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Psychotherapeutenjournal 3/2005 (.pdf)

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Bundespsychotherapeutenkammer<br />

Mitteilungen der Bundespsychotherapeutenkammer<br />

zuwachs in der Psychotherapieforschung,<br />

der allein für sich genommen bereits eine<br />

riesige Herauforderung an die stetige Fortbildung<br />

der Psychotherapeuten darstelle.<br />

Daneben habe es in den letzten zehn Jahren<br />

bedeutende Fortschritte in der psychotherapeutischen<br />

Behandlung von Patienten<br />

mit chronischen körperlichen Erkrankungen<br />

(ohne komorbide psychische Störung)<br />

gegeben, die nach derzeitigen Bestimmungen<br />

der Psychotherapierichtlinien<br />

in der ambulant psychotherapeutischen<br />

Versorgung nicht umgesetzt werden können.<br />

Hier ergebe sich gerade für die großen<br />

chronischen Volkskrankheiten ein riesiger,<br />

zurzeit ungedeckter Versorgungsbedarf,<br />

der nicht nur zu einer Verbesserung<br />

der Lebensqualität betroffener Patienten,<br />

sondern auch zu wirtschaftlicheren Behandlungen<br />

führen könne. Zugleich könne<br />

die Vermittlung des erforderlichen Wissens<br />

und der klinischen Kompetenzen<br />

nicht noch zusätzlich im Rahmen der Ausbildung<br />

der PP und KJP, sondern, für entsprechend<br />

interessierte PP und KJP, erst<br />

im Anschluss daran in einer Weiterbildung<br />

geleistet werden. Um eine Zersplitterung<br />

des Fachs zu verhindern und zugleich neue<br />

Tätigkeitsfelder etablieren zu können, solle<br />

sich die Weiterbildung auf neue Anwendungsbereiche<br />

der Psychotherapie beschränken:<br />

die Neuropsychologie und die<br />

Somatopsychologie. Ergänzend hierzu<br />

würden Weiterbildungsregelungen für die<br />

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie<br />

(für PP) und für weitere psychotherapeutische<br />

Verfahren (Zweit- und Drittverfahren)<br />

vorgeschlagen. In den Diskussionen wurden<br />

insbesondere die Ankündigungsfähigkeit<br />

curricularer Fortbildungen und deren<br />

Perspektiven mit Blick auf sozialrechtliche<br />

Konsequenzen, sowie die Gestaltungsmöglichkeiten<br />

der Kammern in<br />

diesem Bereich angesprochen. Auch die<br />

Grenzziehung zum „klassischen“ Anwendungsbereich<br />

sowie die Nahtstellen<br />

und die Abgrenzung zwischen „Somatopsychotherapie“<br />

und nicht heilkundlichen<br />

psychologischen Interventionen wurden<br />

intensiv diskutiert.<br />

Im zweiten Teil der Veranstaltung stellte Dr.<br />

Ruth Weinzierl ihr Tätigkeitsfeld als KJP in<br />

einer Kinderklinik vor. Sie sah die in ihrem<br />

Arbeitsfeld erforderlichen Basisfertigkeiten<br />

durch die Ausbildung als KJP weitgehend<br />

abgedeckt, bemängelte jedoch fehlende<br />

strukturierte Qualifikationsangebote zum<br />

Erwerb der spezifischen fachlichen Kompetenzen<br />

(u. a. med. Kenntnisse, Elternarbeit,<br />

Systemkenntnisse).<br />

Prof. Dr. Winfried Rief betonte in seinem Beitrag,<br />

dass sich die erforderlichen spezifischen<br />

Kenntnisse und therapeutischen Ansätze bei<br />

der Behandlung von somatisch erkrankten<br />

Patienten deutlich unterscheiden. Die Weiterentwicklung<br />

der Behandlungsansätze in<br />

diesem Bereich dokumentiere sich auch in<br />

den verschiedenen Fortbildungscurricula der<br />

einzelnen Fachgesellschaften, wie z. B. zur<br />

psychologischen Schmerztherapie, Psychoonkologie,<br />

Psychodiabetologie, Verhaltensmedizin<br />

oder Biofeedback. Aufgrund der<br />

Überschneidungen und Spezifika der zahlreichen<br />

Curricula böte sich daher gerade auch<br />

unter Versorgungsaspekten eine psychotherapeutische<br />

Weiterbildung in Somatopsychologie<br />

