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technik
karosserie & lack
Erneuerung der Dachaußenhaut.
Fotos: KTI
Schweißarbeiten im Bereich des Bodenblechs
und am inneren Schweller.
Sicher wie ein Neuwagen
_ Das Kraftfahrzeugtechnische Institut (KTI) hat die passive Sicherheit
fachgerecht instandgesetzter Pkw untersucht. Dabei ging man
der Frage nach, welches Sicherheitsniveau bieten Automobile, wenn
sie nach einer Unfallreparatur wieder über die Straßen rollen?
Dass die passive Sicherheit eines
nicht fachgerecht instandgesetzten
Pkw bei einem
erneuten Unfall deutlich verringert
sein kann, leuchtet ein.
Das Kraftfahrzeugtechnische Institut
(KTI) in Lohfelden lieferte im Jahr 2009
dafür einen wissenschaftlichen Nachweis.
Nicht beantwortet ist damit jedoch
die Frage, wie sich eine fachgerechte
Unfallreparatur auf die Insassensicherheit
moderner Pkw auswirkt. Zur Beantwortung
dieser Fragestellung crashte das
Team des KTI analog zur ersten Versuchsreihe
einen weiteren VW Passat 3C (B6),
setzten ihn fachgerecht, also exakt nach
den Vorgaben des Herstellers instand
und crashten ihn erneut. Das Ergebnis ist
keine Sensation, aber es beruhigt: „Wird
ein verunfallter Pkw nach den Richtlinien
des Fahrzeugherstellers instandgesetzt,
können wir davon ausgehen, dass das
Crashverhalten einem unbeschädigten
Fahrzeug in Originalzustand entspricht.
Die passive Sicherheit blieb bei dem hier
betrachteten Szenario mit einem Euro-
NCAP-Seitencrash als Lastfall nach einer
fachgerechten Reparatur vollständig
erhalten“, lautet das Fazit von KTI–Standortleiter
Uwe Schmortte. Die Erkenntnisse
der Schadenforscher aus Lohfelden
führt zu der interessanten Fragestellung,
was in diesem Kontext als „fachgerecht“
beziehungsweise „nicht fachgerecht“
anzusehen ist. Ist es beispielsweise noch
korrekt, wenn ein Karosseriefachmann
den VW Passat B6 (produziert von 2005
bis 2010) nach den Herstellervorgaben
für den bis 1997 produzierten Passat B4
instandsetzt? Die Antwort aber lautet
unmissverständlich: Nein.
Warum es nicht zielführend ist, das
vielleicht gerade mal fünfzehn Jahre alte
Knowhow aus dem VW Passat B4 auf
den Passat B6 zu übertragen, hat seinen
Grund in der Weiterentwicklung der Karosseriestrukturen
sowie der Materialeigenschaften:
Die gesamte Karosserie des
Passat B4 besteht aus konventionellem
Stahl. Somit sind Schutzgas- und Widerstandspunktschweißungen
zum Beispiel
laut Hersteller in allen Bereichen zulässig.
Beim neueren Modell B6 hingegen sind
eine Vielzahl an Stahlsorten verarbeitet,
so dass die angegebenen Fügeverfahren,
mit dazu empfohlenen Maschinen und
Werkzeugen sowie die Lage von Trennschnitten,
strikt beachtet werden müssen.
Nicht fachgerecht
instandgesetzt
Werden diese Vorgaben von einer Werkstatt
missachtet, kann der Pkw bei einem
erneuten Unfall einen großen Teil seiner
passiven Sicherheit verlieren. Ein Beispiel
liefert der Einsatz eines ungeeigneten
Punktschweißgeräts. Es führt dazu, dass
an der Verbindung zum Beispiel zwischen
hochfester Schwellerverstärkung
und Bodenblech die Schweißpunkte
der Aufprallbelastung nicht standhalten
und ausreißen. Das KTI nennt als
Konsequenzen ein verändertes Deformationsverhalten
der Karosserie, eine
eingeschränkte Wirkung der Rückhaltesysteme
und die Wahrscheinlichkeit
erhöhter Instandsetzungskosten. Für
Karosseriewerkstätten leiten sich daraus
mehrere Schlussfolgerungen ab. „Die
ständige Aus- und Weiterbildung ist ein
wichtiger Punkt, der um Investitionen
in moderne Werkstattausrüstung, wie
zum Beispiel ein Inverter-Schweißgerät
ergänzt werden muss“, sagt KTI-Schadenforscher
Sebastian Heidrich. „Dazu
gehört aber auch, die erforderlichen Informationen
und Daten zur Reparatur zu
beschaffen und die Herstellervorgaben
zwingend zu beachten.“
Fachgerechte Instandsetzung
In einer weiteren Untersuchung widmeten
sich die Experten des KTI der
Fragestellung, wie sich eine fachgerecht
ausgeführte Unfallinstandsetzung auf
die Insassensicherheit moderner Pkw
auswirkt. Analog zur ersten Versuchsreihe
führten die Schadenforscher dazu
an einem weiteren VW Passat 3C (B6)
einen an den Euro-NCAP-Seitenaufpralltest
angelehnten Test durch, der
den europäischen Richtlinien 96/227/
EG und ECE-R95 entspricht. Hintergrund
für die Auswahl des Schadenbereichs ist
der geringe Deformationsraum und das
damit verbundene hohe Sicherheitsrisiko
für die Insassen im Seitenbereich.
Die Karosserie der Baureihe zeichnet
sich durch eine Vielzahl hoch- und hö-
22 amz - auto | motor | zubehör Nr. 6-2013