Psychotherapeutenjournal 3/2005 (.pdf)
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Leserbriefe<br />
Die Redaktion begrüßt es sehr, wenn sich Leser in Briefen zu den Themen der Zeitschrift<br />
äußern; sie macht aber zugleich darauf aufmerksam, dass sie sich vor allem<br />
angesichts der erfreulich zunehmenden Zahl von Zuschriften das Recht vorbehält,<br />
eine Auswahl zu treffen oder gegebenenfalls Briefe auch zu kürzen. Als Leser der<br />
Briefe beachten Sie bitte, dass diese die Meinung des Absenders und nicht die der<br />
Redaktion wiedergeben.<br />
Zur Situation der PiA: ein erster Schritt ist gemacht …<br />
weitere sollten folgen!<br />
die Initiative der BPtK in Bezug auf das Fallpauschalenänderungsgesetz.<br />
Zur Lage der PiA gibt es mittlerweile eine<br />
Reihe von Artikeln und sogar einen Sammelband<br />
(Kuhr & Ruggaber, 2003). Viele<br />
Probleme der herrschenden Zustände sind<br />
dort aufgeführt und es wäre jedem zu<br />
empfehlen, einmal einen Blick in diese<br />
Beschreibungen des derzeitigen Ausbildungs-Gruselkabinetts<br />
zu werfen.<br />
Die Zahl der Absolventen der Ausbildung<br />
zum Psychotherapeuten deckt bei weitem<br />
nicht den aktuellen Bedarf. Soll der Berufsstand<br />
nicht aussterben, müssen sich auch<br />
die Kammern mit den Problemen der Ausbildung<br />
beschäftigen. Es ist deshalb erfreulich,<br />
dass nun auch die Psychologischen<br />
Psychotherapeuten/ Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten<br />
in Ausbildung,<br />
kurz PiA, in das Blickfeld der Bundeskammer<br />
rücken, wie aus dem einführenden<br />
Beitrag von Richter im PTJ 1/04 zu entnehmen<br />
ist.<br />
Die „Aufgabe der Kammern, das Gesamtinteresse<br />
des Berufsstandes wahrzunehmen”<br />
wird hier deklariert und darauf verwiesen,<br />
dass mehrere Kammern den PiA<br />
eine – wenn auch nur eingeschränkte –<br />
freiwillige Mitgliedschaft einräumen. Mittlerweile<br />
hat das Land Niedersachsen im<br />
Rahmen der Änderung des dortigen Heilberufegesetzes<br />
sogar die Pflichtmitgliedschaft<br />
von PiA in der Kammer (nach Beginn<br />
der klinischen Ausbildung – was immer<br />
das heißen mag) eingeführt. Alle Kammern<br />
sollten Ähnliches anstreben.<br />
Es wäre zu wünschen, dass die von Richter<br />
vorgetragene Auffassung – die die PiA<br />
voll und ganz in das Gesamtinteresse des<br />
Berufsstandes mit einschließt – sich möglichst<br />
rasch und möglichst umfassend bei<br />
den Kammervertretern verbreitet und<br />
durchsetzt. Ein Problem besteht sicher<br />
darin, dass die Kammern in einigen Bundesländern<br />
– z. B. in NRW durch das Heilberufegesetz<br />
– nicht für die Belange der<br />
Psychotherapeuten in Ausbildung zuständig<br />
sind. Die Kammern sollten darauf hinwirken,<br />
ihre Zuständigkeit an geeigneter<br />
Stelle einzufordern und entsprechende Gesetzesänderungen<br />
vorschlagen.<br />
Heutzutage liegt bekanntlich die Zuständigkeit<br />
für die PiA und die Aufsicht über<br />
die Ausbildungsstätten bei den Prüfungsämtern<br />
der Landesbehörden. Ganz abgesehen<br />
allerdings von der Frage, ob und wie<br />
diese ihre Aufgabe (eine schriftliche Definition<br />
