Magazin 198611
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ASB-Hilfe<br />
für<br />
ElSalvador<br />
Auf dem Flughafen<br />
K6ln1Wehn: A$8-<br />
HllfIgÜtltf für die<br />
Erdbebenopfer In<br />
EI S.tvedor werden<br />
"rieden.<br />
(Foto: K6hler)<br />
Rund tausend Todesopfer, mehrere tausend<br />
Vertetzte und Zehntausende von<br />
obdachtosen Menschen : Das ist die vorläufige<br />
Bitanz des Erdbebens, das am<br />
10. Oktober weite Teile des mittetamerikanischen<br />
Staates Et Satvador erschütterte.<br />
Vor allem in der Hauptstadt San Salvador<br />
mit 700.000 Einwohnern richteten<br />
die Erdstöße schwere Verwüstungen an.<br />
Der Zwergstaat, in dem seit sieben Jahren<br />
Bürgerkrieg herrscht. konnte die Probleme<br />
nach dem Naturereignis nicht aus<br />
eigener Kraft beheben, war auf Hilfe aus<br />
dem Ausland angewiesen. Die Regierung<br />
Duarte setzte mehrere Katastrophenkomitees<br />
ein, die die Verteilung der Hilfsgüter<br />
aus vielen Ländern, darunter auch der<br />
Bundesrepublik, koordinieren sollte.<br />
Auch der Arbeiter-Samariter-Bund gehörte<br />
zu den humanitären Organisationen,<br />
die materielle Hilfe nach EI Salvador<br />
schickten. Auf Anfrage des Auswärtigen<br />
Amtes in Bonn stellte der ASB einen Tag<br />
nach dem Erdbeben eine erste Fracht zu:<br />
sammen, die am 12. Oktober mit einer<br />
Maschine der Bundesluftwaffe vom Flughafen<br />
KölnIWahn nach Mittelamerika startete.<br />
Medikamente, vor allem Schmerzmittel,<br />
Antibiotika, kreislaufstärkende Mittel<br />
und Blutersatzmittel sowie größere Mengen<br />
Verbandmaterial waren für die Opfer<br />
bestimmt. Wert der ASB-Lieferung : rund<br />
100.000 DM.<br />
Sanitätsmaterial und Rettungshunde hielt<br />
der ASB vorsorglich für einen Auslandseinsatz<br />
bereit. Sie wurden jedoch nicht<br />
abgerufen.<br />
Ein zweiter Hilfsflug ging am 16. Oktober<br />
nach EI Salvador. An Bord : 41 Zelte, 1000<br />
Wolldecken und eine f'eldküche, die in<br />
Zusammenarbeit mit Partnern aus dem<br />
Internationalen Arbeiter-Hilfswerk (IAH)<br />
bereitgestellt wurden. An der Aktion beteiligt<br />
hatten sich die Österreichische<br />
Volkshilfe und Solidarite Socialiste aus<br />
Belgien. Eine Frau aus Rösrath bei Köln<br />
spendete zusätzlich Lebensmittel (Proteinnahrung)<br />
im Wert von 10.000 DM und<br />
sammelte Kleidung und Spielsachen.<br />
Empfänger der Fracht : ein Kinderheim<br />
("Hogar dei nino") in der Hauptstadt EI<br />
Salvador, in dem 600 Waisen und Halbwaisen<br />
leben.<br />
Presseberichten zufolge soll die salvadorianische<br />
Regierung Teile von Hilfsliefe-<br />
rungen aus dem Ausland beschlagnahmt<br />
oder kirchliche Organisationen an der<br />
Verteilung von Gütern gehindert haben.<br />
Daß die ASB-Hilfe korrekt ankam, steht<br />
fest: Zum einen liefen die Hilfsgüter nicht<br />
über die eingesetzten Katastrophenkomitees,<br />
zum anderen nahm die Deutsche<br />
Botschaft in EI Salvador die ASB-fracht<br />
am Flughafen in Empfang.<br />
25 "Vertelzte" versorgt<br />
Eine fürchterli che Detonation erschüttert<br />
die Mauern einer Fabrik im schleswigholsteinischen<br />
