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Druck - Deutscher Rat für Landespflege

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zeiten pro Hektar ermöglichen und dadurch<br />

dauerhafte betriebswirtschaftliche Vorteile<br />

für die Bewirtschafter bringen, lässt sich das<br />

gut zeigen. Optimale Gewannstrukturen,<br />

wirtschaftliche Schläge und ein leistungsfähiges<br />

landwirtschaftliches Wegenetz haben<br />

sich an vielen Orten eben nicht durch privaten<br />

Landtausch und Erschließungsmaßnahmen<br />

„ergeben“. Dazu braucht es die ordnende<br />

und schützende Hand des Staates, der die<br />

Gewähr dafür bietet, dass die Flurneuordnungen<br />

gerecht vollzogen werden und<br />

niemand auf Kosten anderer unrechtmäßig<br />

Vorteile erlangt. Und genau das ist in vielen<br />

Fällen Voraussetzung für eine dauerhafte<br />

Bewirtschaftung der Flächen und dadurch<br />

zugleich Voraussetzung für die Offenhaltung<br />

und, nebenbei bemerkt, auch für zahlreiche<br />

Aktivitäten zugunsten des Natur- und Landschaftsschutzes,<br />

die im Rahmen der Flurneuordnung<br />

erbracht werden.<br />

Auch im Rahmen der kommunalen Planungshoheit<br />

steht ein breites Spektrum an<br />

Gestaltungsmöglichkeiten zur Verfügung.<br />

Entscheidungsgrundlage dazu ist im Regelfall<br />

der kommunale Landschaftsplan, in dem<br />

u. a. auch Fragen der Erholungsvorsorge<br />

und des Landschaftsbildes thematisiert werden.<br />

Pflegepläne oder Mindestflurkonzepte<br />

sind weitere Instrumentarien zur Steuerung<br />

der Entwicklung unserer Kulturlandschaft.<br />

Bedauerlich ist in diesem Zusammenhang,<br />

dass bislang die Möglichkeit, Aufforstungsbzw.<br />

Nichtaufforstungssatzungen nach dem<br />

Landwirtschafts- und Landeskulturgesetz zu<br />

erlassen, so zurückhaltend genutzt werden,<br />

die gerade auf „Problembereiche“ ideal zugeschnitten<br />

sind.<br />

Ohne Zweifel gehört die Anwendung des<br />

Ordnungsrechts auch zur Verantwortung der<br />

Kommunen – trotz möglicher Widerstände<br />

seitens der Betroffenen. Allerdings darf man<br />

die Grundeigentümer dann nicht alleine lassen,<br />

wenn sie nicht aufforsten dürfen, kein<br />

Pächter gefunden wird und sie selber die<br />

Flächen nicht mehr bewirtschaften wollen<br />

oder können. Hier ist Kreativität gefordert,<br />

die Initiativen dazu müssen vor allem vor<br />

Ort entstehen. Dann ist auch sichergestellt,<br />

dass Natur- und Landschaftsschutz nicht<br />

von „oben“ verordnet wird, sondern mit und<br />

für die Menschen – bürgernah – umgesetzt<br />

wird. So lässt sich der vielstrapazierte Begriff<br />

der „Subsidiarität“ mit Leben erfüllen.<br />

Schließlich geht es um das unmittelbare<br />

Lebensumfeld, um Natur und Landschaft<br />

vor der eigenen Haustüre.<br />

Ein neuer Ansatz: PLENUM 1<br />

Der Grundgedanke „Schützen durch Nützen“<br />

hat sich in den letzten Jahren sehr<br />

bewährt. Die Zeiten, in denen der Reservatsgedanke<br />

als ideales Instrument des Naturschutzes<br />

angesehen wurden, sind passé.<br />

Natürlich lassen sich manche Schutzziele<br />

auch weiterhin nur in „Reservaten“ umsetzen;<br />

das soll auch so bleiben: Bannwälder<br />

und Naturschutzgebiete, um nur zwei Kategorien<br />

stellvertretend anzuführen, behalten<br />

auch in Zukunft ihre herausragende Bedeutung<br />

für den Natur- und Artenschutz. Aber<br />

in vielen Fällen lassen sich auch andere<br />

Lösungen finden, z. B. in den PLENUM-<br />

Gebieten. Dort ist der Gedanke „Schützen<br />

durch Nützen“ integriert, verinnerlicht, dort<br />

wird ein Konsens zwischen Mensch und<br />

Natur gesucht und gefunden. Fünf „PLE-<br />

NUM“-Gebiete gibt es derzeit in Baden-<br />

Württemberg, ein weiterer Ausbau ist in den<br />

nächsten Jahren vorgesehen.<br />

Worauf es ankommt<br />

Wenn die Gesellschaft eine gepflegte Kulturlandschaft<br />

will, muss sie bereit sein, dafür<br />

einen angemessenen Preis zu bezahlen. Der<br />

gezielte Einkauf heimischer Produkte ist ein<br />

Beitrag dazu – maßgeschneiderte Förderprogramme,<br />

die es den Landwirten ermöglichen,<br />

auch unter schwierigen Wettbewerbsbedingungen<br />

das Land zu bewirtschaften,<br />

sind ein weiterer wesentlicher Baustein, um<br />

die Landschaft offen zu halten. Ein wichtiger<br />

Schritt wird darin bestehen, das gesellschaftliche<br />

Bewusstsein für die Bedeutung<br />

der Kulturlandschaft für die Lebensqualität<br />

zu schaffen und zu stärken, die gepflegte<br />

Landschaft „in Wert zu setzen“. Die Landesregierung<br />

von Baden-Württemberg stellt<br />

sich dieser Herausforderung.<br />

1 PLENUM ist ein Projekt des Landes Baden-<br />

Württemberg zur Erhaltung und Entwicklung<br />

von Natur und Umwelt.<br />

(Dieser Beitrag wurde bereits am 29.11.2004<br />

im Staatsanzeiger Nr. 47 veröffentlicht.)<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Willi Stächele MdL<br />

Minister für Ernährung und Ländlichen<br />

Raum Baden-Württemberg<br />

Kernerplatz 10<br />

70182 Stuttgart<br />

E-Mail: poststelle@mlr.bwl.de

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