Anfangsverformungs- und Alterungsverhalten von Dual-Phasen Stahl
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Numerische Berechnung der Festhaltespannung<br />
Fremdatome können nur dann <strong>von</strong> einer Versetzung als gefangen angesehen werden, falls<br />
die Interaktionsenergie zwischen Versetzung <strong>und</strong> Atom größer als die thermische Energie des<br />
Gitters ist, d.h.: U DC > βkT . Mit β = 1 [19] bedeutet dies etwa r = 30b. Das heißt, nur<br />
innerhalb eines Radius <strong>von</strong> ungefähr 30 Burgers-Vektoren wechselwirkt die Versetzung mit<br />
den Kohlenstoffatomen. Für die weiteren Betrachtungen kommt es nicht auf eine exakte Ermittlung<br />
dieses Abstandes an, da die meisten Atome wegen der dort höheren Löslichkeit nahe<br />
an der Versetzung sind <strong>und</strong> außerdem die entfernteren Atome auch die wesentlich niedrigere<br />
Interaktionsenergie mit der Versetzung freisetzen, also zur gesamten Energieminimierung nur<br />
einen unwesentlichen Beitrag leisten.<br />
Für jedes Element i im versetzungsnahen Bereich (r < 30b) wird für jeden Zeitschritt die<br />
aktuelle Atomkonzentration des Kohlenstoffs c i errechnet. Mit den Flächen A i (in Gittereinheiten<br />
a 2 ) der Elemente lässt sich die gesamte Interaktionsenergie U DC, gesamt der Versetzung<br />
in ihrer Ursprungslage (ξ = 0; η = 0) durch Summation über alle Elemente n berechnen.<br />
Dazu wird ein kartesisches Koordinatensystem ξη eingeführt, das seinen Ursprung im Durchstoßpunkt<br />
der unverrückten Versetzungslinie in der Mitte der FE-Scheibe hat.<br />
n∑<br />
U DC, gesamt (ξ = 0; η = 0) = 2 · c i · A i · U DC (ξ i , η i ) (4.35)<br />
ξ i <strong>und</strong> η i bezeichnen die Position des finiten Elements i relativ zur Versetzung. Der Faktor<br />
2 resultiert aus dem Verhältnis der Atomkonzentration c i zu der Anzahl der Atome pro<br />
Einheitszelle Γ, siehe Gl. (4.21). U DC (ξ i , η i ) ist die Interaktionsenergie eines Kohlenstoffatoms<br />
in einer krz-Einheitszelle auf der Position (ξ i , η i ) mit der Versetzung in der Lage<br />
(ξ = 0; η = 0). Im Falle der Stufenversetzung ist das ξη-Koordinatensystem gleich dem xy-<br />
System der Versetzung aus Kapitel 4.1.2, wobei die ξ-Achse der x-Achse entspricht. Bei der<br />
Schraubenversetzung (Kapitel 4.1.1) entspricht das ξη-System dem xy-System bei Φ = 0 ◦ .<br />
Die Interaktionsenergie der Versetzung mit der Kohlenstoff-Wolke verändert sich bei einem<br />
Verrücken der Versetzung aus der ursprünglichen Lage. In der Berechnung kann die Versetzung<br />
im ξη-System beliebig verschoben werden. Für die Stufenversetzung wird das im<br />
Vergleich zum Klettern energetisch günstigere Quergleiten beim Berechnen der Festhaltespannung<br />
angenommen. Die Stufenversetzung wird aus ihrer ursprünglichen Lage entlang<br />
der ξ- bzw. x-Achse verschoben, dies entspricht Gleiten in 〈111〉-Richtung. Da vollständige<br />
Schraubenversetzungen keine ausgezeichneten Gleitebenen haben, lässt sich auch anders als<br />
bei der Stufenversetzung keine Schnittgerade der Gleitebene <strong>und</strong> der ξη-Ebene angeben.<br />
Dennoch ist es nicht nötig, Losreißspannungen für Gleiten in sämtliche Richtungen zu berechnen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Geometrie des Spannungsfelds einer Schraubenversetzung <strong>und</strong> der<br />
Anordnung der Kohlenstoffatome in der Cottrell-Wolke ist die Festhaltespannung richtungsunabhängig<br />
für um 120 ◦ gegeneinander verdrehte Bewegungsrichtungen der Versetzung. Versetzungsbewegungen<br />
in genau gegenüberliegende Richtungen liefern in der Berechnung dasselbe<br />
Ergebnis, die Festhaltespannung wiederholt sich damit alle 60 ◦ . Die Unterschiede der<br />
67<br />
i=1