Anfangsverformungs- und Alterungsverhalten von Dual-Phasen Stahl
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Kapitel 6<br />
Zusammenfassung<br />
Das <strong>Anfangsverformungs</strong>verhalten <strong>von</strong> <strong>Dual</strong>-<strong>Phasen</strong> Stählen ist entscheidend <strong>von</strong> der Austenit-Martensit<br />
<strong>Phasen</strong>umwandlung während des schnellen Abkühlens nach der interkritischen<br />
Glühung beeinflusst. Die Abhängigkeit der Streckgrenze vom Martensitgehalt, der kontinuierliche<br />
Fließbeginn <strong>und</strong> das Verfestigungsverhalten zu Beginn der plastischen Verformung<br />
lassen sich nur mit den Auswirkungen der <strong>Phasen</strong>umwandlung erklären. Die hohen Verfestigungsrate<br />
im weiteren Verlauf der plastischen Verformung ist dagegen nicht direkte Folge<br />
der <strong>Phasen</strong>umwandlung; das Verhalten bei plastischen Dehnungen über 0,2% wird durch das<br />
klassische Modell der geometrisch notwendigen Versetzungen gut beschrieben.<br />
Unmittelbar nach dem Herstellen weist <strong>Dual</strong>-<strong>Phasen</strong> <strong>Stahl</strong> eine niedrigere Anfangssteifigkeit<br />
als sein E-Modul auf. Dies beruht auf lokalen Eigenspannungszuständen in Verbindung<br />
mit freien mobilen Versetzungen ( free mobile dislocations“) im Ferrit in der Nähe<br />
”<br />
der Martensit-Inklusionen. Die Eigenspannungszustände <strong>und</strong> die Versetzungen entstehen<br />
aufgr<strong>und</strong> der Volumenzunahme der Inklusionen bei der <strong>Phasen</strong>umwandlung, die Eigenspannungen<br />
können dabei die Fließgrenze des Ferrits erreichen. Je nach Richtung <strong>und</strong> Lage der<br />
Eigenspannungen relativ zu den Inklusionen <strong>und</strong> der globalen Belastung verformt sich die<br />
Ferrit-Matrix in manchen Bereichen unmittelbar bei Belastungsbeginn plastisch. Dadurch<br />
wird die Gesamtsteifigkeit des Materials herabgesetzt, der Verb<strong>und</strong> hat eine niedrigere Anfangssteifigkeit.<br />
Innerhalb <strong>von</strong> Tagen nach dem Herstellen kommt es bei Raumtemperatur<br />
durch Kohlenstoffdiffusion zu einem Abbau der lokalen Eigenspannungen <strong>und</strong> zu einem Festsetzen<br />
der freien Versetzungen. Nach einigen Tagen Lagerung hat der <strong>Dual</strong>-<strong>Phasen</strong> <strong>Stahl</strong> im<br />
Zugversuch eine Anfangssteifigkeit gleich seinem E-Modul.<br />
Die lineare Zunahme der 0,2%-Dehngrenze mit dem Martensitgehalt ist Folge der plastischen<br />
Verformung <strong>und</strong> der damit einhergehenden Verfestigung der Matrix aufgr<strong>und</strong> des<br />
Volumensprungs der Austenit-Martensit-Inklusionen bei der <strong>Phasen</strong>umwandlung während<br />
der Abkühlung. Es bildet sich ein Skelett aus verformungsverfestigtem Ferrit zwischen den<br />
Martensit-Körnern. Die Streckgrenze des Verb<strong>und</strong>materials ist höher als die des unverformten<br />
Ferrits. Da das Ausmaß der Verformungsverfestigung <strong>von</strong> dem Volumenanteil der<br />
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