dieser Aufgabe konnte bisher leider<br />
noch niemand auffinden) erfüllen (können)<br />
– ein Artikel in einer psychologischen<br />
Fachzeitschrift beleuchtet dieses Problem<br />
aus juristischer Sicht (Nilges, 2004) – liegt<br />
es auf der Hand, dass eine dauerhafte Fortführung<br />
dieses Zustands letztendlich mit<br />
dem „Gesamtinteresse des Berufsstandes”<br />
nicht vereinbar ist. Sehr hilfreich wäre eine<br />
deutliche Meinungsäußerung der Bundeskammer<br />
in diesem Sinne. Wie Rainer Richter<br />
schreibt, überlegt die Kammer, „Maßnahmen<br />
zur Anpassung und Veränderung<br />
auch der Ausbildung vorzuschlagen”. Eine<br />
solche Vorstellung wäre geradezu bahnbrechend,<br />
aber bitter notwendig.<br />
Als erstes sollte überhaupt ein Rahmen<br />
geschaffen, ein Verhaltenskodex für die<br />
Ausbildung kreiert werden. Ziel sollte sein,<br />
die Situation der PiA zu verbessern, die<br />
beliebig vermehrbare Pflichten haben, aber<br />
keine Rechte bzw. Möglichkeiten, diese<br />
durchzusetzen. Eine denkbare Möglichkeit<br />
wäre, einen entsprechenden Kommentar<br />
zu den Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen<br />
für Psychologische Psychotherapeuten<br />
und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten<br />
(PsychTh-APrV/KJPsych-<br />
APrV) zu formulieren. Sehr zu begrüßen ist<br />
Viele PiA fühlen sich derzeit von Gott und<br />
der Welt verlassen, in einem quasi rechtsfreien<br />
Raum den Ausbildungsinstituten,<br />
den Kliniken, den Prüfungsämtern ausgeliefert<br />
und ohne eigene Interessenvertretung,<br />
ohne finanzielle Möglichkeiten.<br />
Zuständigkeit der Kammern im oben dargestellten<br />
Sinn würde auch bedeuten, dass<br />
die PiA endlich einen Ansprechpartner hätten,<br />
dass bei den Kammern entsprechende<br />
Strukturen entstünden, etwa eine<br />
Rechtsberatung. So könnten PiA informiert<br />
und auch ermutigt werden, Beschwerden<br />
vorbringen, die dann auch wirklich beachtet<br />
werden. Heutzutage sind die Meisten<br />
extrem eingeschüchtert und rühren sich<br />
nicht, deshalb gibt es auch nur sehr wenige<br />
Beschwerden.<br />
Weiterhin wäre zu wünschen, dass als<br />
nächster Schritt ohne Scheu dann auch die<br />
wirklich notwendigen Konsequenzen bei der<br />
Formulierung der diesbezüglichen zukünftigen<br />
berufspolitischen Ziele gezogen und<br />
dann natürlich auch beharrlich verfolgt werden:<br />
die Annäherung an das Vorbild der ärztlichen<br />
Weiterbildung und der Rolle der Ärztekammern<br />
dabei. Dass also die Bundeskammer<br />
das „Gesamtinteresse des Berufsstandes”<br />
tatsächlich voll und ganz vertritt,<br />
dass sie beschließt, statt vorzuschlagen. Das<br />
ist natürlich noch Zukunftsmusik; aber das<br />
Ziel der Gleichbehandlung mit den Ärzten,<br />
auch in der Frage der Aus- bzw. Weiterbildung<br />
sollte nie aus den Augen verloren<br />
werden. Für die derzeitige „Ausbildung” mit<br />
den bekannten katastrophalen Bedingungen<br />
ergäbe sich somit in Analogie zu den Verhältnissen<br />
bei den Ärzten, dass eine Ausund<br />
Weiterbildung etabliert wird.<br />
312 <strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 3/<strong>2005</strong>