Aus unserem Fach Flying Steps: Die Berliner Breakdancer boten den atemberaubenden Höhepunkt der Eröffnungszeremonie. Live-Car-Crash: Spektakulär war ein Stunt unterhalb des Funkturms, bei dem zwei Autos ineinander fuhren. Damit wollten die Kongressorganisatoren das Augenmerk der Öffentlichkeit auf die Verkehrssicherheitsdekade der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation lenken. ICC Berlin: Im Internationalen Congress Centrum in Berlin fand vom 23. bis 25. Mai 2012 der 13. EFORT Kongress statt. EFORT Academy: Die noch relativ junge Fortbildungsinstitution der europäischen <strong>Gesellschaft</strong> präsentierte ihr Angebot an einem Stand. Orthopädie <strong>und</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong> Mitteilungen <strong>und</strong> Nachrichten | August 2012 Welcome to EFORT: 9.000 Teilnehmer aus mehr als 100 Ländern besuchten den EFORT Kongress in Berlin. 387
Aus unserem Fach Treffen wurde der erste EFORT-Kongress. Bereits 1995 wurde der Kongress erstmals in Deutschland ausgerichtet – durch Prof. Wolfhart Puhl, einem der Gründungsväter der EFORT in München. Zwischenzeitlich werden jährlich 3.000 bis 4.000 Abstracts eingereicht, „proving that European orthopedics and traumatologists need to express themselves“, so Hoffmeyer. Der diesjährige Kongress in Berlin sei „not a congress of orthopedics“ <strong>und</strong> „not a congress of traumatology, but a congress of musculoskeletal surgery – we are speaking with one voice”. Um diese Position in Brüssel noch mehr zu festigen, verbanden sich in diesem Jahr in Berlin die EFORT <strong>und</strong> die EULAR (European League against Rheumatism) zur European Musculosceletal Health Alliance (EMSA), der größten fächerübergreifenden Koalition im Bereich der muskuloskelettalen Erkrankungen <strong>und</strong> Verletzungen in Europa (lesen Sie dazu: „Um die Lebensqualität in Europa zu verbessern“, S. 392). Gastnation: China Grenzen überschreiten scheint bei der EFORT Programm zu sein. So begrüßten die Kongresspräsidenten in diesem Jahr erstmals eine Gastnation aus dem nicht-europäischen Raum: China. Die Chinesische Orthopädische <strong>Gesellschaft</strong> (COA) präsentierte sich im Rahmen der Ausstellung, bei der Eröffnungszeremonie sprach ihr Präsident Prof. Yan Wang aus Peking. Die Geschichte der Orthopädie habe in China vor 3.600 Jahren begonnen, sagte er in seiner Ansprache; heute arbeiteten 130.000 (!) Orthopäden in 20.000 chinesischen Krankenhäusern. Ähnlich wie in Europa sei auch in China aufgr<strong>und</strong> der demografischen Entwicklung die Orthopädie einer der größten <strong>und</strong> am schnellsten wachsenden Ges<strong>und</strong>heitsmärkte: 12 Prozent der 1,34 Milliarden Chinesen – also fast 161 Millionen Menschen – seien älter als 65, das sei „ein großer Pool für uns Orthopäden“, so Wang. Verkehrssicherheitsdekade 2011 – 2020 Einen anderen großen Pool bilden die Opfer von Verkehrsunfällen. Um deren Zahl zu reduzieren, hat die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation die „Verkehrssicherheitsdekade 2011 – 2020“ ausgerufen. Diese Dekade – die Decade of Action for Road Safety – war neben dem „Europäischen Jahr des aktiven Alterns <strong>und</strong> der Solidarität zwischen den Generationen“ eines der Schwerpunktthemen des EFORT-Kongresses. Dass das Trauma damit einen hohen Stellenwert im Kongressprogramm einnahm, war auch der Tatsache geschuldet, dass die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für <strong>Unfallchirurgie</strong> (DGU) an der Kongressplanung beteiligt war. Zwar waren die gastgebenden <strong>Gesellschaft</strong>en die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Orthopädie <strong>und</strong> Orthopädische