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Magazin 198611

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Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl:<br />

"Eine große<br />

Bürgerinitiative<br />

für den<br />

inneren Frieden"<br />

Die "menSChliche Solidarität" und die "tätige<br />

Hilfsbereitschaft" der Feuerwehr gewürdigt<br />

Der Bundeskanzler sagte in seiner Ansprache<br />

vor der Delegiertenversammlung<br />

des Deutschen Feuerwehrverbandes in<br />

Weinheim u. a.:<br />

"Ich dart der Delegiertenversammlung<br />

des Deutschen Feuerwehrverbandes die<br />

herzlichen Grüße und die guten Wünsche<br />

der Bundesregierung überbringen. Ich<br />

dart mich bei dieser Gelegenheit auch<br />

bei Ihnen, Herr Präsident Struve, für mancherlei<br />

guten Rat und Unterstützung, gerade<br />

auch in der jüngsten Vergangenheit,<br />

bedanken.<br />

Ich habe soeben meine alte Universität<br />

Heidelberg besucht, die heute ihren 600.<br />

Geburtstag feiert. Wie das heutzutage<br />

üblich ist, gab es dort neben den vielen<br />

Bürgern, die si~h über dieses Ereignis<br />

und die vielen Besucher freuten, auch<br />

eine Gegendemonstration.<br />

Dagegen ist auch nichts zu sagen. Denn<br />

Demonstrieren ist ein Freiheitsrecht. In<br />

einem Land, in dem nicht mehr demonstriert<br />

werden dart, ist die Freiheit dahin.<br />

Aber ich habe mich nie damit abgefunden,<br />

daß wir uns angewöhnt haben, nur<br />

gegen etwas zu demonstrieren. Wir können<br />

selbstverständlich auch für etwas demonstrieren.<br />

Deswegen bin ich jetzt nach<br />

dem Besuch der Universität hierher zu Ihnen<br />

gekommen, um für Sie und für Ihre<br />

Arbeit zu demonstrieren.<br />

Es ist eine Demonstration für Männer und<br />

Frauen, die mehr tun, als ihr persönliches<br />

Glück - so wichtig das ist - zu pflegen :<br />

die nicht nur dem Beruf nachgehen, nicht<br />

nur in der Familie nach dem Rechten sehen,<br />

sondern darüber hinaus das Gefühl<br />

haben, auch für andere da zu sein, und<br />

den Willen besitzen, das in die Tat umzusetzen.<br />

Sehen Sie, davon lebt jeder Staat,<br />

lebt jede freie Gesellschaft - eine Gesellschaft,<br />

die nicht befehlen will, sondern in<br />

der die Menschen durch die Kraft ihrer<br />

Überzeugung, ihrer Ideen, ihrer Ideale zur<br />

Nachahmung, zum Mittun anregen.<br />

So bin ich gekommen, um ganz einfach<br />

mit Ihnen gemeinsam zu demonstrieren<br />

für solidarische Pflichtertüllung, für gelebte<br />

Verantwortung, für praktizierte Mitmenschlichkeit,<br />

für tätige Hilfsbereitschaft.<br />

Und dabei denke ich nicht nur an die<br />

Feuerwehrmänner, sondern auch an die<br />

Ehefrauen, die das alles mitmachen, ertragen<br />

und auch erleiden.<br />

Zur Feuerwehr gehört der Einsatz im<br />

Ernstlall, aber natürlich auch das Üben<br />

und übrigens auch die fröhliche Gemeinschaft.<br />

Und manchmal dauert die Übung<br />

länger, als sie unbedingt dauern müßte,<br />

weil das eine zum anderen führt.<br />

Mancherorts sieht man gelegentlich das<br />

Schild ,Die Feuerwehren - retten, löschen,<br />

bergen, schützen'. Das ist ein<br />

großartiger Einsatz, denn dahinter steht ja<br />

die Bereitschaft, sich zur Rettung des<br />

Nächsten, des anderen bewußt auch in<br />

eigene Gefahr zu begeben. Wir haben<br />

großen Respekt vor jedem, der dies tut.<br />

Lassen wir uns nicht von falschen Propheten<br />

einreden, man müsse stets das<br />

eigene Ich allem anderen voranstellen.<br />

So finde ich es auch gut, daß Sie ein<br />

Wort des ehrenden Gedenkens für jene<br />

mutigen Männer sagen, die beim Einsatz<br />

der Feuerwehr ihr Leben für andere<br />

ließen.<br />

Ich denke, wir sollten über die guten Beispiele<br />

für solidarisches Handeln bei uns<br />

in der Bundesrepublik Deutschland viel<br />

mehr reden. Wir sollten das vor allem<br />

auch deshalb tun, damit junge Leute ein<br />

Beispiel ertahren. Denn durch Vorbilder<br />

werden Menschen weit mehr angeregt<br />

als durch lange, große Reden. Auf dem<br />

Weg über das Vorbild wächst auch die<br />

menschliche Qualität unseres Gemeinwesens.<br />

Sie haben eben, Herr Struve, die Zahlen<br />

genannt. Über eine Million aktiver Männer<br />

und Frauen und junger Leute in den Feuerwehren<br />

zeigen, auf welch großes Echo<br />

Ihre Arbeit in der Bevölkerung stößt. Sie<br />

sind die mit Abstand größte Hilfsorganisation<br />

in unserem Lande - wenn Sie so<br />

wollen : eine große Bürgerinitiative für den<br />

inneren Frieden. Ich finde, man kann<br />

nicht für den Frieden in der Welt wirken,<br />

wenn man nicht einen Beitrag zum Frieden<br />

zu Hause leistet. Der innere und der<br />

äußere Frieden gehören zusammen.<br />

Vor einigen Wochen habe ich vor einem<br />

großen Gremium unter anderem über das<br />

ZS-MAGAZIN 11-12166 69

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