Orthopädie und Unfallchirurgie - Deutsche Gesellschaft für ...
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Aus unserem Fach<br />
Foto: Techniker Krankenkasse<br />
International Consensus Meeting: Im Mai 2012 einigten sich internationale Experten in Berlin auf eine Neudefinition des Polytraumas.<br />
VERLETZUNGSKLASSIFIZIERUNG<br />
Neue Definition des Polytraumas<br />
Im Mai 2012 traf sich nach achtmonatiger Vorbereitungszeit eine Gruppe internationaler Experten im Langenbeck-Virchow-Haus<br />
in Berlin, um die Neudefinition des Schwerverletzten zu konsentieren.<br />
Vorläufer dieses Treffens waren mehrere<br />
Sitzungen im Rahmen der European<br />
Society for Trauma and Emergency Surgery<br />
(ESTES) zu derselben Thematik,<br />
sowie im Rahmen internationaler Kurse<br />
zur Schwerverletztenbehandlung (Polytrauma<br />
Management – beyond ATLS),<br />
die diese Thematik beleuchtet hatten<br />
(Abb.1). Während in den vorherigen Sitzungen<br />
bereits verschiedene Gr<strong>und</strong>aspekte<br />
behandelt worden waren, wurde<br />
nunmehr in einem zweitägigen Treffen<br />
die Synopsis dieser bisherigen Initiativen<br />
angestrebt. Teilnehmer des Treffens<br />
waren: N. Butcher, New South Wales,<br />
Australien; Christoph Josten, Leipzig;<br />
Rolf Lefering, Köln; L. Leenen, Utrecht,<br />
Niederlande; Philipp Lichte, Aachen;<br />
Ingo Marzi, Frankfurt/Main; Hans-Christoph<br />
Pape, Aachen; A. Peitzman, Pittsburgh,<br />
USA; U. Schmucker, München; P.<br />
Stahel, Denver, USA.<br />
Hintergr<strong>und</strong> I: Absinken der Mortalität<br />
Aufgr<strong>und</strong> der verbesserten Rettungsstrukturen,<br />
besserer passiver Fahrzeugsicherheit<br />
<strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> des medizinischen<br />
Fortschritts kam es in den letzten<br />
NEUE DEFINITION<br />
2 Verletzungen mit AIS 2 oder mehr <strong>und</strong><br />
2 Regionen gemäß AIS<br />
ISS>16<br />
1 physiologischer Parameter<br />
30 Jahren zu einer deutlichen Absenkung<br />
der Mortalität (von 30 auf unter<br />
15 Prozent). Unabhängig von den medizinischen<br />
Fachgesellschaften hat sich<br />
auch eine Initiative seitens der Politik<br />
entwickelt. Bisherige Klassifizierungen<br />
von Verletzten werden zumeist von der<br />
Polizei vorgenommen. In Deutschland<br />
wird am Unfallort eine Differenzierung<br />
in Leicht- <strong>und</strong> Schwerverletzte vorgenommen,<br />
abhängig davon, ob ein Patient<br />
nach Verbringung in die Klinik stationär<br />
aufgenommen wird oder nicht. In anderen<br />
europäischen Ländern sind etwas<br />
modifiziertere Kriterien vorhanden.<br />
Hintergr<strong>und</strong> II: Mindestmengen der<br />
Schwerverletztenversorgung im TraumaNetzwerk<br />
In Deutschland wird zur Zeit die strukturierte<br />
Einteilung hinsichtlich des Schweregrades<br />
der Schwerverletzten <strong>und</strong> der<br />
Klassifizierung von Krankenhäusern<br />
überarbeitet. In den USA wird für die<br />
Einstufung in Level I eine Mindestzahl<br />
von Verletzten mit einem ISS> 15 verwendet<br />
(American Society of Surgery<br />
Committee on Trauma ACSCOT). Dies<br />
wird seitens der Krankenhausträger als<br />
einziges Kriterium verwendet, um die<br />
Einteilung in die verschiedenen Versorgungsstufen<br />
vorzunehmen. Weitere Parameter,<br />
wie zum Beispiel Intensivstationsdauer,<br />
Beatmungszeiten etc. werden<br />
nicht zur Klassifizierung berücksichtigt.<br />
Diese Einteilung ist ebenso für die Verteilung<br />
von Ressourcen bedeutsam. Sie<br />
erfolgt somit ausschließlich durch eine<br />
ärztlich ermittelte, retrospektiv erhobene<br />
Klassifikation.<br />
Hintergr<strong>und</strong> III: Notwendigkeit <strong>und</strong> Vorteile<br />
einer neuen Definition<br />
Die bisherige klinische Definition des<br />
Schwerverletzten basierte ausschließlich<br />
auf Expertenmeinung. Im Wesentlichen<br />
wurden die Kriterien von Border<br />
<strong>und</strong> Tscherne verwendet. Diese waren<br />
bewusst unspezifisch gehalten, das<br />
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Orthopädie <strong>und</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong> Mitteilungen <strong>und</strong> Nachrichten | August 2012