download - Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie ...
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auch Spätentwickler. Gut, das muss man vielleicht auch zunächst akzeptieren, wenn man<br />
immer nur auf die Schulnoten guckt. Das zweite aber ist, dass wir uns natürlich fragen<br />
müssen, ob die Bildungsangebote, die <strong>für</strong> Jungen etwa in ländlichen Regionen gemacht<br />
werden, die natürlich sehr stark an bestimmten Standards orientiert sind, Angebote sind, die<br />
<strong>für</strong> Jungen wirklich passen.<br />
Es könnte ja sein, dass es Jungen auf Gr<strong>und</strong> ihrer Sozialisation viel mehr Spaß macht, auch<br />
im höheren Maße handwerklich zu arbeiten. So hat zum Beispiel Baden-Württemberg<br />
angefangen, die Lehre in Einzelelemente zu zerlegen. Damit Schüler, die die Schule nicht<br />
schaffen <strong>und</strong> nicht in die Lehre kommen, bereits Teilelemente von einzelnen Lehrabschnitten<br />
machen können <strong>und</strong> auf diese Weise plötzlich merken: Mensch, das Lernen macht ja doch<br />
Spaß. Das heißt, man muss auch gucken, ob man auch das so ausdifferenziert, dass die<br />
unterschiedlichen Motivlagen stärker gefördert werden <strong>und</strong> sich dann möglicherweise auch<br />
andere Perspektiven ergeben.<br />
Ministerin Dagmar Ziegler<br />
Ich teile diese Auffassung vollkommen, dass man natürlich der Abwanderung, die nur auf<br />
materieller Gr<strong>und</strong>lage basiert, etwas entgegensetzen muss. Deswegen sitzen wir auch<br />
zusammen <strong>und</strong> fragen uns, was wir in unserem Land dagegen tun können. Aber ich will noch<br />
mal sagen: Wir haben es in den letzten Jahren versäumt – <strong>und</strong> zwar gemeinschaftlich<br />
versäumt, auch die Unternehmen, auch die Wirtschaft –, unseren jungen Menschen die<br />
Chancen aufzuzeigen, die wir in unserem Land haben. Wenn Jugendliche heute noch nicht<br />
wissen, welche Unternehmen in ihrer Region sind <strong>und</strong> welche Anforderungen an sie gestellt<br />
werden, wenn sie dort eine Lehre beginnen wollen, dann kann man das nicht den<br />
Jugendlichen vorwerfen, sondern da muss man das uns vorwerfen. Wir haben es versäumt!<br />
Und ich schließe daraus, dass die Demotivation <strong>und</strong> das verminderte Leistungsvermögen<br />
auch darauf zurückzuführen sind. Weil die Jungen, vor allen Dingen die Jungen, eben nicht<br />
wissen, wie ihre Zukunftsperspektiven aussehen, <strong>und</strong> ihnen lange Jahre auch über unsere<br />
Medien vermittelt wurde: Ja, es hat sich sowieso nicht gelohnt, wenn wir ausgelernt haben,<br />
kriegt man keinen Job hier <strong>und</strong> alle wandern ja sowieso nur ab. Dann haben diese Kinder<br />
oftmals Eltern, die langzeitarbeitslos zu Hause sitzen. Die genauso schimpfen <strong>und</strong> sagen, es<br />
ist doch alles Mist hier. Und mit diesem Gedankengut haben unsere jungen Menschen viele<br />
Jahre umgehen müssen. Und wir haben sie da ein Stück weit alleine gelassen. Und deshalb<br />
bin ich ja auch so glücklich über diese lokalen Bündnisse <strong>für</strong> <strong>Familie</strong>n, die sich gegründet<br />
haben, weil da gemeinschaftlich die Akteure vor Ort sagen: Nee, wir machen aus unserer<br />
Region etwas, wir stellen unsere Region dar. Wir sagen, junge Leute, es lohnt sich; <strong>Familie</strong>n,<br />
es lohnt sich! Es lohnt sich <strong>für</strong> junge Menschen hier zu bleiben!<br />
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