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Stephan Westbrock, Vorstand der Select
AG, ist überzeugt, dass das Image der
freien Werkstatt zu Unrecht negativ von
vielen Kunden wahrgenommen wird.
Foto: Rodenbüsch
„Wir wollen unseren
Absatzkanal erhalten“
_ Am Rande des ASP-Kongresses in der Nürnberger Messehalle
sprachen wir mit dem Vorstand der Select AG, Stephan Westbrock,
über das Image und den Stellenwert der freien Kfz-Werkstätten in der
Kfz-Branche und beim Kunden. Das Gespräch führte Peter Rodenbüsch.
amz: Wie viele Werkstätten sind in den
vergangenen beiden Jahren ihrem Verbund
beigetreten? Sie gingen ja davon
aus, dass bis 2013 weitere 300 Betriebe
hinzukommen.
Westbrock:Das haben wir leider nicht geschafft.
Wenn ich die Abgänge seither mit
einbeziehe, sind wir um 80 Werkstätten
bundesweit gewachsen, so dass es jetzt
insgesamt 525 Betriebe sind.
amz: Welche Ziele haben Sie sich für die
nächsten beiden Jahre gesetzt?
Westbrock: Wir wollen unseren Werkstattpartnern
noch mehr Qualifizierungsmittel
an die Hand geben. Zum Beispiel
technische Schulungen. Ein ganz wichtiges
Thema wird sein, unseren Partnern
den Zugang zu den technischen Daten der
Automobilindustrie endlich zu erleichtern.
Ein Streitpunkt, der sich ja nun schon seit
Jahren hinzieht. Ebenso wird Designschutz
weiter ein vordringliches Thema sein.
amz: Herr Westbrock, dies ist der zweite
ASP-Kongress nach 2011. Welche Lehren
haben Sie aus dem ersten Kongress gezogen,
und was ist diesmal anders?
Westbrock: Nun, wir haben interessante
Themen und Vorträge für unsere Werkstattpartner.
Das Interesse ist groß, dass
kann man daran ersehen, dass sich diesmal
300 Personen mehr als vor zwei Jahren
angemeldet haben.
amz: Einer der Vorträge heute befasst
sich mit dem Thema „Performance Made
in Quality“. Was ist darunter zu verstehen?
Westbrock: Es handelt sich hierbei um
eine Qualitätsinitiative, die wir angestoßen
haben. Und wir sind davon überzeugt,
dass diese Initiative für unsere Partner, die
freien Werkstätten, mehr als notwendig
ist. Das wurde ganz deutlich an den ADAC-
Werkstatttests im letzten Jahr, bei dem die
Unterschiede in den einzelnen Werkstätten
sehr deutlich hervorgehoben wurden.
Demnach hieß es: Vertragswerkstätten
sind gut. Freie Werkstätten sind schlecht.
Erst bei genauem Hinsehen stellt man
fest, pauschale Urteile gibt es so nicht. Genau
da wollen wir aufklären. Verbraucher,
die sich nur noch am Preis orientieren,
müssen davon überzeugt werden, dass
beides im Einklang stehen muss: Preis und
Leistung. Uns geht es darum, unseren Absatzkanal,
die freie Werkstatt, zu erhalten.
Dafür nutzen wir alle Möglichkeiten, die
der freien Werkstatt weiterhelfen können.
amz: Können Sie solche Maßnahmen benennen?
Westbrock: Wir haben zum Beispiel die
Dekra beauftragt, Qualitätsstandards für
unsere Partner zu erstellen. Nach den Audits
vergibt die Dekra Prüfsiegel, die alle
drei Jahre erneuert werden müssen. Eine
Maßnahme, die dem Betrieb ermöglicht,
mit entsprechender PR-Unterstützung
durch uns sowohl regional als auch überregional
zu werben.
amz: ASP hat ja unter anderem auch eine
Homepage für allgemeine technische
Wissensfragen eingerichtet. Wie wird sie
angenommen?
Westbrock: Positiv. Davon abgesehen bieten
wir aber auch den Informationsstrang
„Information, Kommunikation“ in unserem
neuen Online-Portal an. Dort kann
man, ähnlich wie bei Facebook, Probleme
beschreiben oder aber auch nachlesen,
welche Problemlösungen von anderen
Partnern abgefragt wurden. Dieses Portal
wird sehr häufig genutzt.
amz: Ist der Lieferservice der Gesellschafter
ausreichend?
Westbrock: Der Lieferservice unserer Aktionäre
und Lieferanten wird von den Werkstätten
allgemein als sehr gut bezeichnet.
Immerhin liefern unsere Dienstleister dreimal
am Tag an. Wir sind somit schneller
als jede Internetbestellung.
amz: Welchen Stellenwert hat ihre Organisation
beim ZDK (Zentralverband
Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe e.V.)?
Westbrock: Ich glaube, der ZDK kennt uns
gar nicht. Ich weiß jetzt nicht, ob das gut
oder schlecht ist.
amz: Wie ernst wird ihre Organisation
vom Wettbewerb genommen?
Westbrock: Ich bin davon überzeugt, dass
die so genannten Vertragswerkstätten
den freien Markt ernst nehmen. Das spüren
wir im Moment daran, dass die gebundenen
Betriebe versuchen, auch den freien
Markt zu beliefern. Wir sehen das aber
nicht mit Sorge. Viele Markenbetriebe
müssen ja Zweit- und Dritt-Marken dazu
nehmen, um zu überleben. Das sind letztlich
auch unsere Kunden.
amz: Herr Westbrock, vielen Dank für das
Gespräch.
74 amz - auto | motor | zubehör Nr. 6-2013