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Genussmagazin 3/2011 - Genussakademie

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Erzeuger-Porträt<br />

KULINARISCHE BETRIEBSANLEITUNG<br />

Gelee von Erdbeeren und Waldmeister<br />

Zutaten:<br />

500 g Erdbeeren<br />

500 g Waldmeistersirup<br />

2 Bd. Waldmeister<br />

1 Stk. Limone<br />

1 Stk. Orange<br />

2 El Zucker<br />

200 ml Wasser<br />

20 Blatt Gelatine<br />

KLAUS TREBES<br />

Eigentlich sollte Klaus Trebes an<br />

dieser Stelle nach langer Abstinenz<br />

vom Kolumnenschreiben wieder<br />

aktiv werden und die Leser des<br />

<strong>Genussmagazin</strong>s über Neuigkeiten<br />

und Hintergründiges aus der Welt<br />

der Gastronomie informieren.<br />

Am 2. Mai nun ist der „letzte Alt-<br />

68er am Herd“ von uns gegangen.<br />

Erdbeergelee<br />

Die Erdbeeren mit etwas Zucker pürieren. Dann 100 ml<br />

des Erdbeermarks aufkochen und 10 Blatt eingeweichte<br />

Gelatine dazu geben. Wenn die Gelatine aufgelöst ist,<br />

geben wir den Rest des Erdbeerpürees dazu. Je nach<br />

Geschmack der Erdbeeren noch Zucker oder Zitronensaft<br />

dazugeben.<br />

Waldmeistergelee<br />

Den Waldmeister von den Stängel zupfen (wichtig,<br />

da er sonst bitter wird) und mit dem Zucker in<br />

einem Mörser zerstampfen. Mit Zitrone und Orange<br />

mischen. Dies ist dann ein Sirup, den man 2 Wochen<br />

im Kühlschrank aufheben kann. Wenn man den Sirup<br />

über längere Zeit aufheben möchte, empfiehlt es sich,<br />

den Sirup einzufrieren. Den Sirup dann mit Wasser<br />

auffüllen, sodass es 500 ml werden. Nun wieder<br />

100 ml erwärmen und die restlichen 10 Blatt Gelatine<br />

darin auflösen. Den Rest vom Sirup dazu geben und<br />

abschmecken.<br />

Das Einsetzen<br />

Eine Form mit Folie auslegen und dann Schicht für<br />

Schicht einsetzen. Vorsicht: jede Schicht muss erst fest<br />

sein, bevor man die nächste darauf gibt. Eine normale<br />

Backform fast 2 Liter. Ich würde je fünf Schichten à<br />

100 ml einsetzen. Den Gelee für ca. 2 Std. kalt stellen.<br />

Das Servieren<br />

Den Gelee stürzen und in schöne Scheiben schneiden.<br />

Mit frischem Obst oder einer Kugel Eis garnieren und<br />

servieren.<br />

Dies kann man auch mit allen anderen Früchten<br />

machen. Nur Vorsicht: Ananas, Kiwi und Stachelbeeren<br />

vertragen keine Gelatine. Diese Früchte zersetzen die<br />

Bindung der Gelatine.<br />

“Ein Nachruf von Nils Bremer<br />

Manchmal saß er, als die ersten Gäste eintrudelten, an einem Tisch in seinem<br />

Restaurant Gargantua, vertieft in ein Buch, ein bisschen brummelig,<br />

ein bisschen versunken. Ausgerechnet im längst befriedeten Westend<br />

hatte sich Klaus Trebes mit seinem Restaurant niedergelassen, eröffnet<br />

hatte er es 1984 in Bockenheim. Schon vorher aber waren seine Kochkünste<br />

legendär. Nur die Zielgruppe wandelte sich. Im Westend bekochte<br />

er die Besserbetuchten, die Arrivierten, aber auch die ehemaligen Häuserkämpfer,<br />

die es geschafft hatten oder die noch durch die Institutionen<br />

marschierten. Der 68er wird mit Joschka Fischer, Daniel Cohn-Bendit und<br />

vielen anderen der Häuserkampfszene zugerechnet – und damit als Teil<br />

jener Menschen, die es schafften, das noble Villenviertel zumindest zum<br />

Teil vor seinem Abriss zu bewahren. Trotz dieser politischen Ausflüge<br />

begriff sich Trebes Zeit seines Lebens als Genussmensch. Aufgewachsen<br />

im Frankenwald, später in Würzburg, geprägt von Abstechern nach Frankreich<br />

und Italien, schließlich Studium in Frankfurt mit Aufenthalten in<br />

Paris. In einer kurzen biographischen Notiz schreibt Trebes, wie ihn doch<br />

auch diese Zeit kulinarisch prägte: „Gemeinsam lernten wir den Wein, die<br />

Käse kennen, die Bistros zu unterscheiden. Mitstreiterinnen aus der italienischen<br />

Studentenbewegung kochten mit mir in Wohngemeinschaften<br />

Pasta, Gnocchi, Minestrone. Beim Häuserkampf und bei der Betriebsarbeit<br />

lernte ich in italienischen, griechischen, spanischen und türkischen<br />

Familien, wie man Paella, Stifado, Couscous und Caponata<br />

„<br />

kocht. Ohne<br />

ideologische Debatten feierten wir Feste und wurden Freunde.“ Schließlich<br />

examiniert er als Jurist, schlägt aber eine weitere wissenschaftliche<br />

Laufbahn in Frankreich aus, reist, kocht, entdeckt dagegen lieber, auch<br />

die Kleinkunstbühne, auf der es sein Freund Matthias Beltz zur Größe<br />

bringt. Bis er dann in eben jenem Jahr 1984 das Gargantua eröffnet,<br />

benannt nach einer dichterischen Figur von Rabelais, ein Riese als durch<br />

Frankreich streifender Gourmand. 1993 zieht das Gargantua schließlich<br />

um in die Liebigstraße 47, und hier vollzieht sich auch die Wandlung<br />

von Trebes zum bundesweit bekannten Gastronomen und Koch. Er wird<br />

Kolumnist beim legendären FAZ-Magazin, schreibt bald auch für andere<br />

Publikationen, erhält einen Lehrauftrag an der Städelschule, womit der<br />

Kochkünstler dann doch noch in der Wissenschaft ankommt. Sein Restaurant<br />

wird es weiter geben. Es wäre auch schade, würde der Name des<br />

gefräßigen Gargantua aus dem Frankfurter Stadtbild getilgt. Denn es ist<br />

nicht nur ein Restaurant, es ist eine Lektion in Nachkriegsgeschichte.<br />

GenussMAGAZIN 3 /<strong>2011</strong><br />

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