, legislative und professorale<br />
Rechtsdenken und Rechtshandeln.<br />
Der Doktorand untersucht die Vorurteilsstrukturen<br />
von Richtern, die versteckt<br />
in Gerichtsurteile eingehen und<br />
den Gesetzessinn auf eine Weise unterlaufen,<br />
dass man glauben könnte,<br />
dieser sei beliebig auslegbar. Er versucht,<br />
empirisch zu beweisen, dass<br />
Urteile nichts anderes als subjektiv<br />
eingefärbte Interpretationen der Gesetze<br />
sind und dass die Gesetzesbindung<br />
des Richters sich als richterliche<br />
Selbstentfaltung erweist. „Ja, alles<br />
Recht bleibt immer nackt. Man muss<br />
es einkleiden, um den schönen Schein<br />
zu erzeugen. In einem Urteil vollzieht<br />
ein Gericht genau diese Verkleidung.“<br />
(S. 93).<br />
Die Meinungen des Doktorvaters<br />
und des Doktoranden driften schließlich<br />
auseinander, nach dem Motto<br />
„Doktorand untergräbt die Justiz“. Das<br />
Promotionsvorhaben scheitert an dem<br />
Bruch zwischen Recht und Gerechtigkeit.<br />
Der „gescheiterte“ Doktorand<br />
wählt letztlich den für ihn besseren<br />
Weg, indem er die von ihm entwickelte<br />
juristische Software verkauft, dadurch<br />
vermögend wird und ein Leben als Privatier<br />
führen kann.<br />
In diesem „Reflexionsroman“ wird<br />
unser Rechtsstaat aus verschiedenen<br />
Blickwinkeln kritisch beleuchtet.<br />
Durch die spannende Schreibweise<br />
des Autors wird der Leser durch die<br />
ständigen Fragen und Antworten unweigerlich<br />
dazu veranlasst, sich seine<br />
eigenen Gedanken zum Grundthema<br />
des Romans, dass sich die Justiz in<br />
Deutschland in der Krise befindet, zu<br />
machen.<br />
Ein insgesamt, auch aufgrund von<br />
Anspielungen auf die Zeit des Nationalsozialismus<br />
und aufgrund von politischen<br />
und rechtsphilosophischen Betrachtungen<br />
denkwürdiger Roman, der<br />
lange nachwirkt.<br />
Erich Dauenhauer: Gerichtsasche,<br />
Walthari Verlag,<br />
Münchweiler 2012, 246 Seiten,<br />
Buchhandelspreis 25 €,<br />
bei Direktbestellung unter<br />
http://www.walthari.com/<br />
buchshop/ 17,50 €, zzgl.<br />
Versandkosten.<br />
Birgit Ufermann<br />
„Nun ja, aber nicht<br />
zu nah“<br />
Die Nanotechnologie ist zu einer<br />
Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts<br />
geworden. Immer mehr Produkte<br />
kommen auf den Markt, die synthetische<br />
Nanopartikel enthalten. Dabei<br />
haben die Nanoteilchen spezifische Stärken,<br />
bergen aber auch neue Risiken, so<br />
dass es in der Öffentlichkeit Bedenken<br />
gegen das noch relativ junge Wissensgebiet<br />
gibt. Hier knüpft ein Symposium an,<br />
das von der Leopoldina, von acatech<br />
und der Berlin Brandenburgischen Akademie<br />
der Wissenschaften gemeinsam<br />
veranstaltet wurde und dessen Ergebnisse<br />
im vorliegenden Band gespiegelt werden.<br />
In den Blick genommen werden vor<br />
allem die Bereiche Medizin, Kosmetik<br />
und Ernährung, weil dabei den Konsumenten<br />
die Nanotechnologie „buchstäblich<br />
zu Leibe“ rückt. Aspekte der Risikokommunikation<br />
und Fragen zum Umgang<br />
mit der Nanotechnologie werden<br />
erörtert. Das Buch zeigt zum einen vielversprechende<br />
Möglichkeiten von Nanomaterialien,<br />
zum anderen Unsicherheiten<br />
bei der Risikobewertung auf und liefert so<br />
vielfältige Informationen für eine Diskussion<br />
über Chancen und Risiken. Einen<br />
offenen Dialog halten die Akademien für<br />
erforderlich, um drohenden Akzeptanzproblemen,<br />
wie es sie etwa bei der Grünen<br />
Gentechnik gibt, zu begegnen.<br />
Heckl, Wolfgang (Hg.): Nano<br />
im Körper. Chancen, Risiken<br />
und gesellschaftlicher<br />
Dialog zur Nanotechnologie<br />
in Medizin, Ernährung und<br />
Kosmetik. Wissenschaftliche<br />
Verlagsgesellschaft, Stuttgart<br />
2012, 143 Seiten, 21,95 €.<br />
Ina Lohaus<br />
BÜCHER ÜBER<br />
WISSENSCHAFT<br />
Jörg Bogumil u.a.: Modernisierung<br />
der Universitäten<br />
Umstzungsstand und Wirkungen<br />
neuer Steuerungsinstrumente.<br />
edition sigma, Berlin <strong>2013</strong>, 251<br />
Seiten, 18,90 €.<br />
Andreas Franzmann: Die Disziplin<br />
der Neugierde<br />
Zum professionalisierten Habitus<br />
in den Erfahrungswissenschaften.<br />
transcript Verlag, Bielefeld<br />
2012, 640 Seiten, 44,80 €.<br />
Josef Gaßner / Harald Lesch: Urknall,<br />
Weltall und das Leben<br />
Vom Nichts bis heute Morgen.<br />
Verlag Komplett Media, Grünwald<br />
2012, 352 Seiten, 29,95 €.<br />
Christoph Kehl: Zwischen Geist<br />
und Gehirn<br />
Das Gedächtnis als Objekt der<br />
Lebenswissenschaften. transcript<br />
Verlag, Bielefeld 2012, 352 Seiten,<br />
34,80 €.<br />
Mareike Landmann: Standards<br />
für die <strong>Lehre</strong>rbildung<br />
Eine empirische Untersuchung zur<br />
Sicht angehender <strong>Lehre</strong>rInnen,<br />
Verlag Budrich UniPress, Leverkusen<br />
<strong>2013</strong>, 182 Seiten, 19,90 €.<br />
Reinhard Marx / Klaus Zierer:<br />
Glaube und Bildung<br />
Ein Dialog zwischen Theologie<br />
und Erziehungswissenschaft.<br />
Schöningh Verlag, Paderborn<br />
<strong>2013</strong>, 169 Seiten, 19,90 €.<br />
Gert Scobel: Warum wir philosophieren<br />
müssen<br />
Die Erfahrung des Denkens.<br />
Fischer Sachbuch, Frankfurt 2012.<br />
586 Seiten, 24,99 €.<br />
Cédric Villani: Das lebendige<br />
Theorem<br />
Sachbuch. S. Fischer Verlag,<br />
Frankfurt <strong>2013</strong>, 304 Seiten,<br />
19,99 €.<br />
Harald Welzer: Selbst denken<br />
Eine Anleitung zum Widerstand.<br />
S. Fischer Verlag, Frankfurt <strong>2013</strong>,<br />
328 Seiten, 19,99 €.