Chirurgie (DGOOC) <strong>und</strong> der Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie <strong>und</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong> (BVOU) als deutsche Mitgliedsgesellschaften der EFORT – doch die DGU hat in diesem Jahr im Rahmen des Kongresses die EFORT- Mitgliedschaft beantragt. Zum Organisationskomitee gehörten neben den beiden Präsidenten Dreinhöfer <strong>und</strong> Wirtz Prof. Karl-Dieter Heller für den BVOU, Prof. Klaus-Peter Günther für die DGOOC sowie Prof. Ulrich Stöckle <strong>und</strong> Prof. Florian Gerhard für die DGU. Als Repräsentant der Verkehrssicherheitsdekade trat Manjul Yoshipura von der WHO auf. „Wir wollen in den nächsten zehn Jahren fünf Millionen Leben retten“, begründete er die Initiative der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation. 1,3 Millionen Menschen sterben jährlich an den Folgen eines Unfalls im Straßenverkehr, 20 bis 50 Millionen werden teilweise schwer verletzt. Tendenz steigend – denn immer mehr Menschen besitzen Autos, von denen immer schnellere auf den Markt kommen. Auf diesen Zustand wolle die WHO aufmerksam machen, so Yoshipura, damit das Verkehrssicherheitsmanagement besser, die Straßen <strong>und</strong> die Fahrzeuge sicherer <strong>und</strong> die medizinische Versorgung von Unfallopfern immer reibungsloser werden. Beim Kongress wurde dieses Anliegen sehr öffentlichkeitswirksam in Szene gesetzt: Auf dem Platz unter dem Funkturm ließen Stuntmen zwei Autos ineinander krachen <strong>und</strong> zeigten, dass schon Unfälle bei relativ niedrigen Geschwindigkeiten verheerende Folgen haben können. Street Art wird Klassik Öffentlichkeitswirksam, nein, atemberaubend dann der Auftritt der Flying Steps, einer Gruppe junger Berliner Tänzer, die derzeit weltweit Furore macht. Nach ihrem ruhigen Beginn hätte die Eröffnungszeremonie nicht dynamischer ausklingen können: Unter den Tänzern taucht die zarte Ballerina vom Anfang wieder auf, nur diesmal nicht auf Zehenspitzen. Zwar tönen barocke Klavierklänge durch den Saal, nämlich „Bachs wohltemperiertes Klavier“. Doch dazu machen die jungen Männer mit der Frau in ihrer Mitte keine abgezirkelten Ballettschritte, sondern wirbeln in wildesten Breakdance-Verrenkungen über die Bühne. Wie ein Seziermesser zerlegen die Bach’schen Tonfolgen die Bewegungen auf der Bühne, legten die punktgenaue Präzision der einzelnen Moves <strong>und</strong> Schritte frei, die sich im vermeintlichen Chaos der Street Art verstecken. Der Kontrast zwischen den Erwartungen der Zuschauer <strong>und</strong> dem, was sie zu sehen bekommen, zwischen der Musik <strong>und</strong> dem Tanz hätte größer nicht sein können, die Begeisterung des Publikums nicht geringer. Am Ende der Eröffnungsveranstaltung also doch noch ein Paukenschlag. Und in den Tagen danach ein Kongress von Weltklasse. Jana Ehrhardt-Joswig Jana Ehrhardt-Joswig, Berlin, ist Redakteurin der OUMN. MEHR INFOS Rückblick: Unter www.efort.org/berlin2012/ finden Sie neben aktuellen Studien, die beim Kongress vorgestellt wurden, auch eine umfangreiche Bildergalerie. Kongressteilnehmer können sich außerdem einloggen <strong>und</strong> Videoaufzeichnungen der Sessions anschauen. Den Zugangscode haben sie mit den Kongressunterlagen im ICC erhalten. Zukunftsaussichten: Der 14. EFORT Kongress findet vom 5. bis 8. Juni in Istanbul statt. Informationen zum Programm, zur Abstract-Einreichung <strong>und</strong> zur Anmeldung finden Sie unter www.efort.org/istanbul2013/. Abstracts werden noch bis zum 15. September 2012 angenommen. 388 Orthopädie <strong>und</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong> Mitteilungen <strong>und</strong> Nachrichten | August 2012