Diplomarbeit als pdf (2.3 MB) - Bleiberechtsbüro
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Ausbildungs- und Arbeitsnachweisen resultiert aus dem Zurücklassen der Dokumente<br />
bei der Flucht (Herr Miçko) oder aus der Tatsache, dass die Ausstellung<br />
von Nachweisen im Herkunftsland nicht üblich war (Herr Erol und Herr Koç).<br />
III.1.2.1.4 Die Bedeutung von Arbeit und Bildung für die Betroffenen<br />
Viele Befragte äußerten sich dazu, was das faktische Arbeits- und Ausbildungsverbot<br />
für sie bedeutet oder bedeutete. Das Angewiesensein auf staatliche Leistungen,<br />
die existenzielle Not und die fehlende Anerkennung schwächten ihr<br />
Selbstwertgefühl. Denn Arbeit ist „sowohl aus psychologischer wie aus existenzieller<br />
Sicht äußerst wichtig, um der sozialen Isolation zu entfliehen und eine gewisse<br />
gesellschaftliche Anerkennung zu erhalten“, wie die Autorinnen Herzog<br />
und Wälde betonen (vgl. Herzog/Wälde 2004, S. 114). Gerade in leistungsorientierten<br />
Gesellschaften wie in Deutschland definiert sich der Wert eines Menschen<br />
hauptsächlich über seine Arbeit und seine berufliche Position, was wiederum großen<br />
Einfluss auf das Selbstwertgefühl der Individuen hat (vgl.<br />
Hemmerling/Schwarz 2003, S. 23).<br />
Weiter stellen die Ablehnungsbescheide, die Langeweile und die Eintönigkeit<br />
eines Alltags ohne Tagesstruktur und die fehlende Lebensperspektive für<br />
die Betroffenen eine große psychische Belastung dar. „Das Warten auf irgendetwas<br />
wird zur Hauptbeschäftigung, Langeweile und Apathie zu ständigen Begleitern“<br />
(ebd.). Dies alles wiederum kann den erfolgreichen Abschluss eines Arbeitsverhältnisses<br />
negativ beeinflussen, denn im Bewerbungsgespräch ist laut der<br />
Bundesagentur für Arbeit ein überzeugendes Auftreten von großer Bedeutung<br />
(vgl. Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.) 2006, S. 18ff.).<br />
„Ich hab viele Ausbildungsplätze gesucht und ich wollt einfach was lernen und einen<br />
Beruf haben. Die haben aber abgelehnt. Und da kriegt man auch automatisch<br />
schlechte Laune, keine Lust zum Leben. Man kann auch Selbstmord machen. Man<br />
hat keinen Lohn. Man muss irgendwas anfassen. Wenn man nichts anfassen kann,<br />
dann wird man verrückt“ (Herr Jiyan).<br />
„Aber ich hatte Schwierigkeiten. Ich wusste auch nicht, was ich machen sollte.<br />
Immer den ganzen Tag zu Hause! […] Das war nicht gut, was sie mit mir gemacht<br />
haben. Sieben Jahre lang, das ist schlimm. […] Wirklich das war eine<br />
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