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Vergleich von Patienten mit subjektiver und objektiver Insomnie ...

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Referat <strong>und</strong> bibliographische Beschreibung<br />

Zielstellung: <strong>Patienten</strong> <strong>mit</strong> <strong>objektiver</strong> <strong>und</strong> <strong>subjektiver</strong> <strong>Insomnie</strong> wurden bezüglich ihrer Alters<strong>und</strong><br />

Geschlechtsverteilung, Häufigkeit psychischer Erkrankungen, typischer Schlafmuster,<br />

Selbstbeurteilungen des Schlafes, dysfunktionalen Überzeugungen, Persönlichkeitsmerkmalen<br />

<strong>und</strong> Depressivität vergleichend untersucht. Zusätzlich wurde untersucht, welche<br />

Zusammenhänge sich aus der Differenzierung der <strong>Patienten</strong>gruppen in objektive bzw. subjektive<br />

<strong>Insomnie</strong>typen unter der Berücksichtigung möglicher Fehlbeurteilung des Schlafes ergeben. Es<br />

wurden Subtypen <strong>objektiver</strong> <strong>und</strong> <strong>subjektiver</strong> <strong>Insomnie</strong> identifiziert.<br />

Methoden: Diese Arbeit stellt einen Beitrag einer umfangreichen klinischen Studie des<br />

Schlaflabors der Klinik <strong>und</strong> Poliklinik für Psychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie der Martin-Luther-<br />

Universität Halle-Wittenberg dar, in welcher fortlaufend anamnestische, klinische,<br />

testpsychologische <strong>und</strong> polysomnographische Daten <strong>von</strong> <strong>Patienten</strong> erhoben werden, die zur<br />

Abklärung einer <strong>Insomnie</strong> schlafmedizinisch untersucht werden. In der vorliegenden Arbeit<br />

wurden polysomnographische Daten sowie Morgenprotokolle zur Erfassung der<br />

Schlafwahrnehmung aller <strong>Patienten</strong> <strong>mit</strong> den Diagnosen primäre <strong>Insomnie</strong> bzw. <strong>Insomnie</strong> infolge<br />

einer psychischen Störung (DSM-IV) in einem 2-Jahres-Zeitraum ausgewertet. Anhand der<br />

polysomnographisch erhobenen Schlaflatenz <strong>und</strong> -effizienz wurden bei diesen <strong>Patienten</strong><br />

objektive bzw. subjektive <strong>Insomnie</strong>n identifiziert. Die Fehlbeurteilung des Schlafes konnte durch<br />

die Abweichung polysomnographisch erfasster <strong>und</strong> subjektiv beurteilter Schlaflatenz <strong>und</strong> -<br />

effizienz er<strong>mit</strong>telt werden. Zum Einsatz kamen ein Schlafinterview sowie standardisierte<br />

Fragebogeninstrumente (ISI, PSQI, ESS, DBAS-16, BDI, HPI) zur Erfassung der<br />

Persönlichkeits- <strong>und</strong> kognitiver Parameter.<br />

Ergebnisse: Von den im Schlaflabor diagnostizierten <strong>Patienten</strong> lag bei 28,6% eine primäre<br />

<strong>Insomnie</strong> <strong>und</strong> bei 27,1% ein <strong>Insomnie</strong> infolge einer psychischen Störung vor. Insgesamt wurden<br />

150 <strong>Patienten</strong> in die Untersuchung eingeschlossen. Der Altersdurchschnitt lag bei 52,2 Jahren, die<br />

durchschnittliche Dauer der <strong>Insomnie</strong> bei 10,1 Jahren. Nach den polysomnographisch erfassten<br />

Schlafparametern erfüllten 52,7% der <strong>Patienten</strong> die Kriterien einer objektiven <strong>Insomnie</strong> (47,3%<br />

subjektive <strong>Insomnie</strong>). Objektive Insomniker waren dabei signifikant älter. Subjektive Insomniker<br />

litten in höherem Maße unter Tagesmüdigkeit (ESS) <strong>und</strong> zeigten ein höheres Maß an Risiko- <strong>und</strong><br />

Kampfbereitschaft (HPI). Keine Unterschiede fanden sich hinsichtlich der<br />

Geschlechtsverteilung, der Dauer der <strong>Insomnie</strong>, der <strong>Insomnie</strong>diagnose nach DSM-IV, der<br />

dysfunktionalen Überzeugungen zum Schlaf (DBAS-16), der klassischen<br />

Persönlichkeitsparameter (HPI) <strong>und</strong> der Depressivität (BDI). Bei 137 <strong>Patienten</strong> der<br />

Gesamtstichprobe konnte die Fehlbeurteilung des Schlafes er<strong>mit</strong>telt werden, die Hälfte dieser<br />

<strong>Patienten</strong> schätzte ihren Schlaf mehr als 42,2% schlechter ein, als er polysomnographisch erfasst<br />

wurde. Die Fehlbeurteilung des Schlafes war unabhängig <strong>von</strong> der <strong>Insomnie</strong>gruppe, vom Alter<br />

<strong>und</strong> vom Geschlecht der <strong>Patienten</strong>. Es wurden vier <strong>Insomnie</strong>subgruppen beschrieben: objektive<br />

Insomniker ohne Fehlbeurteilung des Schlafes entsprachen am ehesten der Diagnose einer<br />

„klassischen“ psychophysiologischen <strong>Insomnie</strong>; objektive Insomniker <strong>mit</strong> Fehlbeurteilung des<br />

Schlafes hatten den höchsten Altersdurchschnitt; subjektive Insomniker ohne Fehlbeurteilung<br />

des Schlafes waren am jüngsten <strong>und</strong> gaben in hohem Maß Tagesmüdigkeit <strong>und</strong> Depressivität an;<br />

subjektive Insomniker <strong>mit</strong> Fehlbeurteilung des Schlafes entsprachen am ehesten der Diagnose<br />

der „klassischen“ Fehlbeurteilung des Schlafes des ICSD.<br />

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse geben einen Hinweis darauf, dass es sinnvoll sein kann, eine<br />

multimodale Diagnostik der Schlafstörungen durchzuführen, um objektive Schlafmuster zu<br />

erfassen <strong>und</strong> wahrgenommene Schlafdefizite da<strong>von</strong> abzugrenzen. Es konnten unterschiedliche<br />

Subtypen der <strong>Insomnie</strong> identifiziert <strong>und</strong> beschrieben werden, die Gruppen unterschieden sich<br />

hinsichtlich polysomnographisch erfasster Schlafdaten, der (Fehl-)Wahrnehmung des Schlafes,<br />

des Alters aber auch der Tagesmüdigkeit <strong>und</strong> der Depressivität. Daraus leiten sich differenzierte<br />

therapeutische Schwerpunkte ab.<br />

Kreis, Beate: <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>Patienten</strong> <strong>mit</strong> <strong>subjektiver</strong> <strong>und</strong> <strong>objektiver</strong> <strong>Insomnie</strong> unter besonderer<br />

Berücksichtigung <strong>von</strong> Persönlichkeits- <strong>und</strong> kognitiven Parametern. Halle, Univ., Med. Fak., Diss., 78,<br />

2007

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