Genussmagazin 3/2011 - Genussakademie
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Geschichten vom Wein<br />
Fotos: Charles Blanc/Astrid Krause, Bernard Dupuy<br />
Bergerac profitiert von den gleichen klimatischen Bedingungen,<br />
den gleichen Bodenbeschaffenheiten und kultiviert die gleichen<br />
Trauben: Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Sauvignon<br />
Blanc, Sémillon und Muscadelle. Es gibt viele Meinungen,<br />
die sagen, der Bergerac-Wein stehe dem Bordeaux in nichts nach.<br />
Ein gewaltiger Unterschied ist jedoch geblieben: die Preise.<br />
Ein kleiner Weinvertrieb ward geboren. Ich wurde zum<br />
Pendelschiffchen und direkten Mittelglied zwischen Winzer<br />
und Genießer. Da sich beide Berufe schlecht miteinander vereinen<br />
ließen, sagte ich dem Filmemachen Lebewohl und begab<br />
mich auf die Suche.<br />
Charles und sein Garten auf dem Mont Plaisir<br />
Ohne Ankündigung machte ich mich auf den Weg zum Château<br />
Montplaisir, auf der Nordseite der Dordogne, ins Gebiet<br />
namens „Rosette“. Hier lebt der junge Winzer Charles Blanc<br />
mit seiner kleinen Familie in dem Gesindehäuschen neben<br />
dem Gutshaus seiner Eltern, inmitten seines Weinberges. Er<br />
lud mich herzlich ein, Bekanntschaft mit seinen Weinen zu<br />
machen: dem Bergerac Rouge, einem trockenen Rotwein aus<br />
90 Prozent Merlot, ein geschmeidiges Kirschwunder, und<br />
seinem Bergerac Blanc Sec, ein im Eichenfass ausgebauter<br />
trockener Weißwein aus Sauvignon Blanc und Muscadelle, der<br />
gekonnt Florales mit Frucht verbindet. Außerdem mit seinem<br />
Rosette, aus den gleichen Trauben wie der trockene Weißwein,<br />
aber mit leichter, erfrischender Süße. Charles ist einer von nur<br />
knapp 10 Winzern, die diesen Wein herstellen.<br />
Sein Vater, ursprünglich Arzt, erfüllte sich eines Tages den<br />
Traum vom eigenen Weinberg. Er war es, der Charles in diesen<br />
Beruf gestoßen hat. Zum Leidwesen seines Vaters reduzierte<br />
er die bestehenden 12 Hektar auf 7. „Ich wollte alles alleine<br />
machen können! Von der Landwirtschaft bis zum Wein!“<br />
Er hätte auch einen Weinberg der Familie im Wein-Heiligtum<br />
Saint-Emilion übernehmen können, aber das lehnte er<br />
ab. „Bergerac war für mich eine Herausforderung! Damals litt<br />
Bergerac unter einem schlechten Ruf, der Wein galt als unbedeutend.<br />
Hier ließ sich etwas aufbauen“, erzählt der junge Winzer.<br />
Teil seines Traumes vom idealen Wein ist das Ziel Bio-<br />
Wein. Eines Tages fand er einen Haufen Regenwürmer in der<br />
Erde. „Das war ein Aha-Erlebnis für mich!“ Er hat Blumen<br />
gesät, um Bienen anzulocken, Schmetterlinge und Vögel, alle<br />
sind hier willkommen! Er spürt schon Veränderung über die<br />
Jahre: „Die Tiere kommen zurück.“<br />
Katharina die Starke im Château K<br />
Ob es gewisse Gemeinsamkeiten waren oder die Geschichte der<br />
kleinen Norwegerin, die 2002 ihr Château K ins Leben rief –<br />
auch Katharina Mowinckel wollte ich unbedingt kennenlernen.<br />
Vom ersten Augenblick an beeindruckte mich Katharinas Sinn<br />
für Ästhetik, Schönheit, Eleganz, Geschmack und Qualität, die<br />
sie in all ihrem Schaffen gekonnt miteinander verbindet, was<br />
auch den Charme ihrer außergewöhnlichen Weine ausmacht.<br />
Aber wie wird eine Norwegerin Winzerin in Bergerac?<br />
„Als ich auf die 30 zuging, war mir klar, dass ich nicht mehr<br />
Weltmeister werden würde“, erzählte die ehemalige Reiterin. So<br />
machte sie einen radikalen Schnitt und kam ins Périgord, aber<br />
eigentlich nur, um hier ein paar Wochen Urlaub zu machen.<br />
Ein Winzer aus der Nachbarschaft hatte ein junges Pferd, das<br />
eingeritten werden musste. Sie übernahm die Aufgabe und<br />
bekam im Gegenzug eine Winzerausbildung. Reitstunden gegen<br />
Winzerstunden! Sie verliebte sich so sehr in diesen Beruf, dass<br />
sie blieb. Und der Zufall wollte es, dass sie direkt im Anschluss<br />
die Möglichkeit bekam, 6 Hektar Weinberge zu übernehmen.<br />
Doch auch sie war auf sich allein gestellt. Furchtlos aber nahm<br />
Katharina Mowinckel — von Norwegen ins Perigord und immer der Nase nach<br />
sie trotz ihrer geringen Erfahrung die Herausforderung an:<br />
„Vom Pferdesport war ich die körperliche Arbeit gewöhnt!“ Sie<br />
wusste, dass sie von Anfang an auf Qualität setzen musste, um<br />
bei der geringen Menge zu überleben. Trotzdem setzte Katharina<br />
noch einen Risikofaktor drauf und startete gleich von 0 auf<br />
Bio! Eine Alternative kam für sie nie in Frage: „Um dem Wein<br />
eine Persönlichkeit zu geben und den Boden sich ausdrücken<br />
zu lassen, braucht es einen gesunden Boden und eine lebendige<br />
Umwelt!“ Einen Verlust durch das Wagnis „biologischer Anbau“<br />
brauchte Katharina noch nicht erleiden, dafür aber mehrfach<br />
durch die Launen des Wetters. 2008 zum Beispiel hat sie die<br />
Hälfte ihrer Ernte verloren. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen<br />
und findet immer etwas Positives: „Dafür hatten die übrig<br />
gebliebenen Trauben eine sehr gute Qualität!“<br />
Davon zeugt ihr Rotwein „Château K Rouge 2008“, ein<br />
eichenfassgereiftes Meisterwerk aus Merlot und Cabernet<br />
Sauvignon, der wie auch ihr Weißwein „Château K 2009“ von<br />
Mundusvini Biofach mit der Silbermedallie ausgezeichnet<br />
worden ist. Ein Highlight ist auch ihr Saussignac! Glücklich,<br />
wer davon überhaupt ein Fläschchen abbekommt! Hinter dem<br />
Namen steckt ein traditioneller Dessertwein, der im Château K<br />
ganz aus der Traube Sémillon besteht. Die Trauben werden<br />
sorgfältig in drei Etappen handgelesen, zur Reife werden<br />
immer neue Eichenfässer verwendet.<br />
Katharina hat den Spitzenjahrgang 2009 gerade erst in die<br />
Flaschen gefüllt. Die Chancen stehen also noch gut!<br />
Bezugsquelle:<br />
Weinvertrieb Astrid Krause, Schillerstraße 3, 99423 Weimar<br />
Tel. 0151 25983690, ast.krause@gmail.com<br />
Die Weine bringe ich persönlich zu Ihnen nach Hause!<br />
GenussMAGAZIN 3 /<strong>2011</strong><br />
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