Druck - Deutscher Rat für Landespflege
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und die Umweltstiftung des Baden-<br />
Württembergischen Sparkassenverbandes<br />
ausloben. In der „Gründungsurkunde“ heißt<br />
es dazu: „Der SHB stiftet einen Preis für<br />
eine beispielhaft erhaltene und gestaltete<br />
Kulturlandschaft als Ausdruck der Koexistenz<br />
von Mensch und Natur.“ Als Kulturlandschaft<br />
wird die in Jahrhunderten vom<br />
Menschen geformte Landschaft bezeichnet.<br />
Jeweils sieben Preisträger – Personen und<br />
Gruppierungen, auch solche des NABU und<br />
vor allem des Albvereins – werden in einer<br />
öffentlichen Veranstaltung in Anwesenheit<br />
von Sparkassenpräsident Heinrich Haasis<br />
und Landwirtschaftsminister Willi Stächele<br />
herausgehoben. Preiswürdig sind: Einmähder<br />
1 auf der Schwäbischen Alb, Pflege<br />
von Wacholderheiden, Erhaltung und<br />
Wiederbestockung von Hecken, Bewahren<br />
historischer Weinberge mit ihren Trockenmauern,<br />
Vermehrung von Ackerwildkräutern,<br />
die Betreuung geschichtsträchtiger<br />
Wege, Hohlwege und Alleen, die Erhaltung<br />
von Obstwiesen und Streuobstflächen – etwa<br />
bei Göppingen durch Sekt aus der Champagnerbirne<br />
– sowie Vermarktungsstrategien<br />
für Rind-, Schaf- und Ziegenfleisch.<br />
Vom Grunderwerb und den vereinseigenen<br />
Flächen von fast 300 ha war schon die Rede.<br />
Die Pflege übernehmen Forstämter, der<br />
Pflegetrupp der Naturschutzverwaltung und<br />
vertraglich gebundene Landwirte. Der Spitzberg<br />
südwestlich von Tübingen – er endet<br />
mit der Wurmlinger Kapelle – umfasst auch<br />
das Naturschutzgebiet Hirschauer Berg, wo<br />
der SHB etliche Hektar besitzt. In den aufgelassenen<br />
Weinbergen herrscht eine Bodentemperatur<br />
bis zu 72 °C . Dort sind rund<br />
2.000 Pflanzenarten und rund 4.000 Tierarten<br />
nachgewiesen, deren Revier durch<br />
Verbuschen und Bewaldung bedroht ist.<br />
Seit 1999 hat der SHB fünf Mal dreiwöchige<br />
Lager zusammen mit dem Service Civil<br />
International organisiert, die jeweils 25.000<br />
Euro kosten. In Abstimmung mit der<br />
Tübinger Bezirksstelle für Naturschutz und<br />
unter der Anleitung von Fachleuten haben<br />
hier Studenten aus aller Welt täglich sechs<br />
Stunden geholfen, ehemalige Weinbergflächen<br />
freizuschaffen (Abb. 2).Unweit des<br />
Hohenzollern erstreckt sich am Albtrauf in<br />
800 m Höhe fernab des Dorfes Balingen-<br />
Streichen der Irrenberg, eine einmalig schöne<br />
Holzwiese, die mit ihren 30 ha ganz im<br />
Besitz des SHB ist. Schon längst mähen die<br />
Bauern nicht mehr in dieser Steillage, doch<br />
ein Landwirt ist bereit, das Mähgut mit<br />
seinem Lader aufzunehmen, wenn es unten<br />
am Feldweg liegt. Der Gau-Naturschutzwart<br />
Gerd Schach vom Schwäbischen Albverein<br />
hatte da die Idee, die bürgerschaftliche<br />
„Aktion Irrenberg“ (Abb. 3) zu propagieren,<br />
die 2003 zum 30. Male 70 bis 100<br />
Personen zusammenführte, davon etwa ein<br />
Abb.2: Internationales Jugendlager 2001,<br />
Hirschau, Spitzberg (Foto: Bildarchiv SHB).<br />
Drittel Mitglieder des SHB. Einige Tage vor<br />
dem Samstag Ende Juli mähen die Tieringer<br />
Naturfreunde mit ihren kleinen Geräten den<br />
Hang, und die „Aktionäre“ rechen das Gras<br />
zusammen, befördern es auf Plastikbahnen<br />
und ziehen es den Hang hinunter. Diese<br />
Aktion macht besonders Kindern und Jugendlichen<br />
Spaß. Ohne den jährlichen<br />
Schnitt würde das Gelände verholzen.<br />
In Oberschwaben liegt zwischen Ostrach,<br />
Kreis Sigmaringen, und Wilhelmsdorf, Kreis<br />
Ravensburg, das Pfrunger-Burgweiler Ried,<br />
nach dem Wurzacher Ried das zweitgrößte<br />
Ried oder Moor im Land. Dieser verlandete<br />
Moränensee war einmal 10 km lang und<br />
3 km breit, umfasste also 3.000 ha. Das Ried<br />
wurde fast 200 Jahre lang geschunden, durch<br />
Entwässerungsgräben versuchte man, den<br />
Boden zu meliorieren, zu verbessern, Torfstiche<br />
und maschineller Abbau hinterließen<br />
weite Wasserflächen. Nachdem die Ostracher<br />
Torfwerke 1938 die Ausbeutung<br />
beendet hatten, konnte der SHB 50 ha erwerben.<br />
Heute sind 180 ha in seinem Besitz.<br />
In Wilhelmsdorf am südlichen Ende des<br />
Rieds wurde Anfang der 1980er Jahre eine<br />
moornahe Fläche frei, nachdem eine Spedition<br />
umgesiedelt worden war. Die Gemeinde<br />
bot dem SHB das Wohn- und Geschäftshaus<br />
samt umliegendem Gelände an, der die<br />
Gelegenheit ergriff, in größerem Stil in die<br />
aktive Naturschutzarbeit einzusteigen. Im<br />
Herbst 1994 konnte dann das SHB-<br />
Naturschutzzentrum eröffnet werden, dessen<br />
Leitung Lothar Zier übernahm, ausgewiesener<br />
Kenner der Moorlandschaft und<br />
Beauftragter des SHB für das Pfrunger-<br />
Burgweiler Ried. Im Haus entstand eine<br />
Schau, die die Entstehung des Rieds verdeutlicht<br />
und die Geschichte der Torfnutzung<br />
darstellt. Zudem werden Fauna und Flora<br />
exemplarisch den jährlich 6.000 Besuchern<br />
gezeigt. Auf dem Riedlehrpfad mit seinen<br />
Schautafeln wird die Zahl der Interessierten<br />
auf 30.000 pro Jahr geschätzt. Das SHB-<br />
Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf repräsentiert<br />
sich heute als ein Ensemble von drei<br />
Gebäuden. Zu dem Ausstellungsbau, der<br />
auch die Büros beherbergt, ist ein Sommerklassenzimmer,<br />
früher ein Schuppen, und<br />
1 Wiesen, die durch einjährige Mahd im Sommer<br />
genutzt werden.<br />
Abb.3: Aktion Irrenberg 1998. Vorne Landrat Fischer, dahinter Sparkassenverbandspräsident<br />
Haasis (Foto: Bildarchiv SHB).