Diplomarbeit als pdf (2.3 MB) - Bleiberechtsbüro
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Das Interview wurde in Anwesenheit mehrerer Personen geführt: sein Vater,<br />
Herr Miçko und zeitweise seine Mutter und sein zweitältester Bruder. Die<br />
Atmosphäre empfand ich <strong>als</strong> sehr entspannt und angenehm. Herr Schurda war<br />
mitteilsam und offen und ging detailliert auf die vorgegebenen Themen ein. An<br />
manchen Stellen bezog Herr Schurda Herrn Miçko ins Gespräch ein, was es mir<br />
anfangs etwas schwer machte, den Dialog zum Thema zurückzuführen.<br />
Die Hauptthemen des Interviews sind sein fehlender Pass, die Ausweglosigkeit<br />
der Passbeschaffung und die Fluchtursache der Familie. Die Bezeichnung<br />
seiner Situation <strong>als</strong> „Teufelskreis“ im analytischen Titel bezieht sich auf folgendes<br />
Dilemma: Für eine AE muss er erwerbstätig sein. Die Arbeitserlaubnis ist wiederum<br />
an die Passbeschaffung gebunden. Angesprochene Themen, die nicht im Leitfaden<br />
vorkommen, waren: seine Verwurzelung in Berlin, der erzwungene Abbruch<br />
der Führerscheinprüfung aufgrund der Duldung, sein Misstrauen gegenüber<br />
den Medien und der ABH und seine Rassismuserfahrungen im ehemaligen Jugoslawien<br />
und in Berlin.<br />
II.2.2 Herr Miçko: „Für uns Roma gibt’s nirgendwo Platz“<br />
Herr Miçko ist 52 Jahre alt und der Vater von Herrn Schurda. Herr Miçko kommt<br />
aus dem ehemaligen Jugoslawien. Geboren wurde er in Bosnien. Dieses Gebiet<br />
wurde nach dem Krieg serbisches Territorium. Er ist muslimischer Roma. Herr<br />
Miçko gibt <strong>als</strong> Muttersprachen Serbokroatisch und Romanes an. Er lebte bereits<br />
von 1970 bis 1976 bei seiner Schwester in Deutschland. In einer kleinen Ortschaft<br />
in Süddeutschland ging er zur Schule und machte eine Ausbildung <strong>als</strong> Koch. 1977<br />
kehrte er zurück ins ehemalige Jugoslawien. 1991 flüchtete er mit seiner Familie<br />
nach Deutschland. Für eine AE nach der Bleiberechtsregelung fehlen ihm bisher<br />
zwei Voraussetzungen: die Sicherung des LU und die Erfüllung der Passpflicht.<br />
Das Interview fand im Anschluss an das Gespräch mit Herrn Schurda statt.<br />
Herr Schurda war weiterhin anwesend. Die Atmosphäre am Gesprächsort blieb<br />
entspannt. Auch Herr Miçko machte auf mich während des Gesprächs einen sehr<br />
offenen und mitteilsamen Eindruck. Über manche Themen fiel es ihm jedoch<br />
schwer zu sprechen, vor allem wenn er über seine Zukunft und die seiner Kinder<br />
redete. Schwierigkeiten bereitete es mir immer wieder, die Konzentration auf das<br />
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