download - Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie ...
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zum Podest <strong>und</strong> eröffnet die Versammlung. Er erklärt kurz die Tagesordnung <strong>und</strong> macht<br />
darauf aufmerksam, dass der Bürgermeister später erwartet wird. Da nur sieben Minuten <strong>für</strong><br />
seine Rede vorgesehen sind, macht Vinny einen Vorschlag, wie man den Bürgermeister,<br />
sollte dies nötig sein, bremsen kann, ohne ihn dabei zu verprellen. Eine Minute, bevor die<br />
Redezeit um ist, würde Vinny sich neben den Bürgermeister stellen, um ihm ein klares<br />
Zeichen zu geben. Sollte er nicht bald ein Ende finden, würde er dann leicht seine Schulter<br />
berühren. Sollte dies noch keine Wirkung zeigen, würde er schließlich einen Schritt<br />
zurücktreten <strong>und</strong> anfangen zu klatschen. Dies wäre ein Zeichen <strong>für</strong> das Publikum, auch das<br />
Klatschen anzufangen. Und so kommt es tatsächlich: Als der Bürgermeister anfängt, gegen<br />
Ende seiner Redezeit von seinem Text abzuschweifen, tritt Vinny an ihn heran, aber der<br />
Bürgermeister redet weiter, dann legt Vinny seine Hand behutsam auf seine Schulter – keine<br />
Reaktion. Vinny fängt daraufhin zu klatschen an <strong>und</strong> das Publikum folgt ihm. Auf einmal<br />
blickt der Bürgermeister auf <strong>und</strong> sagt: „Ach, ich sehe, meine Redezeit ist um! Ich wünsche<br />
allen einen angenehmen Abend“ – <strong>und</strong> weg ist er.<br />
Bericht 2<br />
Das Bild scheint vertraut genug zu sein. In einem Vorraum vor einem eleganten<br />
parlamentarischen Sitzungssaal holt eine Gruppe von Bürger/innen ihre Lokalpolitiker/innen<br />
ein. Eine Abstimmung zum Landeshaushalt wird in den nächsten Wochen erwartet <strong>und</strong> die<br />
Gruppe will wissen, ob ein Schlüsselprojekt <strong>für</strong> ihren Stadtteil im Haushalt enthalten sein<br />
wird. Nachher treffen sie sich mit ihrem Organizer <strong>und</strong> tauschen die Ergebnisse aus: Es sieht<br />
gut aus, aber mehrere Ausschusssitzungen stehen bevor, die das Projekt schon wieder aus<br />
den Gleisen werfen könnten. Diese Szene – eine kleine „Aktion“ im Jargon von „Community<br />
Organizing“ – wiederholt sich täglich quer durch die USA. Aber in diesem Fall sprechen die<br />
Bürger/innen deutsch <strong>und</strong> die Politiker, die sie ansprechen, sind Mitglieder des Berliner<br />
Abgeordnetenhauses. Das Thema ist die Schaffung der Standortkonzentration einer<br />
staatlichen Fachhochschule – mit ihren Tausenden von <strong>Arbeit</strong>splätzen <strong>und</strong> Studenten – in<br />
einem benachteiligten Stadtteil namens Schöneweide. Die Bürger/innen <strong>und</strong> ihr Organizer<br />
sind Mitglieder von Organizing Schöneweide, einem außergewöhnlichem Experiment, das<br />
sechs Jahrzehnte amerikanischer Praxis in Community Organizing in einem neuen <strong>und</strong><br />
andersartigen Kontext anwenden will. 8<br />
Bericht 3<br />
8 vgl. dazu Tom Lenz: „From Brooklyn to Berlin: Organizing Schöneweide“. In: Shelterforce, Jan./Feb.<br />
2004, S. 21; Übersetzung von mir. Für weitere Informationen zu Organizing Schöneweide <strong>und</strong><br />
Aufbruch e.V. in Deutschland siehe www.organizing-berlin.de <strong>und</strong> www.industrialareasfo<strong>und</strong>ation.org