Anfangsverformungs- und Alterungsverhalten von Dual-Phasen Stahl
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2.4 Drehpendelversuche<br />
Durch Platzwechsel <strong>von</strong> interstitiell gelösten Kohlenstoffatomen kommt es im Material zu<br />
Relaxationsvorgängen ( Snoek relaxation“ [71]), d. i. inelastischer Spannungsabbau. Als<br />
”<br />
gelöster Kohlenstoff wird hier der Kohlenstoff-Anteil bezeichnet, der frei im Gitter diff<strong>und</strong>ieren<br />
kann <strong>und</strong> weder durch Ausscheidungen noch durch Spannungsfelder <strong>von</strong> Versetzungen<br />
oder an Korngrenzen festgehalten wird. Die beim inelastischen Spannungsabbau stattfindende<br />
Energiedissipation äußert sich bei einer Schwingungsbelastung als Dämpfung. Diese<br />
Schwingungsdämpfung wird üblicherweise in Abhängigkeit der Temperatur bei einer vordefinierten<br />
<strong>und</strong> konstanten Schwingungsfrequenz in Drehpendelversuchen ermittelt. Die Höhe<br />
der Dämpfung ist <strong>von</strong> der Konzentration der gelösten Kohlenstoffatome abhängig.<br />
Bei der Auswertung der Messung muss berücksichtigt werden, dass auch andere Effekte<br />
die Schwingung dämpfen können. Dadurch entsteht ein Dämpfungsuntergr<strong>und</strong>, <strong>von</strong> dem<br />
angenommen wird, dass er mit der Temperatur linear ansteigt, siehe gestrichelte Linie in<br />
Bild 2.5. Nach Abzug dieses Untergr<strong>und</strong>es erhält man ein Dämpfungsmaximum, das der<br />
Bild 2.5: Nach Abzug des Untergr<strong>und</strong>es (gestrichelt) <strong>von</strong> den Messwerten der Drehpendelmessung<br />
(durchgezogen) kann ein Dämpfungsmaximum Q −1 ermittelt werden.<br />
max<br />
Dämpfung durch den Kohlenstoff zugeordnet wird. Der Gehalt an gelöstem Kohlenstoff c S<br />
im Material ist direkt proportional zum Dämpfungsmaximum Q −1 . max<br />
c S = p C · Q −1<br />
max<br />
(2.6)<br />
Der Korrekturfaktor p C ist bei polykristallinem Material stark <strong>von</strong> der Korngröße, der Textur<br />
<strong>und</strong> Verunreinigungen (Fremdatomen) abhängig [38].<br />
In dieser Arbeit ist jedoch nur die<br />
relative Abnahme der Konzentration der gelösten Kohlenstoffatome interessant, da nur der<br />
Zeithorizont des Einfangens der Atome durch Versetzungsspannungsfelder ermittelt wird.<br />
Der verwendete Wert p C = 0, 5 wurde der Literatur entnommen [13].<br />
Für die Drehpendel-Messungen wurden Proben auf dem Glühsimulator ”<br />
glühsim“ hergestellt.<br />
Dabei wurde sowohl das gleiche Ausgangsmaterial als auch die gleiche Temperaturführung<br />
verwendet wie bei den Proben für die Anfangssteifigkeits-Experimente, siehe Abschnitt 2.3.<br />
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