an, bestehend aus einem Basismodul<br />

sowie optionalen Bausteinen zu bestimmten,<br />

häufig komorbid bestehenden somatischen<br />

Erkrankungen und spezifischen Interventionen.<br />

Er sehe für den Bereich psychologischer<br />

Interventionen bei körperlichen Erkrankungen<br />

einen enormen Bedarf, der<br />

insbesondere im ambulanten Bereich vollständig<br />

ungedeckt sei.<br />

Prof. Dr. Almuth Sellschopp wies aus tiefenpsychologischer<br />

Perspektive für den Bereich<br />

der onkologischen Erkrankungen auf die<br />

Besonderheiten der Diagnostik, der<br />

Behandlungsziele, der Behandlungsverläufe<br />

und der erforderlichen Interventionen bei<br />

diesen Patienten hin. Hierbei seien auch<br />

besondere Qualifikationen in der Beratung<br />

von Patienten erforderlich, die weit mehr<br />

als eine abgespeckte Psychotherapie darstellten.<br />

Diese Kompetenzen seien<br />

sinnvollerweise in curricularer Form zu vermitteln<br />

und sollten mit einer klinischen Tätigkeit<br />

in speziellen Settings verknüpft werden.<br />

Sie unterstütze aufgrund ihrer Erfahrungen<br />

die Perspektive einer Weiterbildung<br />

zur Psychotherapie chronisch und schwer<br />

somatisch erkrankter Menschen mit einem<br />

gemeinsamen Basismodul und optionalen<br />

Bausteinen zur Vertiefung.<br />

Abschließend umriss Dr. Heiner Vogel den<br />

Bedarf und die Entwicklungsperspektiven<br />

somatopsychologischer Ansätze im institutionellen<br />

Bereich, in Medizinischen Versorgungszentren,<br />

der Medizinischen Rehabilitation<br />

und der stationären Akutversorgung.<br />

Er verdeutlichte anhand aktueller<br />

epidemiologischer und Versorgungsdaten<br />

die bestehenden Defizite hinsichtlich<br />

der Diagnostik und psychotherapeutischen<br />

Mitbehandlung von Patienten in<br />

somatischen Abteilungen und Krankenhäusern<br />

und plädierte für einen Ausbau der<br />

psychologischen Konsil- und Liaison-Dienste.<br />

Aufgrund der potentiell günstigen Effekte<br />

indizierter heilkundlich-psychologischer<br />

Interventionen auf den Genesungsverlauf<br />

und die Verweildauern von Patienten<br />

könne in Zeiten der DRG ein Ausbau<br />

solcher Dienste für Krankenhausträger auch<br />

unter Kostenaspekten attraktiv werden.<br />

In der anschließenden Diskussion wurde<br />

die Frage der sinnvollsten Qualifikationswege<br />

und -orte für Psychotherapeuten in<br />

den verschiedenen Bereichen intensiv thematisiert.<br />

Die Integration von Behandlungen<br />

schwer und lebensbedrohlich erkrankter<br />

Patienten in die Ausbildung, so einzelne<br />

Stimmen, sei zu fördern, auch um Psychotherapeuten<br />

in Ausbildung für neue<br />

Berufsfelder gewinnen zu können, unabhängig<br />

davon, ob die spezifische Qualifikation<br />

in Form von Weiter- oder Fortbildungen<br />

angeboten würde. Einigkeit bestand<br />

unter den Teilnehmern hinsichtlich<br />

des vorhandenen und weiter zunehmenden<br />

Bedarfs an qualifizierten psychologisch-psychotherapeutischen<br />

Hilfen für<br />

Menschen mit chronischen körperlichen<br />

Erkrankungen und der damit einhergehenden<br />

Entwicklungschancen für das Berufsbild<br />

der Psychotherapeuten.<br />

Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung – Häufig<br />

gestellte Fragen – Kommission „Qualitätsmanagement<br />

und Qualitätssicherung“ der BPtK<br />

1. Warum wird das Thema im<br />

Gesundheitswesen derzeit so<br />

intensiv und kontrovers diskutiert?<br />

Im Gesundheitsreformgesetz (2000) und<br />

nachfolgend im Gesundheitsstrukturgesetz,<br />

im Fallpauschalengesetz (2002) sowie im<br />

258 <strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 3/<strong>2005</strong>

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