„Ja einmal lachte er sogar <strong>und</strong> sagte, daß dem Menschen durch den Schlaf die schönste Zeit des Lebens geraubt würde. Er habe die Empfindung, daß die Zeit <strong>von</strong> größerer Dauer sei, als man gemeinhin annimmt.“ Aus Robert Schneider: Schlafes Bruder
Referat <strong>und</strong> bibliographische Beschreibung Zielstellung: <strong>Patienten</strong> <strong>mit</strong> <strong>objektiver</strong> <strong>und</strong> <strong>subjektiver</strong> <strong>Insomnie</strong> wurden bezüglich ihrer Alters<strong>und</strong> Geschlechtsverteilung, Häufigkeit psychischer Erkrankungen, typischer Schlafmuster, Selbstbeurteilungen des Schlafes, dysfunktionalen Überzeugungen, Persönlichkeitsmerkmalen <strong>und</strong> Depressivität vergleichend untersucht. Zusätzlich wurde untersucht, welche Zusammenhänge sich aus der Differenzierung der <strong>Patienten</strong>gruppen in objektive bzw. subjektive <strong>Insomnie</strong>typen unter der Berücksichtigung möglicher Fehlbeurteilung des Schlafes ergeben. Es wurden Subtypen <strong>objektiver</strong> <strong>und</strong> <strong>subjektiver</strong> <strong>Insomnie</strong> identifiziert. Methoden: Diese Arbeit stellt einen Beitrag einer umfangreichen klinischen Studie des Schlaflabors der Klinik <strong>und</strong> Poliklinik für Psychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie der Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg dar, in welcher fortlaufend anamnestische, klinische, testpsychologische <strong>und</strong> polysomnographische Daten <strong>von</strong> <strong>Patienten</strong> erhoben werden, die zur Abklärung einer <strong>Insomnie</strong> schlafmedizinisch untersucht werden. In der vorliegenden Arbeit wurden polysomnographische Daten sowie Morgenprotokolle zur Erfassung der Schlafwahrnehmung aller <strong>Patienten</strong> <strong>mit</strong> den Diagnosen primäre <strong>Insomnie</strong> bzw. <strong>Insomnie</strong> infolge einer psychischen Störung (DSM-IV) in einem 2-Jahres-Zeitraum ausgewertet. Anhand der polysomnographisch erhobenen Schlaflatenz <strong>und</strong> -effizienz wurden bei diesen <strong>Patienten</strong> objektive bzw. subjektive <strong>Insomnie</strong>n identifiziert. Die Fehlbeurteilung des Schlafes konnte durch die Abweichung polysomnographisch erfasster <strong>und</strong> subjektiv beurteilter Schlaflatenz <strong>und</strong> - effizienz er<strong>mit</strong>telt werden. Zum Einsatz kamen ein Schlafinterview sowie standardisierte Fragebogeninstrumente (ISI, PSQI, ESS, DBAS-16, BDI, HPI) zur Erfassung der Persönlichkeits- <strong>und</strong> kognitiver Parameter. Ergebnisse: Von den im Schlaflabor diagnostizierten <strong>Patienten</strong> lag bei 28,6% eine primäre <strong>Insomnie</strong> <strong>und</strong> bei 27,1% ein <strong>Insomnie</strong> infolge einer psychischen Störung vor. Insgesamt wurden 150 <strong>Patienten</strong> in die Untersuchung eingeschlossen. Der Altersdurchschnitt lag bei 52,2 Jahren, die durchschnittliche Dauer der <strong>Insomnie</strong> bei 10,1 Jahren. Nach den polysomnographisch erfassten Schlafparametern erfüllten 52,7% der <strong>Patienten</strong> die Kriterien einer objektiven <strong>Insomnie</strong> (47,3% subjektive <strong>Insomnie</strong>). Objektive Insomniker waren dabei signifikant älter. Subjektive Insomniker litten in höherem Maße unter Tagesmüdigkeit (ESS) <strong>und</strong> zeigten ein höheres Maß an Risiko- <strong>und</strong> Kampfbereitschaft (HPI). Keine Unterschiede fanden sich hinsichtlich der Geschlechtsverteilung, der Dauer der <strong>Insomnie</strong>, der <strong>Insomnie</strong>diagnose nach DSM-IV, der dysfunktionalen Überzeugungen zum Schlaf (DBAS-16), der klassischen Persönlichkeitsparameter (HPI) <strong>und</strong> der Depressivität (BDI). Bei 137 <strong>Patienten</strong> der Gesamtstichprobe konnte die Fehlbeurteilung des Schlafes er<strong>mit</strong>telt werden, die Hälfte dieser <strong>Patienten</strong> schätzte ihren Schlaf mehr als 42,2% schlechter ein, als er polysomnographisch erfasst wurde. Die Fehlbeurteilung des Schlafes war unabhängig <strong>von</strong> der <strong>Insomnie</strong>gruppe, vom Alter <strong>und</strong> vom Geschlecht der <strong>Patienten</strong>. Es wurden vier <strong>Insomnie</strong>subgruppen beschrieben: objektive Insomniker ohne Fehlbeurteilung des Schlafes entsprachen am ehesten der Diagnose einer „klassischen“ psychophysiologischen <strong>Insomnie</strong>; objektive Insomniker <strong>mit</strong> Fehlbeurteilung des Schlafes hatten den höchsten Altersdurchschnitt; subjektive Insomniker ohne Fehlbeurteilung des Schlafes waren am jüngsten <strong>und</strong> gaben in hohem Maß Tagesmüdigkeit <strong>und</strong> Depressivität an; subjektive Insomniker <strong>mit</strong> Fehlbeurteilung des Schlafes entsprachen am ehesten der Diagnose der „klassischen“ Fehlbeurteilung des Schlafes des ICSD. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse geben einen Hinweis darauf, dass es sinnvoll sein kann, eine multimodale Diagnostik der Schlafstörungen durchzuführen, um objektive Schlafmuster zu erfassen <strong>und</strong> wahrgenommene Schlafdefizite da<strong>von</strong> abzugrenzen. Es konnten unterschiedliche Subtypen der <strong>Insomnie</strong> identifiziert <strong>und</strong> beschrieben werden, die Gruppen unterschieden sich hinsichtlich polysomnographisch erfasster Schlafdaten, der (Fehl-)Wahrnehmung des Schlafes, des Alters aber auch der Tagesmüdigkeit <strong>und</strong> der Depressivität. Daraus leiten sich differenzierte therapeutische Schwerpunkte ab. Kreis, Beate: <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>Patienten</strong> <strong>mit</strong> <strong>subjektiver</strong> <strong>und</strong> <strong>objektiver</strong> <strong>Insomnie</strong> unter besonderer Berücksichtigung <strong>von</strong> Persönlichkeits- <strong>und</strong> kognitiven Parametern. Halle, Univ., Med. Fak., Diss., 78, 2007