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technik
werkstattpraxis
Druckstellen an der Innenseite der Bremsscheibe
deuten darauf hin, dass die Radnabe vor der
Montage nicht korrekt gereinigt wurde.
henden Reibkräfte sehr gering sind, treten
sie dennoch immer an der gleichen
Stelle auf und führen zu einem örtlich
begrenzten Verschleiß der Bremsscheibe.
Diese Auswaschungen an der Reibfläche
sind dann ab einer gewissen Größenordnung
als Kaltrubbeln wahrzunehmen. An
einer neuen Bremsscheibe können sie im
ungünstigsten Fall bereits nach 2000 bis
5000 Kilometern spürbar sein. Die Auswirkungen
der Dickendifferenzen sind
je nach Fahrzeugtyp unterschiedlich und
sind abhängig vom Dämpfvermögen der
Achs-, Lenkungs- und Chassisteile.
Störfaktoren kennen
und beseitigen
Wenn alle Randfaktoren stimmen, kann
die Dickendifferenz der Bremsscheibe
durch normale Bremsvorgänge wieder beseitigt
werden. Somit bleibt das Wechselspiel
zwischen Entstehen und Reduzieren
der Dickendifferenz in einem akzeptablen
Gleichgewicht. Es gibt aber viele Einflussfaktoren,
die dieses Gleichgewicht stören
und somit zu Reklamationen führen können.
Hierzu zählen vor allem der Rundlauf
und die Dickentoleranz der Bremsscheibe.
So darf der Seitenschlag einer mit allen
Radschrauben und dem vorgeschriebenen
Anzugsmoment befestigten Bremsscheibe
nicht größer sein als 0,06 Millimeter.
Bei Problemfahrzeugen sollte er unter
0,04 Millimeter liegen.
Der Seitenschlag wird zehn Millimeter
vom Außenrand der Bremsscheibe entfernt
gemessen. Ist der Seitenschlag zu
hoch, muss auch die Radnabe auf Verzug
und Seitenschlag gemessen werden. Der
maximal zulässige Seitenschlag der Radnabe
beträgt 0,03 Millimeter. Ein zu hoher
Seitenschlag der Bremsscheibe lässt
sich gegebenenfalls durch Verdrehen der
Bremsscheibe auf der Radnabe verringern.
Die Dickentoleranz der Bremsscheibe wird
an acht gleichmäßig auf den Umfang des
Reibrings verteilten Messpunkten ermittelt.
Der Unterschied zwischen den Messwerten
darf nicht größer sein als 0,01
Millimeter.
Ein weiterer Faktor, der das Kaltrubbeln
fördert, ist ein zu geringes Lüftspiel
aufgrund schwergängiger Bremskomponenten.
Auch Scheibenbremsbeläge mit
einem aggressiven Reibwerkstoff begünstigen
das Entstehen von Auswaschungen
an der Bremsscheibe und führen zum
Kaltrubbeln. Hinzu kommen noch die Einsatzbedingungen
des Fahrzeugs und die
Fahrgewohnheiten des Fahrers. So entsteht
zum Beispiel bei langen Autobahnfahrten
mit wenigen beziehungsweise
zaghaften Bremsvorgängen eher Kaltrubbeln
als bei Einsatzbedingungen mit häufigen
Bremsvorgängen.
Das Abdrehen der Bremsscheiben ist eine der
wirksamsten Methoden, Bremsenrubbeln bei
Problemfahrzeugen in den Griff zu bekommen.
Bremsenrubbeln
vermeiden und beseitigen
Um Bremsenrubbeln und somit Reklamationen
zu vermeiden, sollte der
Werkstattfachmann bei der Bremsenreparatur
ausschließlich Ersatzteile
verbauen, die den Spezifikationen der
Fahrzeughersteller entsprechen. Zudem
ist bei der Bremsenreparatur trotz aller
Routine Sorgfalt angesagt. Dies gilt
besonders bei der Montage der Bremsscheiben.
So ist beispielsweise das Reinigen
der Radnabe vor dem Einbau der
Bremsscheibe unentbehrlich. Denn
selbst kleinste Partikel zwischen Nabe
und Scheibe können zu einem unzulässig
großen Seitenschlag der Bremsscheibe
führen. Eine fachgerecht gereinigte
Radnabe muss vollständig metallisch
blank und gratfrei sein. Für das professionelle
Reinigen der Radnabe gibt es im
Fachhandel praktische Radnaben-Reinigungssets.
Mit Drahtbürste und Scheifpapier
lässt sich meistens kein befriedigendes
Ergebnis erzielen.
Mechaniker, die bei Rubbel-Problemen
einfach nur die Bremsscheiben
austauschen, ohne eine präzise Diagnose
zu stellen, werden ihre Kunden
nach kurzer Zeit höchst wahrscheinlich
wieder sehen. Einer der besten Wege,
das Bremsenrubbeln sicher in den Griff
zu bekommen, ist das Abdrehen der
Bremsscheiben. Das wird übrigens auch
von immer mehr Fahrzeugherstellern
anerkannt und zum Senken der Gewährleistungskosten
vorgeschrieben. Mit
diesem Bearbeitungsverfahren wird der
Seitenschlag der Radnabe und derjenige
der Bremsscheibe ausgeglichen. Gleichzeitig
können Gefügeveränderungen
an der Reibfläche der Bremsscheibe innerhalb
bestimmter Grenzen beseitigt
werden. Das Abdrehen der Bremsscheiben
macht nicht nur bei Reklamationen
Sinn, sondern auch beim Bremsbelagwechsel.
Damit wird die Anpassungszeit
der neuen Bremsbeläge an die Bremsscheiben
auf ein Minimum verkürzt und
dem Kunden bereits ab den ersten Kilometern
mehr Sicherheit beim Bremsen
geboten. Zudem ist das Abdrehen der
Bremsscheiben ein probates Mittel, um
Gebrauchtwagen kostengünstig aufzuwerten
oder Standschäden zu beseitigen.
Richard Linzing
48 amz - auto | motor | zubehör Nr. 6-2013