Orthopädie und Unfallchirurgie - Deutsche Gesellschaft für ...
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Für Sie gelesen<br />
Mertens<br />
Die Berufskrankheitenverordnung<br />
(BKV)<br />
Erich Schmidt Verlag<br />
2011/2012<br />
74 Euro (inkl. Ordner)<br />
Immer auf dem neuesten Stand<br />
Loseblattwerke haben den Vorteil dauernder Aktualität<br />
<strong>und</strong> den Nachteil, dass selten Neuauflagen<br />
erscheinen. Erst diese geben in der Regel Anlass zu<br />
Rezensionen. Wie kann aber auf wichtige Nachschlagewerke<br />
aufmerksam gemacht werden, wenn<br />
keine Neuauflagen anstehen? Hier ist nur der Weg<br />
über eine Besprechung einzelner oder auch mehrerer<br />
Ergänzungslieferungen gangbar. Seit der letzten<br />
Besprechung dieses Loseblattwerkes vor einem<br />
Jahr sind drei Ergänzungslieferungen erschienen,<br />
auf welche hier aufmerksam gemacht werden soll.<br />
Für Orthopäden <strong>und</strong> Unfallchirurgen sind naturgemäß<br />
nicht alle Berufskrankheiten von Interesse,<br />
nur auf die für uns relevanten soll hier hingewiesen<br />
werden. In erster Linie trifft das auf die immer<br />
noch neue BK 2112 Gonarthrose zu. Von vornherein<br />
war klar, dass diese zu Auslegungsschwierigkeiten<br />
Anlass geben wird. Die Ergänzungslieferung<br />
bringt nun eine Wissenschaftliche Stellungnahme<br />
des Ärztlichen Sachverständigenbeirats „Berufskrankheiten“<br />
beim B<strong>und</strong>esministerium für Arbeit<br />
<strong>und</strong> Soziales, in der die Kriterien der Beschwerden<br />
<strong>und</strong> objektiven Bef<strong>und</strong>e beim Vorliegen einer Gonarthrose<br />
zusammengestellt sind. Für den Erfahrenen<br />
sind darin keine Schwierigkeiten zu sehen<br />
(Lfg. 1 / 12, Mai 2012). In diesem Zusammenhang<br />
ist auch ein Hinweis auf die neu gefasste Vereinbarung<br />
über die Zuständigkeit bei Berufskrankheiten<br />
sinnvoll. Hier ergeben sich gerade bei dort erstmals<br />
aufgeführten BK 2112 wichtige notwendige Anmerkungen<br />
über die Ermittlung der Gefährdung<br />
<strong>und</strong> die Zuständigkeit des jeweiligen Unfallversicherungsträgers<br />
(Lfg. 1 / 11, April 2011). Die umfangreichen<br />
statistischen Angaben bestätigen den<br />
schon früher erkennbaren Trend des Anstiegs von<br />
Erkrankungen der LWS (BK 2108) nicht aber von<br />
Erkrankungen der HWS (BK 2109), die etwa gleich<br />
geblieben sind. Die zunächst übersteigerten Erwartungen<br />
zur BK 2112 schlagen sich in den ersten<br />
Zahlen der Statistik nicht nieder: 28 anerkannten<br />
BKen stehen lediglich 13 neue Rentenfälle gegenüber.<br />
Fazit: Der seit Jahren geltende, jetzt mäßig<br />
angehobene Preis kann bei der guten Ausstattung<br />
(Dünndruckpapier) weiterhin als angemessen angesehen<br />
werden. Durch die Ergänzungslieferungen<br />
bleibt das Werk immer auf dem neuesten Stand. So<br />
fällt es leicht, allen Fachkollegen die Anschaffung<br />
sehr zu empfehlen.<br />
Dr. Georg Holfelder<br />
Labitzke<br />
Grenzflieger – ein<br />
Chirurg erinnert sich<br />
Dr. Reinhard Kaden<br />
Verlag, 2011<br />
24,95 Euro<br />
Zeugnis einer anderen Zeit<br />
Wer sich der Arbeiten von Reiner Labitzke, insbesondere<br />
seines „Handbuch der Seilosteosynthesen“<br />
erinnert, wird auch hinter dem „Grenzflieger“ etwas<br />
Besonderes erwarten. Labitzkes chirurgisches<br />
Leben wurde durch die Nachkriegsverhältnisse, die<br />
die heutige Chirurgengeneration nur vom Hörensagen,<br />
bruchstückhaft kennt, geprägt. Was er berichtet,<br />
nennt er die „Beweise des Ursprungs“. Der Weg<br />
zum Studium führte nur über die „Teilnahme am<br />
sozialistischen Wettbewerb“ an die Humboldt-Universität<br />
<strong>und</strong> später an die Freie Universität Berlin.<br />
Schon der sich aus diesem Wechsel ergebende Blick<br />
in zwei verschiedene Welten ist ein Dokument der<br />
Zeitverhältnisse. Die Weiterbildungsjahre führten<br />
ihn an viele Stationen, die aus ihm – aber stets aus<br />
eigenen Initiativen – einen chirurgischen Generalisten,<br />
heute zum Schaden des Faches nicht mehr<br />
angeboten, werden ließen. Stetige wissenschaftlich-chirurgische<br />
Neugier gepaart mit außergewöhnlicher<br />
Kritikfähigkeit einerseits, die mit ingenieurmäßigem<br />
Verstand begriffene Biomechanik<br />
andererseits ließen schließlich die <strong>Unfallchirurgie</strong><br />
obsiegen. Unkonventionell veranlagt, hat Labitzke<br />
es verstanden, aus einem maroden Allgemeinkrankenhaus<br />
erst eine kreative Schwerpunktklinik,<br />
daraus eine Universitätsklinik der anderen Art zu<br />
formen. Die lebensinhaltliche Beschreibung dieses<br />
Werdeganges ist nicht nur wegen der Einmaligkeit<br />
eine genussvolle, die Zeitumstände treffend darstellende<br />
Lektüre, in der der Autor die Grenzen des<br />
in Beruf, <strong>Gesellschaft</strong>, Umfeld <strong>und</strong> auch Familien<strong>und</strong><br />
Privatleben erkennbar macht <strong>und</strong> sie zugleich<br />
überfliegt. Tatsächlich spielt auch die Fliegerei eine<br />
bedeutende Rolle in seinem Leben, <strong>und</strong> er hat die<br />
engen Grenzen des eigenen Landes – wie seines<br />
Faches – oftmals hinter sich gelassen. In wenigen<br />
Jahren wird man diese Biographie als Zeugnis einer<br />
anderen Zeit verstehen.<br />
Prof. Dr. Jürgen Probst<br />
484<br />
Orthopädie <strong>und</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong> Mitteilungen <strong>und</strong> Nachrichten | August 2012