Bargteheide, 15 Kilometer<br />
südlich von Bad Oldesloe. Gut 25 Verletzte<br />
liegen in den Trümmern, die Bergung<br />
der Menschen stößt auf Schwierigkeiten.<br />
Ein grausliches Szenar, glücklicherweise<br />
jedoch nur eine Übung: Der<br />
vierte Sanitätszug und die Hundestaffel<br />
des Arbeiter-Samariter-Bundes, Ortsver-<br />
. band Stormarn und der erste Bergungszug<br />
des Technischen Hilfswerk probten<br />
im September den Ernsffall.<br />
Ausgearbeitet hatte diese realistisch gestaltete<br />
Übung Klaus-Dieter Prelle von<br />
den Arbeiter-Samaritern. Als Gelände des<br />
"Manövers" mit ernstem Hintergrund<br />
diente die niedergebrannte Bargteheider<br />
Ziegelei am Ortsausgang in Richtung<br />
Ammersbek.<br />
Für eine Übung ein ideales Gelände :<br />
Trümmer und längst verrostete Eisenteile<br />
ringsherum, der obere Teil des früher florierenden<br />
Betriebes ist mittlerweile allein<br />
über Leitern zu erreichen. Dort hatten<br />
sich die 25 "SchwelVerletzten" versteckt,<br />
gestellt von Gruppen der Stormarner Lebensrettungsgesellschaft<br />
(DLRG), die zu- ,<br />
vor natürlich möglichst lebensecht geschminkt<br />
und zurechtgemacht worden<br />
waren.<br />
Außerdem bestätigte eine Rückfrage aus<br />
dem kirchlichen Kinderheim, daß das Material<br />
eingetroffen war: Eine Nonne bat<br />
um die Bedienungsanleitung für die Feldküche,<br />
mit der sie nicht zurechtkam. Die<br />
Dolmetscherin im ASB-Referat Auslandshilfe<br />
in Köln half weiter: Sie übersetzte<br />
die Gebrauchsanleitung ins Spanische.<br />
esc<br />
Die zehn Hunde der ASB-Staffen mußten<br />
gemeinsam mit ihren Führern schon<br />
ganze Arbeit leisten - die Verantwortliehen<br />
der Übung hatten sich alle Mühe<br />
gegeben, die "Verletzten" auf dem weitläufigen<br />
und unübersichtlichen Gelände<br />
gut zu verstecken. Doch alles klappte :<br />
Keiner der mit viel Filmschminke zurechtgemachten<br />
DLRG-Helfer blieb von den<br />
Helfern unentdeckt.<br />
Jetzt war es an der Reihe, daß die Sanitätszughelfer<br />
unter den rund 60 Übenden<br />
auf den Plan gerufen wurden : Sie hatten<br />
- je nach Art der zurechtgeschminkten<br />
"Verletzungen" und den Aussagen der<br />
"Opfer" - zu entscheiden, wer in welcher<br />
Reihenfolge und wie versorgt werden<br />
mußte.<br />
Die zuvor als Übungssitualion vorbereitete<br />
Schwierigkeit bestand darin, die Verletzten<br />
rechtzeitig aus dem einsturzgefährdeten<br />
Gelände zu bergen. Denn einen<br />
Menschen mit Schädelbasisbruch<br />
oder gar Wirbelverletzungen konnte man<br />
natürlich nicht über Leitern abseilen. Da<br />
griff der Bergungszug des THW ein : In<br />
Windeseile wurde ein groBer Dreibock<br />
samt Winde installiert - ungefährdet<br />
konnten die "SchwelVerletzten" nun abgeseilt<br />
werden.<br />
"Fazit einer Übung, bei der nicht zuletzt<br />
die Helfer selbst hofften, daß daraus nie<br />
bitterer Ernst wird, ist, daß wir manchmal<br />
zu schnell waren", meinte einer der Verantwortlichen.<br />
"Doch besser ein ganzes<br />
Stück zu schnell als um Sekunden bruchteile<br />
zu langsam." Lothar H. Kullack<br />
60 ZS-MAGAZIN 11-12/86