Magazin 198611
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!!<br />
Nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl<br />
Arbeitsprogramm der Bundesregierung<br />
Im Mittelpunkt stehen sicherheits-, gesundheits-, forschungs- und energiepolitische Folgen<br />
aus dem Unfall in der UdSSR<br />
Wie das .zivilschutz-<strong>Magazin</strong>" in seiner Okober-Ausgabe<br />
berichtete, hat der Bundesminister<br />
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit,<br />
Walter Wallmann, ein Arbeitsprogramm<br />
zu den sicherheits-, gesundheits-,<br />
forschungs- und energiepolitischen<br />
Folgen aus dem Reaktorunfall in Tschernobyl<br />
vorgelegt. Dieses Arbeitsprogramm<br />
wurde nun' vom Bundeskabinett beschlossen.<br />
Die Bundesregierung ist entschlossen, aus<br />
den Erfahrungen nach dem Reaktorunfall in<br />
der UdSSR die erforderlichen Verbesserungen<br />
durchzusetzen.<br />
Nachfolgend wird das Arbeitsprogramm<br />
der Bundesregierung im vollen Wortlaut<br />
veröffentlicht.<br />
Die Staatssekretäre haben beschlossen,<br />
ein Arbeitsprogramm aufzustellen, ,in dem<br />
im Anschluß an die Diskussion zum Reaktorunfall<br />
Tschernobyl die sicherheits- und<br />
gesundheits politischen. forschungspolitischen,<br />
energiepolitischen und öffentlichkeitsrelevanten<br />
GesiChtspunkte stärker koordiniert<br />
und mit den europapolitischen<br />
und internationalen Aktivitäten abgestimmt<br />
werden."<br />
'Das Arbeitsprogramm enthält :<br />
A. Sachstandsdarstellungen zu den Initiativen,<br />
die die Bundesregierung Im Anschluß<br />
an den Reaktorunfall von Tschernobyl bereits<br />
eingeleitet hat und zu denen kein Entscheidungsbedarf<br />
besteht.<br />
B. Beschlußvorschläge zu den Bereichen,<br />
in denen weiterer Entscheidungs- und<br />
Handlungsbedarf gesehen wird.<br />
A.Sachatandsdarstellungen<br />
1. Reaktoralcherhelt<br />
a) na/ional<br />
Alle im Betrieb und im Bau befindlichen<br />
Kernkraftwerke in der Bundesrepublik werden<br />
im lichte der Erkenntnisse aus dem<br />
Reaktorunfall in Tschernobyl auf ihren Sicherheitsstand<br />
und auf sicherheitstechnische<br />
VerbesserungsmÖQlichkeiten hin<br />
überprütt, Beratungsautträge wurden hierzu<br />
erteilt.<br />
Im August 1986 hat die UdSSR eine ausführliche<br />
Dokumentation über den Reaktorunfall<br />
von Tschernobyl vorgelegt. Die Reaktorsicherheitskommission<br />
(RSK) ist beauftragt,<br />
auf der Grundlage einer möglichst<br />
umfassenden Analyse des Unfallgeschehens<br />
in Tschenobyl Stellungnahmen zu allen<br />
in der Bundesrepublik Deutschland in<br />
Betrieb und im Bau befindlichen Kernkraftwerken<br />
hinsichtlich etwaiger sicherheitstechnischer<br />
Konsequenzen abzugeben.<br />
Der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz<br />
und Reaktorsicherheit wird darüber<br />
hinaus Bewertungen und Folgerungen im<br />
Ausland und in internationalen Organisationen<br />
berücksichtigen.<br />
Erkenntnisse über sicherheitstechnische<br />
Verbesserungsmöglichkeiten, die sich hierbei<br />
ergeben, werden im Rahmen der ständigen<br />
Weiterentwicklung der Reaktorsicherheit<br />
umgesetzt.<br />
Sollten es die weiteren Erkenntnisse oder<br />
Beratungsergebnisse nahelegen, so wird<br />
das BMU zusätzliche Einzeluntersuchun-<br />
gen in Auftrag geben oder auch die Lijndesbehörden<br />
um Prüfung bitten.<br />
Darüber hinaus werden BMU und BMFT die<br />
in den vergangenen Jahren durchgeführten<br />
UnterSUChungen und Forschungsarbeiten<br />
zur Risikobeurteilung von Kernkraftwerken<br />
zusammenfassend darstellen und daraufhin<br />
überprüfen, welche MögliChkeiten die erzielten<br />
Ergebnisse bieten, die Sicherheit<br />
von Kernkrattwerken national wie international<br />
weiter auszubauen.<br />
Nach gegenwärtigem Erkenntnisstand bestehen<br />
in folgenden Bereichen weitere<br />
Möglichkeiten zur Verringerung des Risikos<br />
von Reaktoren :<br />
- Weitere Erhöhung der betrieblichen und<br />
sicherheitstechnischen Zuverlässigkeit<br />
von Störfallverhinderung und -beherrschung<br />
mit Hilfe anlagenspezifischer Systemanalysen<br />
nach neuestem Kenntnisund<br />
Methodenstand.<br />
- Zusätzliche Vorkehrungen für die Wirksamkeit<br />
des Sicherheitseinschlusses zur<br />
Folgenbegrenzung bei schweren Schäden<br />
am Reaktorkern.<br />
- Weitere Eingriffsmöglichkeiten für das<br />
Anlagenpersonal, unfallträchtige Abläufe<br />
mit möglichst geringem Schaden zu beenden.<br />
Der Unfall von Tschernobyl hat nach den<br />
bisher vorliegenden Informationen keine<br />
neuen Phänomene und Ereignisse zu Tage<br />
gebracht, die nicht schon im Rahmen der<br />
Reaktorsicherheitsforschung behandelt<br />
werden. Daher besteht zur Zeit keine Notwendigkeit,<br />
neue Forschungsfelder in das<br />
ZS·MAGAZIN 11-121ll6 9